2024-11-05
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Im Osten geht die Sonne auf – Immer mehr Länder setzen auf Erneuerbare

Während sich der Westen in Form der USA aus dem Pariser Klimaabkommen verabschiedet, geht der Osten in die genau andere Richtung: Russland entdeckt die Erneuerbaren für sich und Südkorea beschließt gar den Atom- und Kohleausstieg.

Man konnte sich in letzter Zeit häufiger fragen, ob die oft so hochgelobten USA, für viele der Inbegriff des fortschrittlichen Westens, diese Bezeichnung noch verdienen, denn das, was die Menschen gemeinhin damit verbinden – Freiheit, Offenheit, Zukunftsfähigkeit – steht unter Präsident Trump nicht mehr hoch im Kurs.

Die Welt verändert sich

Schaut man sich momentan das Weltgefüge an, beginnt sich einiges zu verschieben. Da stehen die Chinesen plötzlich ganz vorn bei Investitionen in erneuerbare Energien und belehren die USA über Klimawandel. Nun folgt ein weiteres Hochtechnologieland dem Schritt, den Deutschland als erstes gemacht hat: Südkoreas neuer Präsident hat den Ausstieg aus der Atomkraft verkündet. Auch auf Kohle will man möglichst schnell verzichten.

Dies teilte Präsident Moon Jae-in (unten im Bild) am Montag in einer Rede der Öffentlichkeit mit und folgt damit seinem Wahlversprechen. Der Anlass hätte nicht passender sein können: Das älteste Atomkraftwerk des Landes, Kori-1, wurde still gelegt. Gleichzeitig versprach er, alle weiteren Nuklear-Neubauten auf Eis zu legen, ebenso wie Pläne für Kohlekraftwerke. Über das Schicksal der beiden sich im Bau befindlichen Reaktoren Shin Kori 5 und 6 werde es öffentliche Konsultationen geben.

Kein Rückhalt mehr in der Bevölkerung

Verschiedene Umweltorganisationen wie Greenpeace begrüßten diesen Schritt umgehend . „Die Menschen in den Städten Südkoreas haben seit Langem eine Energiewende gefordert, was auch ein Grund ist, warum Präsident Moons Wahlversprechen für eine sichere und saubere Energiepolitik während der Präsidentschaftskampagne so beliebt war", sagt Daul Jang von Greenpeace Ostasien. "Die Ankündigung von Moon ist eine klare Antwort auf die Menschen. Es ist ein historischer Tag und der erste Schritt zu einer Energiedemokratie.“

Viele Faktoren haben dafür gesorgt, dass sich die Bevölkerung in Südkorea immer mehr von der Nuklearenergie abwendete. Der Reaktor-GAU von Fukushima und ein starkes Erdbeben im vergangenen Jahr im eigenen Land haben dazu ebenso beigetragen wie der Feinstaub, der das Leben in den Großstädten immer schwieriger macht. Dabei war Südkorea im vergangenen Jahr noch der fünftgrößte Produzent von Atomenergie weltweit. Gut ein Drittel des Strommixes wird von den 25 AKW geliefert. Stattdessen soll nun aber umfassend in Solar- und Offshore-Windenergie investiert werden.

Alle vs. Trump

Moon betonte außerdem, dass sich Südkorea an die gesteckten Ziele im Rahmen des Pariser Klimaabkommens halten wird: So will das Land 37% weniger CO2-Emmissionen bis 2030 erreichen. Dieses Ziel wurde bei Abschluss des Abkommens noch heftig kritisiert, da es niedriger als frühere Ziele ist. Südkorea gehört zu den Ländern, in denen die Emissionen am schnellsten steigen. Wenn der nun geplante Strukturwandel tatsächlich in dem Tempo durchgezogen wird, wie es sich der Präsident vorstellt, dürften die Ziele ambitionierter werden.

Auch aus Russland kommen in letzter Zeit neue Töne. So hat sich Präsident Putin nach dem Ausstieg der Amerikaner beeilt zu betonen, dass sein Land sich an die Beschlüsse von Paris halten werde. Nun folgen Taten. Der lange Zeit brach liegende Windenergiemarkt wurde wieder zum Leben erweckt und erste Ausschreibungen für insgesamt 700 Megawatt innerhalb der nächsten drei Jahre vergeben.

Westliches Knowhow für Russland

Diese Woche verkündete unterdessen der niederländische Windturbinenhersteller Lagerwey eine Zusammenarbeit mit OTEK, einer Tochtergesellschaft von Rosatom. Rosatom ist die föderale Behörde Russlands, die die zivile und militärische Atomindustrie des Landes leitet und nach Schätzungen von Experten des Europaparlamentes 98 Prozent des nuklearen Materials in Russland kontrolliert. OTEK wiederum ist der nicht-nuklare Arm der Behörde, der bis Ende des Jahres ein Joint Venture mit den Niederländern eingehen wird. Dann will man in Russland gemeinsam eine Fabrik bauen, die pro Jahr Anlagen mit einer Leistung von 250 MW produziert. Dazu müssen zunächst Arbeiter vor Ort ausgebildet werden, da man quasi bei Null anfängt.

Bislang ist der größte Problem in Russland ohnehin die fehlende politische Unterstützung für den Ausbau von erneuerbaren Energien. Das Windenergiepotenzial im Land ist riesengroß, allerdings wagen bislang nur wenige Firmen, dort tatsächlich zu investieren. Korruption und undurchsichtige Geschäftspraktiken wirken abschreckend, wie auch eine gestern vorgestellte Studie der WWEA feststellte. Ein Fördersystem für Erneuerbare fehlt bislang und der Ausbau des Stromnetzes dürfte ein großes Problem darstellen. Dabei bieten gerade Sonnen- und Windenergie die Möglichkeit, auch entlegene Gebiete autark mit Energie zu versorgen.

Die Turbinen von Lagerwey sollen den russischen Windmarkt in Schwung bringen (Bild: Lagerwey)

Der große Bruder als Vorbild?

Wenn Russland tatsächlich in den kommenden Jahren in erneuerbare Energien investiert, kann von einer Sogwirkung auf den gesamten asiatischen Raum ausgegangen werden. Auch in Ländern wie Kasachstan schlummert großes Potenzial für Erneuerbare, bislang hielt man sich aber – ebenso wie der ‚große Bruder Russland‘ – vor allem an Erdgas und -öl. Doch fallende Preise auf dem Weltmarkt einerseits und zunehmende Umweltprobleme andererseits könnten auch hier für ein Umdenken sorgen. Kasachstan kämpft mit großen Problemen bei der Wasserversorgung, denn die Förderung der atomaren und fossilen Rohstoffe verschwendet und verschmutzt große Wasserressourcen, worauf u.a. Umweltpolitiker Hans-Josef Fell immer wieder hinweist. Eklatante Fehler im Wassermanagement haben z.B. bereits zum Austrocknen des Aralsees geführt.

Der Aralsee 1985 (Bild: NASA) war einst der viertgrößte Binnensee der Welt. Mittlerweile sind weite Teile ausgetrocknet.

So liegt noch ein weiter Weg vor den meisten asiatischen Ländern, um die Energiewende tatsächlich zu schaffen. Aber wer weiß, wozu Trumps Ausschwenken noch führen wird...

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Klimawandel, Pariser Klimaabkommen, Russland, Südkorea, Kasachstan, Lagerwey
Windenergie Wiki:
Turbine, Trump, Offshore, MW, Megawatt, Energiewende, Ausschreibungen



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