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Energiewende: Dänemark macht es vor
Knapp 5,8 Millionen Dänen gibt es. Nichtsdestotrotz hat das Land nun beschlossen, seine Offshore-Windenergiekapazität bis 2030 so weit auszubauen, dass rechnerisch 7,7 Millionen Haushalte damit versorgt werden können. Das entspricht einer Vervierfachung der derzeitigen Kapazität.
Dafür gehen die Dänen innovative Wege. Vor einigen Jahren sorgte der deutsch-niederländische Netzbetreiber TenneT noch für Stirnrunzeln bei dem Vorschlag, Energieinseln in der Nordsee zu bauen. Nun will Dänemark dieses Vorhaben umsetzen.
Die Energieinseln fungieren dabei als Drehscheiben, die den Anschluss mehrerer Offshore-Windparks ermöglichen und den Strom zwischen den an die Insel angeschlossenen Ländern verteilen. Die beiden geplanten gigantischen Offshore-Windenergieinseln werden in der Nord- und Ostsee liegen und können dazu beitragen, den Anteil der erneuerbaren Energien in Europa zu erhöhen.
Der Vorschlag für Energieinseln von TenneT sorgte damals noch für Stirnrunzeln. (Bild: TenneT TSO GmbH )
Dass Dänemark nicht nur im eigenen Land voll auf die Energiewende setzt, sondern auch innerhalb von Europa auf den Umbau der Energieversorgung setzt, machte das Land am Dienstag deutlich. Auf einem informellen Umweltratstreffen wurde eine erste Bestandsaufnahme des EU-Klimagesetzes vorgenommen, wobei das Land höhere Ambitionen und einen beschleunigten Prozess forderte.
„Das europäische Klimagesetz muss zu einem starken Vehikel für weitere Fortschritte auf der grünen Agenda in der EU werden, indem es einen angemessenen Rahmen für unsere gemeinsame Reise in Richtung Klimaneutralität gewährleistet und als Bollwerk gegen Entwicklungen fungiert, die uns vom Kurs abzubringen drohen“, erklärte der dänische Minister für Klima, Energie und Versorgung Dan Jørgensen auf einem virtuellen Frühstückstreffen von Ministern der Mitglieder der Gruppe Grünes Wachstum, bei dem erörtert wurde, wie ein starkes Klimagesetz und ein höheres Reduktionsziel für 2030 sichergestellt werden können. „Das Ziel der Klimaneutralität sollte sowohl für die einzelnen Mitgliedsstaaten als auch für die EU als Ganzes verbindlich sein, und wir müssen erkennen, dass die Wissenschaft uns zwingt, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts negative Emissionen zu erreichen“, so Jørgensen.
Die Coronakrise hat unterdessen den internationalen Klimakalender auf den Kopf gestellt und droht, die globale Klimadynamik zu gefährden. Allerdings sind die Länder im Rahmen des Pariser Abkommens nach wie vor verpflichtet, ihre Klimaziele in diesem Jahr zu überprüfen – trotz der Verschiebung des UN-Klimagipfels COP26 in Großbritannien auf nächstes Jahr.
Offshore-Windenergie und grüner Wasserstoff bilden die Grundlage für Dänemarks Klimagesetz (Bild: Pixabay)
Dänemark macht daher weiter Druck. Die beschlossenen Maßnahmen sehen auch massive Investitionen in die Entwicklung von Technologien zur Kohlendioxidabscheidung und in nachhaltige E-Brennstoffe wie grünen Wasserstoff vor und sind Teil des im Dezember 2019 verabschiedeten Klimagesetztes, das Dänemark verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 70% (gegenüber 1990) zu reduzieren. Folglich muss das Land seinen Ausstoß bis 2030 um 20 Millionen Tonnen CO2 reduzieren.
Davon darf auch angesichts der Coronakrise nicht abgerückt werden: „Durch die Schaffung der ersten beiden Energieinseln der Welt und durch Investitionen in nachhaltige Brennstoffe leisten wir einen entscheidenden Beitrag zum internationalen Kampf gegen den Klimawandel. Ich hoffe, dass dieses Abkommen anderen Nationen zeigen wird, dass Klimaschutz und wirtschaftliche Erholung Hand in Hand gehen.“ Denn auch „angesichts einer historischen Gesundheits- und Wirtschaftskrise müssen wir zeigen, dass unser Engagement im Kampf gegen den Klimawandel unerschütterlich ist. Wir dürfen keine Zeit verlieren, und unser nächster Schritt ist entscheidend. Deshalb hat sich Dänemark mit Nachdruck für ein strengeres Ziel von mindestens 55 Prozent bis Ende dieses Jahres für 2030 eingesetzt. Wenn wir den Worten nicht Taten folgen lassen, wie können wir dann andere große Emittenten davon überzeugen, ihre Ambitionen zu erhöhen? Es ist unerlässlich, dass die EU mit gutem Beispiel vorangeht“, nimmt Jørgensen auch die anderen EU-Staaten in die Pflicht.
Deutschland hat in den kommenden Monaten auch den Green Deal auf der europäischen Agenda (Bild: Pixabay)
Deutschland, das im zweiten Halbjahr 2020 die EU-Ratspräsidentschaft inne hat, hat sich passend zu seinem Motto „Gemeinsam. Europa wieder stark machen“ auf die Agenda geschrieben, die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten im Bereich Offshore-Windenergie voranzubringen sowie einen EU-Binnenmarkt für Wasserstoff zu entwickeln.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier dazu: „Raus aus der Krise kommen wir nur mit einem starken Europa. Die Wirtschaftspolitik wird zentraler Fokus unserer Ratspräsidentschaft sein. Wir müssen den Wiederaufbauplan umsetzen und die Unabhängigkeit in Europa stärken. Mit gemeinsamen Wasserstoffprojekten wollen wir die Industrie grüner machen.“
Einen Mitstreiter hat Dänemark also bereits gefunden.
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- presse@windmesse.de
- Keywords:
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