Mehr als 100% Stromdeckung durch Erneuerbare belegt dringenden Netzausbaubedarf
Der Mai (KW18-21) wurde geprägt von einer außergewöhnlich guten Erneuerbaren Produktion (5.190 GWh). Österreich konnte seinen eigenen Strombedarf (4.101 GWh) im Mai bilanziell durchgehend durch erneuerbare Energie decken. Die Wasserkraft machte im Mai mit 4.281 GWh (Gigawattstunden) rund 82 Prozent der Erneuerbaren aus. Im Vergleich zum Mai des letzten Jahres steigerte sich die Wasser-Produktion um 31 Prozent. Die Windenergie war mit 575 GWh im Vergleich zum vergangenen Jahr sogar um 57 Prozent höher.
Überschuss an erneuerbarer Energie führt zu neuen Export Rekorden
„Durch die gute Produktion aus erneuerbaren Energiequellen konnte in Österreich ein Stromüberschuss produziert werden, der dazu führte, dass Österreich an jedem einzelnen Tag im Mai Strom ins Ausland exportieren konnte. Das ist in den letzten drei Jahren nicht ein einziges Mal vorgekommen“, betont Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. „Gerade im Frühsommer, wenn es wärmer wird, erkennt man die Bedeutung des Ausbaus der Erneuerbaren und somit die Erfordernis einer kapazitätsstarken Strominfrastruktur ganz deutlich.“
Im Mai jagte beim Stromexport ein Rekordwert den nächsten. Die Tagesexportmenge erreichte am 10. Mai das erste Mal seit September 2020 (am 2. September waren es 65,6 GWh) mit 69,4 GWh einen neuen historischen Höchstwert, der dann am 11. Mai mit 70,3 GWh abgelöst wurde. Der aktuelle Höchstwert wurde am 27. Mai mit 83 GWh erreicht.
Auch die Exportleistung stellte im Mai einen Rekord nach dem anderen auf. Es wurde die vorherige Höchstexportleistung von 4.484 MW aus dem Mai 2021 am Abend des 17. Mai mit 4.732 MW durch einen neuen Höchstwert abgelöst. In der Nacht vom 24. auf 25. Mai wurde diese mit 4.750 MW übertroffen und in der Früh vom 27. Mai erneut mit 4.960 MW. Der aktuelle Höchstwert wurde dann in der Nacht vom 27. auf 28. Mai in der 15min-Periode von 21:15 bis 21:30 Uhr mit 4.995 MW erreicht.
Keine Energiewende ohne starkes Stromnetz
„Die beste Erzeugung durch Erneuerbare nützt uns nichts, wenn die zur Verteilung des Stroms notwendige Infrastruktur zu schwach oder nicht vorhanden ist. Leider konnte der produzierte Strom nicht immer in den Westen zu den Pumpspeicherkraftwerken transportiert werden, um dort gespeichert zu werden. Dies muss uns allen ein Warnsignal sein: ohne ein kapazitätsstarkes und sicheres Stromnetz werden wir die für die Energiewende notwendigen Ziele nicht erreichen und gleichzeitig ökonomisch weitere Nachteile erleiden.“, stellt Christiner klar.
Im Mai musste an 16 Tagen in die Einsatzplanung der Pumpspeicherkraftwerke eingegriffen werden, weil die Netze zu schwach waren, um den Strom zu transportieren. Insgesamt 18.320 MWh an potenzieller Speicherkapazität sind durch zu schwache Netze verloren gegangen.
Um die Anforderungen der Zukunft, das Gelingen der Energiewende sowie die Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft zu ermöglichen, investiert APG allein 2023 rund 490 Millionen Euro in die heimische Strominfrastruktur. In den kommenden zehn Jahren werden insgesamt rund 3,5 Milliarden Euro investiert. Neben der Nichtnutzbarkeit von Produktionspotentialen führen die fehlenden Netzkapazitäten zu Engpässen auf den Leitungen und erfordern nahezu täglich den Einsatz von Notfallmaßnahmen, dem so genannten Redispatch. Dabei wird hohen Leitungsbelastungen mittels gezielten Einsatzes von thermischen und hydraulischen Kraftwerken entgegengesteuert. „Heuer waren derartige Eingriffe bis Ende Mai bereits an 89 Tagen notwendig. Das verursacht Kosten, die letztendlich der Stromkunde bezahlen muss. Mit Ende Mai lagen die durch Redispatch-Maßnahmen ausgelösten Kosten bei rund 59 Millionen Euro. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den Redispatch-Bedarf erheblich verringern und die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat daher oberste Priorität“, betont Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.
Die aktuellen Entwicklungen der Strom- und Energiepreise sowie die geopolitischen Entwicklungen in der Ukraine zeigen, wie wichtig eine rasche und sichere Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem ist. Dazu braucht es eine umgehende Gesamtsystemplanung, entsprechende Kapazitäten in den Bereichen Netze, Speicher, Produktion und eine umfassende Digitalisierung zur Nutzung der Flexibilitäten aller Akteure des Systems. Dies alles muss umgehend erfolgen. Die Beschleunigung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren sind dabei der zentrale Hebel.
Tendenz des Stromsparens muss weiter verstärkt werden
Österreichs Strombedarf betrug auf Basis von ersten Analysen in den Maiwochen gesamt rund 4.101 GWh. Eine Verringerung um 6,5 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2017 – 2021, die einerseits durch die warmen Temperaturen und andererseits durch Sparmaßnahmen der Verbraucher bewirkt wurde.
Laut Thomas Karall ist es wichtig auch in den Sommermonaten Strom einzusparen: „Mit der Stromeinsparung werden auch CO2 und gesamtsystemische Kosten reduziert und damit ein wesentlicher Beitrag geleistet, um die Systemsicherheit zu gewährleisten. Der Trend CO2 zu reduzieren, muss weiter vorangetrieben werden: darüber hinaus ist der nachhaltige Ausbau der Stromnetze, der erneuerbaren Produktion, sowie der Speicher das Gebot der Stunde.“
Tipps zum Stromsparen finden Sie unter apg.at/stromspartipps oder auf der Seite des Klimaministeriums mission11.at. Mit dem APG Powermonitor ist es der österreichischen Bevölkerung möglich, die effektivsten Stromsparstunden zu sehen und somit einen aktiven Beitrag zur CO2 Reduktion und zur Systemsicherheit zu leisten. Den APG Powermonitor finden Sie unter: www.apg.at/powermonitor.
Hohe Netzeinspeisung durch Windhochburgen im Osten des Landes
Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht. Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden.
Durch die Wetterlage im Mai und die damit verbundene gute Stromerzeugung aus Wasserkraft und Windenergie konnten die Bundesländer Niederösterreich und Oberösterreich einen hohen Energieüberschuss erzeugen und über das APG-Netz österreichweit zur Verfügung stellen. Niederösterreich konnte damit 532 GWh in das überregionale Netz einspeisen und Oberösterreich 447 GWh. Wien musste mit 206 GWh, neben Vorarlberg (195 GWh) am meisten Strom aus dem Netz beziehen.
APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht unter www.apg.at/infografiken regelmäßig Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromerzeugung Erneuerbare, Import/Export, Strompreis u.v.a.m.
- Quelle:
- Austrian Power Grid (APG)
- Autor:
- Pressestelle
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- Österreich, APG, Austrian Power Grid, Netzausbau, erneuerbare Energie, Netzeinspeisung, Netz, Strom, GWh, Strombedarf, Export
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