2024-12-04
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Nur gemeinsam sind sie stark: Wie ein kombinierter Ausbau der erneuerbaren Energien die Stromversorgung sicherstellt

„Was ist denn, wenn die Sonne mal nicht scheint und der Wind mal nicht weht? Dann haben wir Stromausfall!“ Dieses Argument hört man immer wieder von Gegnern der regenerativen Energien. Was aber ist wirklich dran an dieser Aussage? Gehen zwangsläufig die Lichter aus, wenn das Wetter mal nicht mitspielt?

Erneuerbare Energien immer stärker

Dieser Frage ist der Deutsche Wetterdienst (DWD) nun wissenschaftlich nachgegangen, denn zweifelsohne machen uns die erneuerbaren Energien abhängiger vom Wetter. Trotzdem wurde im vergangenen Jahr aus Wind, Sonne und Biomasse in der EU erstmals mehr Strom produziert als aus Stein- und Braunkohle zusammen, wie der Thinktank Agora Energiewende kürzlich mitteilte. Nichtsdestotrotz ist die Versorgungssicherheit in Deutschland weiterhin sehr hoch, wie das Bundeswirtschaftsministerium berichtet: „Die Wahrscheinlichkeit, dass in Deutschland die Stromnachfrage im Betrachtungszeitraum 2018/19 und 2023/24 jederzeit gedeckt wird, liegt weiterhin bei nahezu 100 %.“

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) unterstützt den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland und Europa durch die Erforschung der meteorologischen Rahmenbedingungen. In einer europaweit angelegten Untersuchung sollte nun erstmals ermitteln werden, wie stark die Stromproduktion aus Sonne und Wind tatsächlich wetterbedingt schwankt und welche Möglichkeiten, zumindest aus meteorologischer Sicht, bestehen, um Ertragsausfälle bei der regenerativen Stromproduktion zu vermindern. Moderne Messmethoden sowie umfangreiche Datensätze, die in den vergangenen Jahrzehnten u.a. von Messsatelliten gesammelt wurden, lassen nun das erste Mal konkrete Aussagen zu.

Der Anteil der erneuerbaren Energien in Europa steigt immer weiter (Bild: Agora Energiewende)

Untersuchungsaufbau

Zunächst wurde exemplarisch ausgewertet, wie oft über einen Zeitraum von 48 Stunden in bestimmten Gebieten die mittlere Energieproduktion aus Wind und Sonne unter zehn Prozent der Nennleistung blieb. Bei Onshore-Windkraftanlagen trat dieser Fall durchschnittlich etwa 23 Mal im Jahr auf. Rechnet man die Offshore-Anlagen Deutschlands hinzu, fällt dieser Wert bereits auf rund 13 Mal pro Jahr. DWD-Vizepräsident Dr. Paul Becker betonte bei der Vorstellung der Zahlen die zunehmende Bedeutung der Offshore-Windindustrie: „Offshore-Windkraft kann daher eine zentrale Bedeutung für das Gelingen der langfristigen Energiewende einnehmen, auch mit Blick auf Versorgungssicherheit und Reduzierung der Gesamtkosten.“

Kombiniert man diese Zahlen mit der Stromleistung, die von Photovoltaik-Anlagen ausgeht, fällt der Wert weiter: Nur noch rund zwei Mal pro Jahr tritt der Musterfall auf. In einem weiteren Schritt wurde die Energieproduktion aus anderen europäischen Ländern hinzu gerechnet, was nur noch zu 0,2 Musterfällen pro Jahr führte. Das wiederum verdeutlicht laut den Wetter-Experten die Notwendigkeit eines länderübergreifenden Stromnetzes, das einen großräumigen Stromaustausch ermöglicht und so zur Netzstabilität in allen Ländern beiträgt.

Eine länderübrgreifende Stromversorgung ist notwendig, um Versorgungssicherheit in der EU zu gewährleisten (Bild: Pixabay)

Europäische Energiepolitik gefordert

Matthias Buck, Leiter Europäische Energiepolitik bei Agora Energiewende, macht deutlich, wie er sich die zukünftige Energiepolitik Europas vorstellt: „Die Entwicklung der Erneuerbaren Energien in Europa wurde in den vergangenen Jahren stark von der Erfolgsgeschichte der Windenergie in Großbritannien und Deutschland geprägt. Doch nur, wenn alle Länder in Europa sich gleichermaßen engagieren, ist bis 2030 ein Anteil von 35 Prozent Erneuerbaren Energien am Energieverbrauch möglich. Hierzu kann die Photovoltaik viel stärker beitragen als bisher. Gemessen an ihrem Potenzial und ihren inzwischen sehr niedrigen Kosten spielt sie eine viel zu kleine Rolle.“

Allein der weitere Ausbau der Erneuerbaren reicht aber nicht aus, wie Becker betont: „Aus meteorologischer Sicht spricht also nichts gegen einen weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland und Europa. Da das Wetter aber macht was es will, können wir niemals ausschließen, dass eine extreme Windflaute zusammen mit einer sonnenarmen Phase über Europa auftritt. Eine verantwortungsvolle Energiepolitik muss sich deshalb nicht nur um den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik kümmern, sondern zugleich für ausreichend Reservekapazitäten sorgen.“

Nur wenn auch dieses Segment entsprechend ausgebaut wird, kann eine regenerative Stromversorgung garantieren, dass auch zukünftig nicht das Licht ausgeht, wenn der Wind mal nicht weht und die Sonne nicht scheint.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
DWD, Agora Energiewende, Wind, Solar, EU, Deutschland, Speicher, Reservekapazität
Windenergie Wiki:
Versorgungssicherheit, Offshore, Energiewende



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