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Licht und Schatten bei der Offshore-Windenergie
Trotz der Einschränkungen durch Corona wurde im vergangenen Jahr in Europa eine Rekordsumme von 26,3 Mrd. € in neue Offshore-Windparks investiert. Damit werden 7,1 GW neuer Offshore-Windkraftanlagen finanziert, die in den kommenden Jahren gebaut werden sollen. Das berichtet der europäischen Windenergieverband WindEurope.
„26 Milliarden Euro an neuen Investitionen im Jahr 2020 sind ein großer Vertrauensbeweis in die Offshore-Windenergie. Die Investoren sehen, dass Offshore-Wind günstig, zuverlässig und widerstandsfähig ist – und dass die Regierungen mehr davon wollen. Und diese Investitionen werden Arbeitsplätze und Wachstum schaffen. Jede neue Offshore-Windturbine generiert 15 Millionen Euro an wirtschaftlicher Aktivität. Wir erwarten, dass die 77.000 Menschen, die heute in Europa im Bereich Offshore-Wind arbeiten, bis 2030 auf 200.000 anwachsen werden“, zeigt sich Giles Dickson, CEO von WindEurope, erfreut über die Entwicklung.
Auch bei der Inbetriebnahme an neuen Offshore-Parks konnte 2020 ein neuer weltweiter Rekord aufgestellt werden, wie das World Forum Offshore Wind (WFO) in seinem 'Global Offshore Wind Report 2020' berichtet: 5.206 MW wurden in Betrieb genommen – kaum eine nennenswerte Steigerung gegenüber den 5.194 MW aus dem Jahr 2019. Angesichts der Pandemie zwar immer noch ein guter Wert, trotzdem sorgen einige Entwicklungen in der Branche für Bedenken.
Zubau an Offshore-Windenergie in Europa (Bild: WindEurope)
Denn während in Europa insgesamt 2,9 GW an neuer Offshore-Windkapazität installiert wurden, schwächelt der Kernmarkt Deutschland. Großbritannien ist nach wie vor der größte Offshore-Windmarkt der Welt mit 10,4 GW installierter Gesamtleistung, gefolgt von Deutschland auf dem zweiten Rang mit 7,7 GW. Allerdings werden die heraneilenden Chinesen (derzeit: 7,1 GW) die Bundesrepublik in der kommenden Statistik bereits überholt haben.
War der Zubau in Deutschland mit 32 Anlagen mit einer Leistung von 219 MW ohnehin schon recht dürftig, konnten im 2. Halbjahr 2020 aufgrund falsch gesetzter politischer Rahmenbedingungen überhaupt keine neuen Anlagen mehr gebaut werden. Und auch für 2021 ist keine Inbetriebnahme von deutscher Offshore-Windenergie geplant. Unterdessen befinden sich in China derzeit 4.372 MW im Bau.
Und das ausgerechnet jetzt, wo auch der Wasserstoffmarkt endlich in Schwung kommt und dringend auf Grünstrom vom Meer angewiesen ist. „Während sich die langfristigen Rahmenbedingungen für die Offshore-Windindustrie im vergangenen Jahr mit dem Green Deal der EU und den neuen Langfristzielen der Bundesregierung bis 2040 verbessert haben, bleibt die kurzfristige Situation der Branche mit dem sehr schwachen Heimatmarkt herausfordernd“, kommentieren die deutschen Branchenorganisationen die schwachen Ausbauzahlen.
Und auch Dickson warnt: „Lassen Sie uns diesen Schwung beibehalten! Wir brauchen jetzt einen umfassenden gesetzlichen Rahmen für hybride Offshore-Windprojekte, eine verbesserte maritime Raumplanung und gestraffte Genehmigungsverfahren, um das volle Potenzial der europäischen Offshore-Windenergie auszuschöpfen!“
Dabei stehen die nächsten Interessenten bereits in den Startlöchern. „Offshore-Wind ist nicht mehr nur ein Thema für die Nordsee. Er wird schnell zu einer gesamteuropäischen Angelegenheit. Immer mehr Länder engagieren sich in diesem Bereich. Polen, Spanien, Griechenland, Irland und die drei baltischen Staaten haben alle Pläne. Und der schnelle Fortschritt der schwimmenden Offshore-Windkraftanlagen wird den Ausbau im Atlantik, im Mittelmeer und im Schwarzen Meer unterstützen“, erklärt Dickson.
Auch in anderen Teilen der Welt weden die Bauaktivitäten auf den Ozeanen zunehmen. Nach dem Wechsel des US-Präsidenten erwarten Experten nun endlich den Durchbruch für Offshore-Wind in den USA. Und erst vor wenigen Tagen verkündete Südkorea, den größten Offshore-Windkomplex der Welt bauen zu wollen.
Auch technologisch drängen augenblicklich Innovationen auf den Markt. So lag die durchschnittliche Größe der im letzten Jahr installierten Turbinen noch bei 8 MW. Die Größe der im vergangenen Jahr bestellten Turbinen erreichte mit der 13-MW-GE Haliade-X (siehe links, Haliade in Rotterdam, Bild: GE Renewable Energy) und der 14-MW-Turbine von Siemens Gamesa bereits neue Rekorde. Und die werden weiter wachsen, denn Vestas kündigte für 2024 die Serienproduktion seiner brandneuen 15 MW-Turbine an.
- Autor:
- Katrin Radtke
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- Turbine, MW, Giles Dickson