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Streit um amerikanischen Offshore-Windpark erreicht Zulieferer
Eigentlich kennt sich die Windbranche aus mit dem etwas unsteten Medium des Windes: Mal weht er, mal nicht. Genauso ist auch die Industrie Schwankungen unterworfen, die oftmals im Zusammenhang mit politischen Entscheidungen stehen und nicht durch die Unternehmen beeinflussbar sind.
So sorgte vor Jahren die spanische Regierung mit einer Gesetzesänderung dafür, dass kaum noch Windparks im eigenen Land errichtet wurden. Unternehmenspleiten, Jobverluste und Abwanderung von Firmen ins Ausland waren die Folgen, von denen sich das Land, einst Vorreiter bei der internationalen Energiewende, erst langsam wieder erholt. Ein ähnliches Schicksal ereilt zur Zeit Deutschland, wo nach der Einführung des Ausschreibungssystems ein Genehmgingungsstau eingetreten ist, der dafür sorgt, dass man die errichteten Windkraftanlagen in diesem Jahr fast noch mit der Hand abzählen kann.
Und mit den USA macht sich derzeit ein weiteres Land daran, vermeidbare Fehler zu begehen. Dort stockt beim Vineyard Wind-Offshorepark, der eigentlich noch in diesem Jahr 23 Kilometer vor der Küste von Massachusetts gebaut werden sollte, ebenfalls der Genehmigungsprozess. Auf den letzten Metern wohlgemerkt. Der Grund: Streitereien um ein Umweltgutachten innerhalb von verschiedenen amerikanischen Behörden.
Von diesen Streiteren sind allerdings nicht nur die Projektierer unmittelbar betroffen, sondern vor allem auch die Zulieferkette. Gerade bei Offshore-Wind, wo mit großen Komponenten gearbeitet wird und die Stückzahlen vergleichsweise gering sind, wirken sich die Verzögerungen schnell auf die finanzielle Situation des gesamten Unternehmens aus.
Nun hat sich der erste Zulieferer von Vineyard Wind öffentlich zu Wort gemeldet: Das niederländische Unternehmen Sif sollte eigentlich 84 Monopiles für den Windpark vor der Küste von Massachusetts herstellen und installieren. Diese Installation unterliegt einem strengen Zeitplan, der saisonale Beschränkungen der Rammaktivitäten als Schutzmaßnahme für die stark gefährdeten nordatlantischen Glattwale vorsieht. Die Produktion dieser Monopiles war eigentlich für das erste Halbjahr 2020 vorgesehen.
Sif muss seinen Produktionsplan für 2020 überarbeiten (Bild: Sif)
Die jetzt aufgekommene Forderung nach einer zusätzlichen Umweltverträglichkeitsstudie durch das Bureau of Ocean Energy Management (BOEM) verzögert das Projekt nun über den ursprünglich von Projektierer Vineyard Wind angenommenen Zeitrahmen hinaus. Das hat Auswirkungen auf den Produktionsplan von Sif für das Jahr 2020, allerdings ist bislang völlig unklar, wie groß diese sein werden und wie man sie auffangen kann.
Das Vertragswerk sieht vor, dass bei Vorfällen dieser Art Minderungsoptionen ins Spiel kommen. Ob und wie hoch diese ausfallen, hängt allerdings wesentlich davon ab, wie die Entscheidung der Behördern ausfällt, mit der im September gerechnet wird. Geben sie nach Anfertigung des fehlenden Gutachtens grünes Licht oder ziehen weitere Wochen oder Monate bis zu einer Entscheidung ins Land? Erst dann wird auch klar sein, ob über die vertraglichen Bestimmungen hinaus finanzielle Auswirkungen entstehen und welche mildernden Maßnahmen Sif ergreifen kann.
Klar ist jedenfalls, dass der Streit der Behörden weitere Kreise ziehen und letztlich das ganze Projekt gefährden könnte. Es wäre nicht das erste Mal, dass in den USA ein Offshore-Windpark im Behördendschungel hängen bleibt.
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- presse@windmesse.de
- Keywords:
- Sif, Vineyard Wind, Zulieferer, Arbeitsplätze, Unternehmen, Monopiles, Installtion, Politik, Deutschland, Spanien, USA, Streit, Behörden
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