2024-12-22
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Umspannplattformen aus Deutschland: Showdown in Rostock

Seit fast einem Jahr wird um die Ansiedlung des niederländischen Unternehmens Smulders in Rostock gerungen. Smulders will auf einem Teilareal des dortigen Hafens Umspannplattformen für Offshore-Windparks bauen. Nun steht offenbar eine Entscheidung unmittelbar bevor. Es geht um 1.000 Jobs – und auch die Zukunft Deutschlands als Offshore-Standort.

In der vergangenen Woche erst schlug die deutsche Offshore-Windbranche Alarm: „Ein Blick in die deutschen Häfen macht besonders deutlich, wie viel in den nächsten Jahren passieren muss. Um hier zeitnah Logistikzentren für die Offshore-Windindustrie zu schaffen, sind enorme Aus- und Umbaumaßnahmen notwendig“, erklärte eine breite Allianz aus Branchenorganisationen der in einem gemeinsam veröffentlichten Papier. „Hier müssen schnellstens Investitionsentscheidungen getroffen werden, damit die Insuffizienz der Hafeninfrastruktur nicht zum Korken auf dem Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland wird.“

Ein aktuelles Beispiel für genau diese Probleme ist der Südteil des Marinearsenals in Rostock-Warnemünde an der Ostsee. Das Gelände ist nach der Insolvenz der MV-Werften komplett vom Bundesverteidigungsministerium und dem Marinearsenal übernommen wurden, das dort jetzt seine Schiffe warten und reparieren lässt. Doch schon vor knapp einem Jahr meinte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD), ein Drittel der Fläche sei dafür gar nicht nötig. Und anstatt dort ein Lager für NATO-Material zu erlauben, könne das Verteidigungsministerium diese Fläche an das niederländische Unternehmen Smulders verpachten. „Es hapert aber, weil das Ministerium die Flächen nicht freigibt“, so Meyer.

Smulders ist ein internationales Unternehmen mit mehr als 1.400 Arbeitnehmern, verteilt über Niederlassungen in Belgien, den Niederlanden, Großbritannien und Polen und hat mehr als 50 Jahre Erfahrung im Bereich Engineering, Bau, Lieferung und Montage von Stahlkonstruktionen. Dazu gehören neben Gründungskomponenten wie Transition Pieces oder Jackets für Offshore-Windturbinen auch tonnenschwere Offshore-Umspannplattformen. Und genau diese Plattformen könnten künftig in Rostock gebaut werden. Bislang gibt es mit der Dragados-Werft in Cadiz (Spanien) nur einziges Werk in Europa, dass in der Lage ist, die benötigten 2-GW-Konverterplattformen herzustellen. Das heißt auch, alle Plattformen für deutsche Offshore-Windparks werden im Ausland gefertigt und anschließend in die Parks geschleppt. Und potentielle Flächen für solche Werke sind rar gesät: „Hierfür kommt – u.a. unter Berücksichtigung der notwendigen Ertüchtigung der Kaikante – aktuell nur der südliche Teil des Marinearsenals der Warnow-Werft in Rostock-Warnemünde oder der Standort in Bremerhaven in Frage“, so die Offshore-Allianz.

Deutschland setzt auf den Ausbau der Offshore-Windenergie, auf 30 Gigawatt bis 2030 und 70 GW bis 2045, nicht nur zur direkten Stromversorgung, sondern auch zur Umwandlung der Energie in Wasserstoff, um damit beispielsweise die Wirtschaft weiter zu dekarbonisieren. Der Aufbau einer umfassenden Lieferkette auch im Inland ist daher von großer Bedeutung für den Deutschland als Wirtschaftsstandort, wie auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) letzte Woche auf der Messe HUSUM Wind betonte.

Im Rostocker Hafen sollen künftig auch Umspannplattformen für Offshore-Windparks gebaut werden (Bild: Pixabay)

Bereits im Januar hat es deshalb Gespräche zwischen dem Bundeswirtschaftsministerium und dem von Boris Pistorius (SPD) geführtem Verteidigungsministerium gegeben, das bislang aber Sicherheitsbedenken gegen die Ansiedlung hatte. Doch die scheinen nun aus der Welt geschafft, wie der NDR berichtet. Und so könnte Verteidigungsminister Boris Pistorius die künftige zivile Nutzung des Areals bei seinem heutigen Besuch in Rostock offiziell verkünden.

Damit könnten auf dem Areal bis zu 1.000 neue Industriejobs entstehen. Außerdem würde Deutschland seine Abhängigkeiten aus dem Ausland weiter verringern. „Hersteller von Anlagen und Komponenten bauen ihre Produktionskapazitäten für Offshore-Windenergie in Europa und weltweit aus, sehen sich aber immer noch mit Kostendruck auf die Lieferkette konfrontiert. Eine Stärkung der europäischen Offshore-Wind-Wertschöpfungskette ist daher dringend erforderlich. Als Logistikzentrum und Rückgrat der Energiewende muss beispielsweise die Hafeninfrastruktur zu mehr schwerlastfähigen Hafenstandorten ertüchtigt werden. Die Häfen benötigen dafür ebenfalls mehr Flächen für Produktion, Fertigung, Umschlag, Lagerung und Recycling von Komponenten für die Offshore-Windparks. Diese erforderlichen Entwicklungen bieten zugleich ein hohes Wertschöpfungs- und Beschäftigungspotenzial in Deutschland und Europa“, heißt es daher auch in den ‚Industriepolitischen Handlungsempfehlungen‘, die die Offshore-Windbranche formuliert hat.

Heute dürfte daher die gesamte europäische Offshore-Windbranche nach Rostock blicken.

Update: Verteidigungsminister Boris Pistorius hat wie erwartet die Fläche für die zivile Nutzung frei gegegeben, sodass sich nun u.a. Smulders dort ansiedeln kann.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Deutschland, Rostock, Areal, Hafen, offshore, Umspannplattform, Konverter, Smulders, Bundeswirtschaftsminister, Marine, Bundeswehr, Windpark
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