2024-11-05
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Turbulenzen am Anlagenmarkt?

Ein neuer Bericht von Wood Mackenzie lässt aufhorchen: Während sich die führenden drei Anlagenhersteller weiter von der Konkurrenz absetzen können, bieten sich im schwierigen chinesischen Markt plötzlich neue Möglichkeiten.

Eigentlich sind die Karten klar verteilt: Vestas, Siemens Gamesa und GE Renewable Energy dominieren seit Jahren den Markt der Anlagenhersteller. Und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern, im Gegenteil. Ein neuer Bericht des Consultingunternehmens Wood Mackenzie geht sogar davon aus, dass die drei Unternehmen ihren gemeinsamen Anteil am Weltmarkt von derzeit 43 Prozent (2019) auf  60 Prozent im Jahr 2029 ausbauen können.

Dabei sah es in den letzten Jahren so aus, als wenn die drei westlichen Anlagenhersteller (OEMs) ernsthafte Konkurrenz aus China bekommen könnten, denn in den Top10 gab es zuletzt immer mehr chinesischen Unternehmen, die vor allem auf dem Heimatmarkt erfolgreich waren: „Zehn der 15 führenden Turbinenhersteller im Jahr 2020 werden Chinesen sein und von einem Anstieg der Inlandsnachfrage profitieren“, so Wood Mackenzie noch im vergangenen Jahr.

Allerdings hat sich der Wind mittlerweile etwas gedreht. Inmitten der Corona-Pandemie hat China kürzlich verkündet, bis 2060 klimaneutral werden zu wollen. Dafür bedarf es für den bislang größten CO2-Produzenten der Welt einer mächtigen Kraftanstrengung plus Unterstützung aus dem Ausland. Denn China hat ebenfalls kürzlich angekündigt, zum Ende des kommenden Jahres aus seinem Feed-in-Tariff (FIT) auszusteigen. Dann ist es mit dem höheren Einspeisetarif für Windenergie vorbei. Die Produzenten müssen sich dem Markt komplett stellen.

Wie entwickeln sich die globalen Windenergiemärkte? (Grafik: Wood Mackenzie)

Was vorher passiert, ist aus anderen Ländern wie den USA hinlänglich bekannt: Die Ankündigung wird für einen kurzfristigen Bauboom sorgen. Die erhöhte Nachfrage bietet dadurch auch den westlichen Unternehmen ganz neue Möglichkeiten. „Chinas Bestreben, das Ziel der Klimaneutralität bis 2060 zu erreichen, könnte aufgrund der deutlich gestiegenen Nachfrage neue Marktteilnehmer in die Windindustrie locken“, so Shashi Barla, Wood Mackenzie Principal Analyst.

„Es wird erwartet, dass die westlichen Turbinen-OEMs in diesem Jahr gemeinsam mehr als 10 Prozent des Marktanteils in China erobern werden – der höchste in den letzten zehn Jahren – aufgrund der Einstellung des Feed-in-Tariffs (FIT). Der Ausstieg aus dem FIT in China hat einen kurzfristigen Aufschwung auf dem Markt ausgelöst, wobei Akteure der Stufe II in der Rangliste für 2020 aufsteigen werden. Chinesische Unternehmen der Stufe II zielen mit 10+MW-Turbinen auf den Offshore-Markt ab, während die Hauptakteure auf 5-7MW-Technologien setzen, um ihren Anteil zu vergrößern“, erklärt Barla.

Die beiden chinesischen Anlagenhersteller SEwind und MingYang werden nach dieser Einschätzung den heimischen Offshore-Markt mit einem gemeinsamen Marktanteil von 60 Prozent dominieren, trotz zunehmender Konkurrenz durch andere Hersteller.

Gerade der Offshorebereich bleibt weltweit hart umkämpft. Das große Potenzial ist in vielen Ländern noch lange nicht ausgeschöpft. Erst kürzlich sicherte sich Vestas den Anteil des bisherigen Partners Mitsubishi im gemeinsamen Offshore-Joint-Venture MHI Vestas Offshore Wind.

Der globale Offshore-Windmarkt boomt (Bild: Pixabay)

Trotzdem dürfte Siemens Gamesa langfristig die besseren Karten haben und sich bis spätestens 2025 dauerhaft an die Spitze der Hersteller setzen: „Siemens Gamesa wird sich bis 2025 die globale Nummer eins in der Rangliste sichern und diese Position bis zum Ende des Jahrzehnts beibehalten“, sagt Barla voraus.

Bleibt da noch Platz für die kleineren Hersteller? Durchaus, wenn die sich auch weiterhin auf ihre Stärken konzentrieren. Gerade kleinere Onshore-Märkte abseits der ausgetretenen Pfade bieten Chancen. So konnte sich der deutsche Hersteller Nordex nach den finanziellen Schwierigkeiten von Enercon zu einem robusten vierten Wettbewerber auf den globalen Märkten ohne China entwickeln.

Auch im Hinblick auf den grünen Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie liegen Chancen, wenn die Regierungen den Ausbau erneuerbarer Energien fördern. Es wird viel Bewegung im Markt sein in den kommenden Jahren, sagte auch kürzlich Ben Backwell vom Global Wind Energy Council (GWEC) voraus. Hatte man zu Beginn der Pandemie im Frühjahr noch mit einem Einbruch der Windbranche von rund 20 Prozent gerechnet, fällt dieser mit 6 Prozent sehr viel kleiner aus. Einige Regierungen haben die Zeit genutzt, so Backwell, um neue Klimaziele festzulegen und für positive politische Beschlüsse zu sorgen. Es bleibt also viel zu tun.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Windenergie, Anlagenhersteller, OEM, Vestas, Siemens Gamesa, GE Renewable Energy, Markt, China, FIT, Tarif, Förderung, Boom, Nordex, Enercon, GWEC, Corona
Windenergie Wiki:
Turbine, Offshore, MW



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