2024-12-22
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Der Orkan lässt die Rekorde purzeln

Ob nun ‚Sabine‘ oder ‚Ciara‘ - am Wochenende tobte ein Orkan über weite Teile Europas. Neben allerhand Chaos sorgte der Sturm auch dafür, dass in einigen Ländern neue Windkraftrekorde aufgestellt wurden.

In den deutschsprachigen Ländern trug der Orkan den Namen Sabine, im restlichen Europa hörte der Sturm meist auf ‚Ciara‘. Die Folgen waren allerdings überall gleich: Entwurzelte Bäume, umher fliegende Gegenstände, Starkregen und Wind ohne Ende. Nachdem das Aufräumen mittlerweile in vollem Gang ist, kommt nun die Zeit Bilanz zu ziehen. Und zumindest unter den Energieproduzenten hat der Orkan für frohe Gesichter gesorgt.

Zwar schalten sich Windenergieanlagen bei bestimmten Wetterlagen ab, da zu schnell drehende Turbinen die Stabilität einer Windkraftanlage stark beeinflussen können, aber vorher steigt die Stromproduktion stark an. Erst ab Windgeschwindigkeiten, die für einen bestimmten Zeitraum 90 km/h übersteigen oder bei Böen über 108 km/h schalten Windenergieanlagen automatisch ab und drehen ihre Rotorblätter in den Wind, um keine Angriffsfläche zu bieten, erklärt Markus W. Voigt, Geschäftsführer der AREAM GmbH, die auf Investments in Erneuerbare Energien spezialisiert ist.

Anlagen, die in Deutschland installiert sind, müssen zudem Windgeschwindigkeiten von mehr als 230 km/h standhalten. „Unsere Sicherheitsmaßnahmen sorgen dafür, dass selbst bei extremen Stürmen keine Schäden entstehen und wir uns über ertragreiche Windtage freuen können“, so Voigt, dessen Anlagen dank Sabine bereits in den ersten zehn Tagen des Februars 42 Prozent ihres Monatsziels erreicht haben.

Zunächst profitierte Großbritannien von dem starken Wind, wo der Wintersturm unter dem Namen ‚Ciara‘ bereits am Samstag die Rekorde purzeln ließ. Wie das Energieunternehmen Drax mitteilte, wurde um 2 Uhr früh 55,74 Prozent des Stroms auf der Insel aus Windkraft bezogen. Auch den gesamten Tag über dominierte die Windenergie mit einem Anteil von 44,7 Prozent die britische Stromversorgung.

Die Ruhe vor dem herannahenden Sturm... (Bild: Pixabay)

Noch deutlicher wurde die Kraft des Windes dann allerdings in Deutschland, wo der Orkan als ‚Sabine‘ am Sonntag und Montag auf Land traf und die Windräder antrieb. Mehr als 60 Prozent der deutschen Stromversorgung wurde in diesem Zeitraum mit Windenergie bestritten, wie der Thinktank Agora Energiewende nach Auswertung der Daten gegenüber dem Deutschlandfunk bekannt gab. Zeitweise wurden laut Stromnetzbetreiber TenneT ca. 43,7 Gigawatt Windstrom ins Netz eingespeist, womit der bisherige Rekord von 43,4 Gigawatt noch einmal übertroffen wurde.

Beflügelt durch den Wintersturm liegt die Windenergie im Februar 2020 bisher bei einem Anteil von 43% der Nettostromerzeugung in Deutschland, zeigen Daten des Fraunhofer ISE. Das entspricht der gemeinsamen Nettostromerzeugung aller deutschen Braunkohle-, Steinkohle-, Gas- und Atomkraftwerke im selben Zeitraum.

Grafik: Fraunhofer ISE

„Die Windenergie ist der Masseträger der Energiewende und die wichtigste Erneuerbare Energieerzeugungsform in Deutschland. Die Einspeisung der Windenergie schreitet in den letzten Jahren von Rekord zu Rekord. Wichtig ist dabei, dass auch die Systemintegration problemlos funktioniert. Die wenigen Stromausfälle während des aktuellen Orkantiefs sind nicht auf die Windenergie zurückzuführen, sondern darauf, dass umherfliegende Gegenstände oder umgestürzte Bäume Umspannwerke oder Leitungen beschädigt haben“, kommentiert Hermann Albers, Präsident Bundesverband WindEnergie, die Zahlen.

Für die Netzbetreiber war der Sturm zwar eine große Herausforderung, da die Stromeinspeisung nicht gleichmäßig war, aber trotzdem vermeldeten Amprion und TenneT keine größeren Schäden.

„Die vergangenen Tage beweisen eindrucksvoll: Das Netz kann mit deutlich mehr Erneuerbaren Energien umgehen. Um auch in Zukunft das volle Potenzial unserer Technologie ausnutzen zu können, brauchen wir einen schnellen Einstieg in Speicherlösungen und Direktbelieferungsoptionen für flexible Industrie- und Gewerbekunden. Außerdem bedarf es noch innerhalb der kommenden Monate einer Repowering- und Weiterbetriebsstrategie für Anlagen, die ab 2021 aus der EEG-Vergütungssystematik fallen. Angesichts steigender Strombedarfe in allen Sektoren werden diese Anlagen auch in Zukunft benötigt“, richtet Albers den Blick direkt nach vorne. Denn der nächste Sturm kommt bestimmt.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.
Keywords:
Orkan, Sturm, Sabine, Ciara, Windstrom, Rekord, Großbritannien, Insel, Netzbetreiber, Deutschland, BWE, TenneT, Amprion, AREAM, Windkraftanlage, Böe, Abschaltung
Windenergie Wiki:
Turbine, Repowering, Energiewende



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