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Neuseeland schaltet Turbo an: Regierung setzt Erneuerbare auf die Überholspur
Neuseeland ist reich an Energieressourcen, das weiß auch Energieministerin Megan Woods. Schon 2018 lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung im Land bei 84 Prozent, vor allem aus Wasserkraft und Erdwärme. Das reicht aber nicht aus und so lautet der Plan bis 2025 auf über 90 Prozent zu kommen und spätestens 2030 die 100 Prozent zu erreichen: „Wir sind weltweit unglaublich gut positioniert, um die Windenergie zu nutzen, sowohl an Land als auch auf See“, erklärt Woods daher. „Wenn es um die Offshore-Erzeugung geht, ist unser Standort entscheidend. Die am wenigsten windigen Standorte in Neuseeland haben ein besseres Windenergiepotenzial als der windigste Standort in Australien“, kann sie sich einen Seitenhieb gegen den großen Nachbarn nicht verkneifen.
Um die Energiewende weiter zu beschleunigen hat die Regierung daher zu umfangreichen Maßnahmen gegriffen: So gab sie zu Beginn dieser Woche bekannt, dass drei Onshore-Windparkprojekte im Schnellverfahren den entsprechenden Gremien zur Genehmigung vorgelegt werden sollen. Dies ist im Rahmen einer befristeten Regelung des COVID-19-Gesetzes zur Konjunkturbelebung möglich, um die wirtschaftlichen Erholung Neuseelands zu fördern, Arbeitsplätze zu schaffen und die Emissionsreduzierung zu beschleunigen.
Die vorgeschlagenen Windparks in Manawatu, in der Nähe von Auckland und in Southland würden bei Spitzenleistung etwa 419 Megawatt Strom erzeugen, so Wood. Das entspricht fast der gleichen Strommenge, die auch der Clyde-Damm liefert, der drittgrößte Staudamm Neuseelands. „Die Erzeugung der gleichen Strommenge mit fossilen Brennstoffen würde dagegen etwa 150 Millionen Kilogramm CO2-Emissionen verursachen“, betont Woods.
Aber nicht nur die Windenergie soll von der Regelung profitieren: Neun Solarparks, die fast 1,9 Millionen Paneele umfassen, wurden seit 2021 im Rahmen des COVID-19 Recovery-Gesetzes zur schnellen Genehmigung eingereicht. „Diese Projekte können schneller vorangetrieben werden, vorausgesetzt, sie erfüllen die normalen Umwelttests, die von den Expertengremien für die Genehmigung festgelegt wurden“, ergänzt David Parker, Minister für Umwelt und Verkehr. Die Parks sollen bei Spitzenleistung 1.147 Megawatt Strom in das nationale Netz einspeisen – fast das Dreifache der Leistung des 432-MW-Clyde-Damms.
Der 'Beehive' (Bienenstock) genannte Regierungssitz in Wellington: Von hier aus soll die Beschleunigung der Energiewende gesteuert werden (Bild: Pixabay)
"Das Fast-Track-Verfahren war ursprünglich als vorübergehende Maßnahme gedacht, aber sein Erfolg bedeutet, dass das Verfahren bald dauerhaft werden wird. Das Gesetz über die natürliche und gebaute Umwelt, das noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden soll, wird auch ein Schnellverfahren für Infrastruktur- und regional bedeutsame Wohnungsbauprojekte vorsehen“, kündigt daher Parker an. Pro Projekt können so ca. 18 Monate eingespart werden. Auch geplante Geothermie- und Wasserstoffprojekte auf der Nordinsel mit einer Leistung von 64 MW sollen dadurch nun auf die Überholspur gesetzt werden.
Zusätzlich will die Regierung für ein positives Investitionsklima sorgen und hat dazu in dieser Woche einen 2 Milliarden Dollar schweren Klimafonds in Zusammenarbeit mit Black Rock auf den Weg angekündigt. Der Fonds wird neuseeländischen Unternehmen Zugang zu größeren Kapitalpools verschaffen und die Schaffung hochqualifizierter Arbeitsplätze vor Ort unterstützen.
"Angesichts der Tatsache, dass Länder auf der ganzen Welt tagtäglich mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert sind, war es nie dringender als jetzt, in Technologien zu investieren, die zur Bewältigung der Klimakrise beitragen, und Neuseeland ist gut positioniert, um ein Standort für diese Investitionen zu sein“, so Premierminister Chris Hipkins. „Es zeigt, dass unsere ehrgeizigen Klimaziele die Aufmerksamkeit der Welt haben und dass sie gut für das Klima und die Wirtschaft sind und zur Schaffung hochqualifizierter Arbeitsplätze beitragen werden.“
Die Regierung kündigte zudem an, sich mit den Themen Wasserstoff und Offshore-Windenergie beschäftigen zu wollen und bat um Mithilfe der Verbände und Industrie, um bestmögliche Regularien für einen schnellen Ausbau dieser Technologien zu finden. Woods sieht das Land daher gut für die Zukunft aufgestellt und will in Neuseeland „eines der ersten Länder der Welt mit einem vollständig erneuerbaren Stromsystem“ schaffen.
- Autor:
- Katrin Radtke
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- Keywords:
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