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Saudi-Arabien offenbart Windpotenzial
Bislang war die arabische Halbinsel ein weißer Fleck auf den Windkarten dieser Welt. Das liegt zum einen daran, dass sich Saudi-Arabien bis vor Kurzem nach außen hin sehr verschlossen gegeben hat. Zum anderen glaubte man lange Jahre, dass die schier unendlichen Ölvorräte die Energieversorgung bis weit in die Zukunft sicherstellen würden.
Seit einiger Zeit findet jedoch ein Umdenken statt. Vorsichtig öffnet sich das Königreich der restlichen Welt. Seit einigen Monaten dürfen beispielsweise Frauen endlich Auto fahren. Und auch die Energieversorgung soll neu aufgestellt werden. In der ‚Vision 2030‘ unter Federführung von Kronprinz Mohammad bin Salman bin Abdulaziz Al-Saud, der gleichzeitig auch Vorsitzender des Rates für Wirtschaft und Entwicklung seines Landes ist, wird dargestellt, dass alternative Energiequellen zum Strommix beitragen sollen.
Der Preisverfall für Öl, das das absolutistische Königreich zu einem der reichsten Länder der Erde gemacht hat, trifft auch Saudi-Arabien zunehmend. Bislang sorgten umfangreiche Sozialleistungen, die mit dem Ölreichtum für die über 30 Millionen Einwohner finanziert wurden, für innere Ruhe und Stabilität. Aber wie lange noch?
Um das Potenzial für Windenergie besser abschätzen zu können, kam es nun zu einer Zusammenarbeit zwischen der University of Notre Dame in den USA und der King Abdullah University of Science and Technology in Thuwal, Saudi-Arabien. Dort hat sich eine Arbeitsgruppe um Marc Genton mit der Frage beschäftigt, wie die neuesten regionalen Klimamodelle eine Analyse des Potenzials für Windenergie auf der arabischen Halbinsel liefern könnten – einer Region, die nur sehr wenige Windgeschwindigkeitsdaten, aber auch eine komplexe Topographie mit vielfältigen Geländeformen und unterschiedlicher Meteorologie aufweist.
„Während wir schon wussten, dass Saudi-Arabien über Regionen mit hohen Windgeschwindigkeiten verfügt, insbesondere entlang der Küste des Roten Meeres und in Gebieten im Südosten und in der Nähe des Persischen Golfs, hat uns diese Arbeit auch ein beträchtliches Potenzial für Windenergie in anderen Regionen während bestimmter Jahreszeiten aufgezeigt", erklärt Wanfang Chen, eine Doktorantin in Gentons Team.
Darüber hinaus zeigt das Modell MENA-CORDEX mehrere Gebiete mit großem Potenzial, die über viele Jahrzehnte hinweg eine konstant hohe Windkraftdichte aufweisen und somit für den Ausbau der Windenergie interessant sind. Die Ergebnisse der Simulationstests waren insgesamt sehr viel besser als erwartet. Saudi-Arabien verfügt laut Angaben der Forscher über ein „beträchtliches Windenergiepotenzial“.
Windkraft in der Wüste - bald auch in Saudi-Arabien (Bild: Pixabay)
Unterdessen hat die Regierung bereits erste Ausschreibungen gestartet, um erneuerbare Energien ins Land zu bringen. Vier Konsortien haben sich um den Auftrag, der sich in einer Höhe von 500-Millionen-Dollar bewegt, beworben und wollen den ersten Windpark des Landes errichten.
Wer den Zuschlag für den 400 MW Dumat Al Jandal-Windpark in der nördlichen Al-Jouf-Region erhält, wird am 8. Dezember 2018 entschieden. Damit einher geht ein 20-jähriger Stromabnahmevertrag mit der Saudi Power Procurement Company. Nach Fertigstellung soll der Windpark genug Strom erzeugen, um bis zu 70.000 saudische Haushalte zu versorgen.
„Das erste kommerzielle Windprojekt des Königreichs eröffnet ein neues Kapitel auf unserem Weg zu einem diversifizierten Energiemix. Die Entwicklung einer Windenergieindustrie in Saudi-Arabien ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie, uns im wirtschaftlichen Bereich breiter aufzustellen“, sagte Khalid Al-Falih, Minister für Energie, Industrie und Bodenschätze, bei der Bekanntgabe der Gebote laut albawaba.
Die Ausschreibung ist bereits die zweite, die das Ministerium im Rahmen des National Renewable Energy Program aufgelegt hat. Ziel des Programms ist es, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 auf 3,45 GW zu erhöhen – das entspricht 4 Prozent der gesamten Energieproduktion. Bis 2023 soll dieser Anteil auf 9,5 GW steigen, was 10 Prozent der Gesamtproduktion entspricht.
Das französische Unternehmen EDF Energies Nouvelles und Abu Dhabis Masdar platzierten das niedrigste Gebot von 21,30 $/MWh. Auch Engie sowie das Konsortium ACWA Power aus Saudi-Arabien und Martifer Renewables aus Portugal haben mitgeboten. Das höchste Gebot stammt von der italienischen Enel Green Power zusammen mit dem lokalen Unternehmen Al Babtain Contracting und belief sich auf 33,86 $/MWh, wie Clean Technica berichtet.
- Autor:
- Katrin Radtke
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- Keywords:
- Saudi-Arabien, Windpotenzial, Öl, erneuerbare Energie, Ausschreibung
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