Energiewirtschaft 4.0: Geschäftsmodelle für den Energiemarkt der Zukunft
Nach der zentralistischen Organisation der Stromwirtschaft zu Monopolzeiten wurde im Rahmen der Liberalisierung der Strommarkt in eine vertikale Wertschöpfungskette zerlegt, die regulatorisch Erzeugung, Handel und Verbrauch klar getrennt und damit die Akteure konsequent entfremdet hatte. Durch den Ausbau der Erneuerbaren und die Einführung neuer Marktinstrumente mit dem EEG sehen wir heute eine große Menge an neuen Marktteilnehmern, die einzelne oder mehrere unterschiedliche Einzelteile der Wertschöpfungskette bewirtschaften. Aus der ehemals vertikalen Stromlieferkette ist ein komplexes Beziehungsgeflecht geworden, das sich durch eine starke Dezentralisierung und Individualisierung von Erzeugung und Verbrauch auszeichnet.
Als Treiber und sogenannte "Game Changer" dieser Entwicklung haben sich vor allem die Erneuerbaren erwiesen. War die konventionelle Energiewirtschaft eine sehr kapitalintensive Angelegenheit, in der Eigentum und Bewirtschaftung von Kraftwerken in der Hand weniger Erzeuger lagen, ist die dezentralisierte Energiewirtschaft 4.0 durch die Trennung von Eigentum und Bewirtschaftung determiniert. Sie zieht eine Verlagerung der klassischen Wertschöpfungsströme nach sich, die eine Vielfalt von Chancen und Potenzialen ergeben und zur Entwicklung immer neuer innovativer Geschäftsmodelle führen.
Siehe Abb.1:
Im Mai 2015 meldete die Plattform netztransparenz.de eine Menge von über 46.000 MW installierter Leistung aus Erneuerbaren Energien in der Direktvermarktung, die von weit über 1 Mio. Einzelanlagen erzeugt werden. Mit dem damit erreichten Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix von weit mehr als 25 Prozent tritt die deutsche Energiewende in eine entscheidende Phase. Die Erneuerbaren müssen jetzt beweisen, dass sie auch im „echten“ Markt außerhalb der „Komfortzone“ des EEG bestehen und Verantwortung übernehmen können.
Der Begriff der Energiewirtschaft 4.0 beschreibt den massiven Umbruch der Branche: Der Energiesektor der Zukunft wird nicht nur von zunehmender Dezentralisierung und Flexibilisierung von Erzeugung und Verbrauch geprägt sein, sondern vor allem von deren ökonomischer und ökologischer Harmonisierung und Optimierung.
Zentrale Bedeutung übernehmen in dem Zusammenhang schon heute virtuelle Kraftwerke. "Wir sprechen mittlerweile lieber von virtuellen Energie-Management-systemen, da in ihnen sowohl Erzeugung als auch Verbrauch zusammenfließen", so Eberhard Holstein, Gründer und technischer Geschäftsführer der Grundgrün Energie GmbH.
Ausdruck des zentralen Paradigmenwechsels der Energiewirtschaft 4.0 ist die Neubewertung aller einzelnen energiewirtschaftlichen Positionen: So fließen nicht mehr nur Erzeugungs- und Prognosedaten in virtuelle Kraftwerke ein. Neben Erzeugung und Verbrauch lässt sich auch der Flexibilität von Erzeugern oder Verbrauchern ein konkreter Wert beimessen. In den webbasierten virtuellen Energie-Management-systemen der Energiewirtschaft 4.0 werden folgerichtig neben Erzeugungs- und Prognosedaten auch Verbrauchspositionen sowie kurz-, mittel- und langfristige Flexibilitäten zusammengefasst. Diese werden dann unter Einbeziehung aller relevanten Preis- und Steuerungssignale des Marktes laufend neu bewertet und bewirtschaftet.
Auch der Bereich Energielieferung ist Teil des massiven Wandels: niedrige Margen, hochregulierte Marktprozesse, neue Erzeugungs- und Verbrauchsmodelle sowie der Eintritt branchenfremder Akteure in einen stark umkämpften Markt setzen die Anbieter von Stromprodukten zunehmend unter Druck. Niedrige Transaktions- und Prozesskosten und hohe Prozessgeschwindigkeit werden zu Schlüsselfaktoren für die Entwicklung und Implementierung von unternehmerisch sinnvollen, ertragreichen Belieferungs- und Verbrauchskonzepten. Die Digitalisierung der Energiewirtschaft ermöglicht die konsequente Automatisierung der Liefer- und Abrechnungsprozess sowie der gesamten anhängenden Marktkommunikation, Preissetzung und Abrechnung verschiedenster Produkte.
Neue Marktteilnehmer wie die Innovatoren der GreenTech Industrie, Anbieter von E-Mobilitätslösungen und Unternehmen, die ihre Portfolios um eigene Stromprodukte ergänzen wollen, brauchen intelligente und kostengünstige Belieferungs- und Abrechnungslösungen mit einer möglichst kurzen time-to-market, deren Schlagkraft und Profitabilität aus einer starken energiewirtschaftlichen Expertise entsteht.
In der Folge wird sich die Rolle von Unternehmen in der Energiewirtschaft 4.0 verändern: Sie müssen sich von Versorgern zu datengetriebenen Energiedienstleistern mit hoher Expertise und Problemlösungskompetenz entwickeln. Dr. Felix Grolman, kaufmännischer Geschäftsführer der Grundgrün Energie GmbH: "Unsere langjährige Expertise versetzt uns in die Lage, den Energiemarkt von heute und morgen neu zu denken und zu gestalten. Wir betrachten Prozesse stets vom Anfang bis zum Ende und können innovative Geschäftsmodelle aus bestehenden Prozessen und Strukturen entwickeln. Wir haben in den letzten Jahren eine intelligente digitale Plattform für die Energiewirtschaft geschaffen, die sich durch Wandlungsfähigkeit, Ressourceneffizienz sowie die aktive Integration von Energieerzeugern und -verbrauchern in smarte Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse auszeichnet." Eberhard Holstein ergänzt: "Mit innovativen Lösungen, die erneuerbare Energien schrittweise gleichberechtigt mit konventionellen Energieträgern am Energiemarkt teilnehmen lassen, verfolgen wir das Ziel einer verantwortungsvollen und von Grund auf ge- und durchdachten – eben einer grundgrünen – Integration der Erneuerbaren in den neuen Energiemarkt. Dazu befähigen wir Erzeuger von PV-, Wind- und Biomassestrom, den entscheidenden Schritt aus dem EEG zu vollziehen und mittelfristig in einem Markt ohne Subventionen bestehen zu können. Die Energiewende wird erwachsen – und Grundgrün liefert intelligente Geschäftsmodelle und smarte Lösungen für diesen wichtigen Entwicklungsschritt."
- Quelle:
- Grundgrün
- Link:
- www.grundgruen.de/...
- Windenergie Wiki:
- MW, Energiewende, Direktvermarktung