2024-11-22
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Offshore-Windenergie – Als Heilsbringer ungeeignet

Einmal im Jahr zieht das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) als oberste zentrale maritime Behörde in Deutschland Bilanz darüber, was in den deutschen Gewässern von Nord- und Ostsee geschieht. Seit knapp zehn Jahren zählt auch die Offshore-Windenergie dazu. Die Zahlen für 2019 sehen zwar vielversprechend aus, allerdings lauern am Horizont bereits dunkle Wolken.

2019 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in denen die Themen Klimawandel und Umweltschutz endgültig in das Bewusstsein der Bevölkerung vorgedrungen sind. Das ist auch am BSH nicht spurlos vorbeigegangen, wie die Präsidentin Dr. Karin Kammann-Klippstein verrdeutlicht „Die Aufgaben des BSH haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Das BSH als die zentrale maritime Behörde in Deutschland sorgt nicht nur für den Interessensausgleich zwischen Schutz und Nutzung der Meere, sondern gestaltet im Rahmen seiner gesetzlichen Zuständigkeiten für Offshore-Windenergie auch die Energiewende in Deutschland aktiv mit. Darüber hinaus kommt die vom BSH durchgeführte Überwachung immer strengerer Vorschriften zur Reduzierung von Schadstoffausstoß durch Schiffe auch den Menschen an der Küste zugute.“

Passend dazu sind die Zahlen für Offshore-Windenergie in Deutschland im vergangenen Jahr hervorragend: Fünf neue Parks sind ans Netz gegangen und erhöhen die Gesamtzahl auf mittlerweile 21 (18 in der Nordsee, drei in der Ostsee). Die 1.469 Windkraftanlagen bringen es auf eine Leistung von 7.516 MW, wie die Stiftung Offshore-Windenergie bereits vor einigen Tagen bekannt gab. Damit hat Deutschland das für 2020 angestrebte Ziel von 6500 MW bereits zu Jahresbeginn deutlich überboten.

Bislang ging der Offshore-Ausbau kontinuierlich vonstatten. (Grafik: Stiftung Offshore-Windenergie)

Allerdings zeigen sich auch bereits heute die künftigen Probleme. Erfreulich ist zwar der Vorstoß der Bundesregierung, den bis 2030 geplanten Ausbau der Offshore-Windenergie von 15 auf 20 Gigawatt anzuheben, doch wird das Erreichen dieses Ziels ein Wettlauf gegen die Zeit.
Die Windbranche hat dies zwar bereits seit Langem gefordert, aber das im Oktober beschlossene Anheben des Deckels ist noch immer nicht gesetzlich festgelegt. Dementsprechend konnten bislang auch potenzielle neue Flächen noch nicht in den geltenden Flächenentwicklungsplan aufgenmmen werden, da der letzte Plan vom Juni 2019 noch die geringere Menge von 15 GW als Ziel berücksichtigt.

„Dafür muss die Bundesregierung schnell die gesetzlichen Grundlagen schaffen und im ersten Schritt freie Kapazitäten von bis zu 2 GW vergeben, um die Folgen der Ausbaulücke für die heimische Industrie abzufedern. Nur so bleibt die heimische Lieferkette erhalten und frühere Erfolge – wie der 2 GW-Ausbau im Jahr 2015 – können erneut erreicht werden“, mahnen daher die Verbände zur Eile. „Jeder weitere Zeitverlust führt zu zusätzlichen Arbeitsplatzverlusten und gefährdet die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen.“

„Wir rechnen mit einer Dauer von neun Jahren – von den ersten Untersuchungen, bis eine Offshore-Windenergieanlage letztlich Strom ins Netz speisen kann“, verdeutlicht Kammann-Klippstein die langwierigen Arbeitsprozesse. Da erscheint 2030 plötzlich gar nicht mehr so weit weg.

Für den geplanten Ausbau sind erste geotechnische Voruntersuchungen in Nord- und Ostsee aber bereits abgeschlossen. Die Daten stehen für Ausschreibungen zur Verfügung, sobald eine Eignungs-Verordnung erlassen ist. Dabei wurden in den vergangenen Monaten einige neue Erkenntnisse gewonnen: Die Abschattungseffekte der bestehenden Windparks sind offenbar teilweise stärker als bislang angenommen, wie die Betreiber gemeldet haben. Werden die Anlagen in den Windparks größer, wird dieser Effekt noch weiter wachsen. Das müsse bei der Festlegung neuer, zum Ausbau vorgesehener Flächen berücksichtigt werden.

Auf Dauer wird es voll vor den Küsten Deutschlands (Grafik: Stiftung Offshore-Windenergie)

Ebenso neu sind Erkenntnisse über Routen, die in der Nordsee von Tankern genommen werden und die durch einige der bislang geplanten Flächen verlaufen. Hieran wird deutlich, wie wichtig der internationale Austausch von Daten ist, denn erst Angaben aus den Niederlanden und Belgien haben zu diesem Wissensstand beigetragen.

Was über den deutschen Ausbau im Jahr 2030 hinausgeht, steht derzeit ohnehin noch in den Sternen. Zwar sind sich BSH und die Offshore-Verbände einig, dass weitere Flächen für die Offshore-Windkraft dringend benötigt werden, um die Energiewende kontinuierlich zu ermöglichen, aber irgendwann wird es mit den Flächen eng werden. Ein Problem, für das derzeit noch keine Lösung in Sicht ist.

Im Bereich der Netzplanung gibt es dagegen schon konkretere Vorschläge: Die Netzausbaumaßnahmen an Land müssen forciert sowie alle Möglichkeiten der besseren Auslastung der Bestandsnetze genutzt werden, so die Verbände. Auch im Bereich der Wasserstoffnutzung könnte Offshore-Wind eine entscheidende Rolle spielen. So weit, eine künstliche Insel zu bauen, um die Umwandlung der Windenergie in Wasserstoff direkt vor Ort auf dem Ozean vorzunehmen, ist Deutschland allerdings noch nicht.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
offshore, BSH, Bilanz, Ausbau, Deckel, Windpark, Abschattung, Verband, Zahlen, Deutschland, Fläche, Nutzung, Flächenentwicklungsplan
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