TenneT vergibt Horizontalbohrungen für sieben Offshore-Netzanschlusssysteme an regionale Unternehmen

Der Übertragungsnetzbetreiber TenneT hat Rahmenvereinbarungen über die Umsetzung der Horizontalbohrungen im küstennahen Bereich mit drei Vertragspartnern geschlossen. Die Vereinbarungen wurden mit der Unternehmensgruppe Ludwig Freytag, der Bietergemeinschaft MAX STREICHER und De Romein sowie der Bietergemeinschaft Matthäi Westerstede, Bohlen & Doyen, Beermann und Matthäi Wasserbau erfolgreich abgeschlossen. Zusätzlich hat TenneT drei Lose für die Bohrungen von insgesamt sieben geplanten Offshore-Netzanschlusssystemen an die norddeutsche Bietergemeinschaft Matthäi Westerstede, Bohlen & Doyen, Beermann und Matthäi Wasserbau vergeben. Die Aufträge umfassen die Unterquerung von Landesschutzdeichen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen, die Unterquerung des Nord-Ostsee-Kanals sowie die Unterquerung der Insel Baltrum für die Offshore-Netzanschlusssysteme BalWin3, BalWin4, LanWin1, LanWin2, LanWin4, LanWin5 sowie BorWin6. Der Rahmenvertrag und die damit einhergehende gebündelte Auftragsvergabe schaffen langfristige Planungssicherheit für alle beteiligten Unternehmen und beschleunigen den Ausbau der Offshore-Anbindungen im Norden. Insgesamt umfasst die Vergabe ein Auftragsvolumen im mittleren dreistelligen Millionenbereich. Die ersten Arbeiten sollen dieses Jahr am Landesschutzdeich bei Büsum (Landkreis Dithmarschen) beginnen.

Mit der Rahmenvereinbarung und der Losvergabe bindet TenneT langfristig vier erfahrene, regional ansässige Partnerunternehmen, mit denen der Übertragungsnetzbetreiber in der Vergangenheit bereits erfolgreich zusammengearbeitet hat. Die Vereinbarung der langfristigen Partnerschaft und die gebündelte Auftragsvergabe reduzieren die Ausschreibungsdauer und verkürzen die Zeitspanne zwischen Planung und Bau. Die Vielzahl einzelner Baumaßnahmen muss nicht mehr zeitaufwändig in einzelnen Verfahren vergeben werden. Durch den Rahmenvertrag sind die vier Mitglieder der Bietergemeinschaft zudem für die Ausschreibung weiterer Bohrungen vorqualifiziert. Das verein-facht die künftige Auftragsvergabe. Damit beschleunigt TenneT die Umsetzung von Offshore-Netzanschlusssystemen und trägt dazu bei, die ambitionierten deutschen Offshore-Ausbauziele (mind. 30 GW bis 2030, mind. 40 GW bis 2035 und mind. 70 GW bis 2045) zu erreichen.

Der Schutz von Flora und Fauna in und am besonders schützenswerten Nationalpark Wattenmeer hat für TenneT bei der Umsetzung von Offshore-Netzanbindungen höchste Priorität. Zur Unterquerung der Landesschutzdeiche sowie der Insel Baltrum setzt TenneT deshalb das moderne und bewährte Horizontalspülbohrverfahren (englisch: Horizontal Directional Drilling / HDD) ein. Bei diesem Verfahren wird zunächst ein unterirdischer Kanal gebohrt. Vom Austrittspunkt der Bohrung aus wird dann ein leeres Kabelschutzrohr eingeführt, in das später das Stromkabel eingezogen wird. Das Bohr- und Verlegeverfahren erfolgt komplett grabenlos und beschränkt Bodeneingriffe auf ein Minimum. Das macht es besonders umweltschonend und zugleich effizient, zudem gewährleistet es die Deichsicherheit. Bei den Bohrungen kommen ausschließlich gefahrfreie Stoffe zum Einsatz, die beispielsweise auch für den Trinkwasser-Brunnenbau zugelassen sind. Um Umweltauswirkungen weiter zu minimieren und Ruhezeiten zu gewährleisten, werden Baumaßnahmen zusammengelegt und finden ausschließlich in den dafür vorgesehenen Bauzeitfenstern statt.

Sechs der insgesamt sieben Offshore-Netzanbindungssysteme haben eine Gesamtkapazität von zusammengerechnet 12 GW und sind Teil von TenneTs innovativem 2GW-Programm. Mit einer Leistung von 2 GW überträgt der neue Standard für Offshore-Netzanschlusssysteme mehr als doppelt so viel Windenergie wie bisherige Systeme. Das spart Zeit und Kosten bei der Umsetzung und reduziert Umwelteingriffe. Im Rahmen des Programms wird TenneT bis 2031 in der deutsch-niederländischen Nordsee mindestens 14 Offshore-Netzanbindungssysteme mit jeweils zwei GW bauen. Mit einer Gesamtleistung von insgesamt mindestens 28 GW haben die Projekte in TenneTs 2GW-Programm das Potenzial, ein europäischer Leuchtturm für den Offshore-Netzausbau zu werden. 
Das siebte System, BorWin6, ist das letzte Offshore-Netzanschlusssystem, das TenneT in der deutschen Nordsee noch vor dem technologischen Sprung auf 2 GW umsetzt. Der Anschluss soll 2027 in Betrieb gehen. Mit einer Übertragungsleistung von 980 MW wird der Netzanschluss einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der deutschen Offshore-Ausbauziele 2030 leisten.

Über das 2GW-Programm

TenneTs 2GW-Programm spielt eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Energiewende im Offshore-Bereich und auf dem Weg zu einem klimaneutralen Europa. Der neue Standard kombiniert unser umfassendes Know-how im Offshore-Netzausbau mit einem einzigartigen transnationalen Ansatz. Durch die starke Harmonisierung der Projekte dient das Programm als Blaupause für zukünftige Offshore-Netzanschlusssysteme und ermöglicht einen effizienteren Netzausbau. Das 2GW-Programm wird Europa mit noch mehr grüner Energie versorgen – sicher, kosteneffizient und mit weniger Umweltauswirkungen. Die aktuell bis 2031 geplanten 14 standardisierten Offshore-Netzanbindungssysteme in der deutschen und der niederländischen Nordsee stärken TenneTs Rolle als zuverlässiger Partner für die europäischen Energiewende.