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EWEA Offshore 2013 – Eine Bilanz
Das Thema des Klimawandels ist momentan in aller Munde. Das liegt vor allem am UNO-Klimagipfel, der in den letzten zwei Wochen Abordnungen aus der ganzen Welt nach Warschau zog. Die Ergebnisse sind eher vage, viel Inhaltliches wurde auf das nächste Treffen 2015 vertagt.
Konkreter wurde es dagegen in Frankfurt, wo in der letzten Woche die EWEA Offshore 2013 stattfand. Hier trafen sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Technik. Hochrangige Vertreter diverser Organisationen und Konzerne forderten ambitionierte politische Vorgaben von der Europäischen Union bis zum Jahr 2030.
Die bisherigen Ziele von 20 Prozent Energie aus den Erneuerbaren bis 2020 haben dafür gesorgt, dass der Offshore-Ausbau boomt. Die bereit stehenden Technologien arbeiten sicher und zuverlässig. Schwachstelle ist die Politik. Aus diesem Grund traten eine Woche vor Beginn der Messe bereits acht der führenden Windenergiekonzerne gemeinsam an die Öffentlichkeit, um von den Politikern der EU neue Zielvorgaben für 2030 zu fordern, darunter Vestas, Alstom und Dong Energy. In den nächsten Monaten werden Vertreter der EU zusammenkommen, um ein neues Klimaabkommen zu verabschieden. Ähnlich wie bei den Koalitionsverhandlungen in Deutschland ist mit einem zähen Ringen zu rechnen.
Das beherrschende Thema auf der Konferenz war die Finanzierung. Die EWEA stellte ihre neueste Studie vor, aus der unter anderem hervorgeht, dass das meiste Geld dieser Branche aus Deutschland stammt. Aber auch die Dänen als Pioniere der Offshore-Technik stellen mit Dong Energy einen der potentesten Investoren der Offshore-Branche. Entsprechende Präsenz zeigte das Unternehmen auf der Veranstaltung: Henrik Poulsen, CEO des Energieversorgers, war zugleich Vorsitzender der Konferenz. Er machte in seiner Eröffnungsrede deutlich: „Wir von Dong glauben an den Prozess [der Energiewende] und fühlen uns auch weiterhin verpflichtet, unseren Ansatz und unsere Erfahrungen weiterzuverfolgen.“ Das unterstrich der Konzern mit einem Investment von 2,2 Milliarden Euro in den deutschen Windpark Godewind, wie auf der Messe verkündet wurde.
Die Stimmung auf der Veranstaltung war an diesen drei Tagen trotz des Durchsickerns erster Ergebnisse der deutschen Koalitionsverhandlungen keineswegs pessimistisch, ganz im Gegenteil. So wurde die Reduzierung der deutschen Offshore-Ziele durch die Bundesregierung in spe von vielen Seiten begrüßt. So etwa von REpower, dessen Vorsitzender Andreas Nauen betonte: „Die neue Ziele sind erreichbar, daher auch realistischer als die 25 MW bis 2030, die bisher ausgegeben waren.“ Da wird sich dann also die Frustration über nicht erreichbare Ausbauvolumen in Grenzen halten.
Dass das Ende der Fahnenstange in der technischen Entwicklung bislang nicht erreicht wurde, bewiesen die Turbinenhersteller selbst, die fast alle auf der Messe anwesend waren. Dort wurden gleich mehrere neue Anlagen präsentiert, die sich im Brechen von Rekorden in nichts nachstanden. Während der französische Konzern Alstom bekannt gab, gerade die weltweit leistungsstärkste Offshore-Turbine installiert zu haben, stellte REpower ein überarbeitetes Modell seiner 6,5 MW-Turbine vor, die mit 152 Metern Rotorblattdurchmesser eine beachtliche Größe bekommen hat. Samsung ging dagegen noch einen Schritt weiter und lockte die Besucher mit der neuen 7 MW-Turbine an den Messestand, die momentan in Schottland getestet wird und ab dem nächsten Jahr in Serie gehen soll. Vestas und Mitsubishi bewarben dagegen ihr neues Joint Venture, gaben aber noch keine weiteren Einblicke in die Entwicklung ihrer 8 MW-Turbine.
Angesichts der täglich neuen Rekordmeldungen kann man schnell den Überblick verlieren. In der nächsten Ausgabe des Newsletters werden wir daher einen ausführlicheren Blick auf die derzeit leistungsstärksten Offshore-Turbinen werfen, die auf der Messe präsentiert wurden.
Immer längere Rotorblätter, immer mehr Leistung – auf der anderen Seite müssen aber auch die exorbitanten Kosten der Offshore-Parks in den Griff bekommen werden. Auch dazu wurden auf der Messe viele Innovationen vorgestellt, denn im technischen Bereich sind noch immer enorme Einsparungen möglich und nötig. Trotzdem zeigte sich die Branche zuversichtlich, beim Vorhaben der Kostenreduktion in den nächsten Jahren große Fortschritte zu machen.
Unter anderem stellte die Firma Inneo Torres aus Spanien einen neuen Turm vor, der ähnlich wie ein Teleskop ausgefahren werden kann. Da die Montage der gesamten Anlage dadurch größtenteils an Land machbar ist, kann beispielsweise beim Transport und der Miete der Kräne Geld gespart werden. Das Unternehmen rechnet dadurch mit einer Senkung der Aufbaukosten um 20 bis 25 Prozent. Ab nächstem Sommer wird der Prototyp getestet.
Auch beim Bau der Gründungsstrukturen ist laut Ramboll Wind aus Hamburg eine Kostenreduzierung möglich. Weniger Gewicht bedeutet weniger Kosten. So kann man zum Beispiel an den Schweißnähten sparen und insgesamt weniger Stahl verwenden. Auf diese Art lassen sich bei den Monopiles bis zu 23 Prozent Kosten einsparen, bei Jackets sogar 25 Prozent.
Zusammenfassend kann man die Messe als Erfolg werten. Die Branche hat unter Beweis gestellt, dass sie mittlerweile konkurrenzfähig ist. Ein Ende der technischen Entwicklungen ist nicht in Sicht, obwohl die Umsätze sich bereits jetzt in Milliardenhöhe bewegen. Norbert Giese, Chef der Offshore-Sparte von REpower, formulierte treffend den derzeitigen Stand: „Wir haben uns an die Abmachungen gehalten und abgeliefert. Nun ist es an der Politik, ihre Seite einzulösen und uns einen würdigen politischen Rahmen zu stellen.“
- Quelle:
- Katrin Radtke, Windmesse Online-Redaktion
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- Windpark, Turbine, REpower, Offshore, MW, Monopile, Jacket, Hamburg, Energiewende