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Buchrezension Olaf Preuß: Kraftwerk Küste – Wie der Wind den Norden stark macht
Die Energiewende in Deutschland ist zur Zeit in aller Munde. Die neue Bundesregierung in Person von Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel hat umfassende Reformen für das EEG-Gesetz angekündigt. Passend dazu erschien letzte Woche im Wachholtz-Verlag das neue Buch von Olaf Preuß „Kraftwerk Küste – Wie der Wind den Norden stark macht“. Preuß ist ein bekannter Wirtschaftsjournalist, hat bereits für den Spiegel und die Financial Times Deutschland geschrieben und u.a. den 'Ernst-Schneider-Preis der deutschen Wirtschaft' erhalten. Zur Zeit arbeitet er beim Hamburger Abendblatt.
In seinem Buch zeigt er auf knapp 180 Seiten auf, wieso die norddeutschen Bundesländer in der Pflicht sind, über ihre Differenzen hinweg zusammen zu arbeiten und für die Fortführung der Energiewende in Deutschland zu kämpfen. Denn gerade der Norden hat bereits stark vom Ausbau der Windenergie profitiert und ist auf dem besten Weg, weltweit eine der führenden Regionen dieser Technologie zu werden.
Ausgehend von der These, dass der „Wind das Gold der Küste“ sei, nimmt der Autor seine Leser zunächst mit auf eine Reise durch die Geschichte der Windenergie. Bereits vor 30 Jahren nahm diese Geschichte in Norddeutschland ihren Anfang mit dem Projekt des Growians, der damals größten und stärksten Windenergieanlage der Welt, die aufgestellt wurde, um zu testen, ob die „Kraft des Windes auch im großen Maßstab zu ernten“ sei. Obwohl sich das Windrad als eine Fehlkonstruktion herausstellte und niemals seine volle Kraft erreichte, begann mit ihm der Siegeszug der Windenergieanlagen. Mittlerweile hat sich daraus eine Großindustrie entwickelt, die auf dem besten Weg ist, die Energieversorgung der ganzen Welt zu revolutionieren. Und der Norden Deutschlands ist mittendrin.
Dass der Autor den Norden sehr gut kennt, merkt man daran, wie treffend er im Folgenden die Stärken der einzelnen Nordbundesländer beschreibt – aber auch ihre Schwächen: Die Infrastruktur ist schlecht ausgebaut, die Bevölkerungsdichte niedrig, dafür die Arbeitslosigkeit besonders hoch. Große Industrieunternehmen haben bisher eher einen Bogen um den Norden gemacht, sich stattdessen lieber in Baden-Württemberg oder dem selbst ernannten „Silicon Valley Deutschlands“, Bayern, angesiedelt.
Erst durch die Windenergie bietet sich dem Norden nun die große Chance aufzuholen: Mehr und mehr Unternehmen der Branche lassen sich hier nieder. Gerade durch die aufkommende Offshore-Industrie, die an die Küste gebunden ist, verstärkt sich diese Entwicklung. In der Zukunft werden weitere Konzerne folgen, während andere ihre Produktionsstätten aufgrund der großen Nachfrage bereits ausbauen. Allerdings, so fordert Preuß, müssen die Nordländer auch entsprechend selbstbewusster nach Außen auftreten, gerade wenn es darum geht, innerhalb der Bundespolitik gegen den (laut-) starken Süden an zu gehen. Sonst wird es in der laufenden Diskussion um eine Reform des EEG schwierig.
In seinen Ausführungen spart der Autor allerdings auch nicht die Probleme aus, die die Branche durchaus noch zu bewältigen hat: Fehlende Speichermöglichkeiten für Windstrom, nicht ausgebaute Stromtrassen und generell eine Energieversorgung in Deutschland, die zu unflexibel ist, um mit den unsteten Erneuerbaren umzugehen. Dass auch die Windbranche selbst Fehler gemacht hat und dass es dringend einer Überarbeitung der EEG-Umlage bedarf, wird ebenfalls nicht verschwiegen.
Dabei achtet Preuß darauf, seine Leser sprachlich abzuholen. Man muss nicht drei Jahre Energietechnik studiert haben, auch ein Fachfremder bzw. Laie kann dem Buch gut folgen. Hier liegt sicherlich eine wesentliche Stärke des Buches, denn mit der Unterstützung aus der Bevölkerung steht und fällt das Gelingen der Energiewende. Trotzdem sind immer noch genug Fakten darin zu finden, um auch Leute vom Fach zu interessieren.
Während Preuß in seinen Ausführungen zu Beginn des Buches noch den Anschein erweckt, das Image-Problem des Nordens ließe sich recht einfach mit Hilfe des Engagements einer PR-Agentur lösen, setzt eine inhaltliche Auseinandersetzung in Form des Aufzeigens möglicher Vorgehensweisen erst in den späteren Kapiteln ein. Hier stellt sich die Frage, ob eine frühere Vorstellung der Lösungsansätze nicht besser gewesen wäre.
Trotzdem ist das Buch uneingeschränkt jedem zu empfehlen, der sich kompakt über den derzeitigen Stand der Windindustrie im Norden informieren möchte.
Das Buch „Kraftwerk Küste – Wie der Wind den Norden stark macht“ ist seit dem 07.03.2014 im Handel erhältlich. Es stammt aus dem Wachholtz-Verlag und kostet 16,90 Euro.
- Quelle:
- Katrin Radtke
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- Windenergie Wiki:
- Offshore, Hamburg, Growian, Energiewende