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Fadenriss? – Keine Panik in der Offshore-Branche
Dabei stand die Konferenz ganz unter dem Einfluss des neuesten Entwurfs zur Reform des EEG, die am Vorabend vom Bundeswirtschaftsministerium veröffentlicht wurde. Der Tenor der Branchenvertreter lautete einhellig, dass der derzeitige Entwurf 'EEG 2016' zwar nicht perfekt ist, man aber durchaus damit arbeiten kann.
Näher vorgestellt wurde der Entwurf von Dr. Karin Freier, Referatsleiterin Erneuerbare Energien Technologien aus dem Bundeswirtschaftsministerium, die sich für die bisherige gute Zusammenarbeit mit der Branche bedankte. Sie betonte, dass es ohne die Unterstützung der Fachleute der Industrie in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen wäre, die Verhandlungen auf den jetzigen elaborierten Stand zu bringen. Wichtig sei aber trotzdem auch die europäische Sichtweise, denn man müsse wissen: Wenn in Deutschland die Diskussion geführt wird, dass auch noch ganz andere Dinge im Blick behalten werden müssen. Verhältnisse wie etwa in Frankreich, wo in den Ausschreibungen eine starke „local content“-Komponente dominiert, soll es hier aber nicht geben: „Deutschlands einziges Kriterium bei Ausschreibungen ist und bleibt der Preis“, was die Branche zufrieden zur Kenntnis nahm.
Einzig der Vertreter des Bundesverbands Windenergie, Axel Röpke, zeichnete in seinem Impulsvortrag ein düstere Zukunft und warnte vor dem allseits bekannten „Fadenriss“, der in Ländern wie Brasilien oder Südafrika nach Einführung des Ausschreibungsmodells entstanden war. Das Modell brächte viele Nachteile wie eine hohe Nichtrealisierungsquote, aber auch die Reduzierung auf wenige Marktteilnehmer und das Verfehlen des Ziels der Kostensenkung mit sich, warnte Röpke. Die anwesenden Vertreter der Offshore-Branche teilten seine Auffassung weitestgehend nicht. Das liegt zum einen sicherlich daran, dass Ausschreibungen im Offshore-Bereich international weitgehend Standard sind. Zum anderen kommt das System der Bürgerwindparks und dadurch eine Vielzahl an Beteiligten bei den kostspieligen Offshore-Projekten ohnehin nicht zum Tragen.
Ins Kreuzfeuer der Kritik gerieten dagegen die Vertreter der Netzbetreiber von TenneT und 50Hertz, die in ihren Vorträgen zunächst auf aktuelle und zukünftige Entwicklungen des Netzausbaus eingegangen waren. Vor allem der kostspielige und langwierige Umstieg vielerorts auf den Bau von Erdkabeltrassen stieß auf massive Kritik, denn immer häufiger müssen in Norddeutschland Parks abgeschaltet werden, weil der Strom nicht in den Süden transportiert werden kann. So forderte etwa auch Jürgen Blume, Geschäftsführer Iberdrola Renovables Deutschland, den Blick bei der Energiewende nicht immer nur auf den Zubau zu legen, sondern vor allem auch auf den Netzausbau.
Trotz aller Probleme sei der Standort Deutschland noch immer sehr vertrauenswürdig für Investoren, betonte Holger Gassner, Head of Strategy & Regulatory Affairs bei RWE Innogy in der anschließenden Diskussion. Auch Sven Utermöhlen, Director Construction & Engineering Global Unit Next Generation bei E.on, forderte die Branche auf, „Kurs zu halten“. Er sehe die Ausschreibungen als Möglichkeit, stabile Zubauraten und dadurch auch weiterhin Investitionssicherheit zu erlangen. „Die Branche ist sich sicher nicht einig, auch noch nie gewesen, aber es ist nicht so, dass die Offshore-Branche per se gegen Ausschreibungen ist.“
Momentan herrscht in der Offshore-Branche also keine Aufregung, sondern eher geschäftiges Treiben, denn gerade die sogenannte Übergangsphase bedarf in ihrer genauen Ausgestaltung im Gesetzestext noch einer Überarbeitung. Aber auch hier sind erste Vorschläge auf den Weg gebracht, sodass der Tenor momentan eher zu einem „Keine Panik!“ tendierte.
- Autor:
- Katrin Radtke
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