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Horizon 2020: Innovative Windenergieanlagen erhalten EU-Förderung
Die guten Nachrichten für das spanische Unternehmen Nabrawind Technologies in diesem Jahr reißen nicht ab. Ende Juni konnte man noch vermelden, einen Auftrag für den höchsten Turm für eine Windkraftanlage auf dem afrikanischen Kontinent erhalten zu haben. Nur zwei Wochen später entscheidet sich die Jury des 'Horizon 2020‘-Programms dafür, die weitere Entwicklung des Unternehmens mit dem Betrag von 1,7 Millionen Euro zu fördern. Die Jury, die die Europäische Kommission vertritt, bewertete das Potenzial von XXL-Windtürmen und modularen Rotorblättern als Reaktion auf die logistischen Hindernisse, die aktuell das Wachstum des Windsektors bedrohen, als positiven Ansatz.
Erfolg in Afrika: Dort soll 2020 ein 144m hoher Windturm errichtet werden (Bild: Nabrawind Technologies)
Eneko Sanz, General Manager von Nabrawind, freut sich nicht nur über das Geld, sondern vor allem auch über die Tatsache, dass „die Europäische Kommission sich denen anschließt, die glauben, dass die Zukunft der Windenergie durch den Übergang zu leistungsstarken Windturbinen und die Implementierung modularer Rotorblätter verläuft, um die logistischen Herausforderungen zu bewältigen, mit denen die Branche konfrontiert ist". Sanz ist überzeugt davon, „dass Onshore-Windkraftanlagen in naher Zukunft die gleichen Abmessungen und Leistungen haben werden wie Offshore-Turbinen, die derzeit bis zu viermal leistungsfähiger sind.“
Eine Möglichkeit dafür sind höhere Türme. So installierte Nabrawind Technologies bereits im vergangenen Jahr erfolgreich einen 160 m hohen, selbstaufrichtenden Turm-Prototypen in Eslava (Navarra), den höchsten Windturm Spaniens. Nun soll das Unternehmen mit dem höchsten Windturm Afrikas nachlegen. Dort wird im kommenden Jahr in Marokko ein Windturm mit einer Höhe von 144 Metern installiert. Der nächste Schritt für Nabrawind wäre dann, die 200 Meter-Marke zu knacken und den aktuellen Höhenweltrekord zu brechen. Der liegt bei 178m für eine Windkraftanlage in Deutschland.
Das spanische Unternehmen Nabrawind Technologies erhält nun Unterstützung durch das EU-Programm Horizon 2020 (Bild: Nabrawind Technologies)
Einen anderen Weg geht derweil das Schweizer Unternehmen Agile Wind Power. Statt höherer Türme setzt man in Dübendorf auf eine Vertikalachsen-Windturbine, bei der sich die Rotorblätter um eine vertikale Achse drehen. Die Entwicklung der großen und vor allem leisen Vertical Sky®A 32 mit einer Nennleistung von 750 Kilowatt soll der Erschließung dezentraler Energiemärkte dienen – die Eigenerzeugung von Strom soll für jedermann und überall möglich werden. Die Leistungspalette soll einmal Anlagen zwischen 750 kW und 1,5 MW abdecken.
Die Idee für diese Turbine liegt bereits einige Jahre zurück und findet sich in einem kleinen Garten zwischen Geranien und mediterranem Gewächs. Karl Bahnmüller hatte für seine Enkel eine Wasserlandschaft gebaut. Er ahnte nicht, was er damit auslösen würde, denn Schwiegersohn Patrick Richter fand in dieser Landschaft nicht nur eine Wasserpumpe vor: Um das Wasser in Umlauf zu halten, baute Bahnmüller eine Windturbine mit neuem Antriebssystem: die A32 Windturbine en miniature. Seit nunmehr neun Jahren forscht Richters Team mittlerweile im Startup Agile Wind Power an dieser Idee und entwickelt die Anlage weiter.
So soll die Anlage aussehen (Bild: Agile Wind Power)
Und nun ist diese Innovation von der ‚Horizon 2020‘-Jury für eine Förderung ausgewählt worden. Die Phase-1-Finanzierung hat am 1. August 2019 begonnen und wird dazu genutzt, die Verhandlungen mit interessierten Partnern weiter voran zu treiben.
Die deutlich geringere Lautstärke der Turbine sowie die einfachere Logistik für Transport, Installation, Betrieb und Unterhalt sichert eine hohe Umweltverträglichkeit. Das ermöglicht, Vertical Sky® näher an besiedelte Gebiete zu rücken. Gerade in Zeiten geringer werdender Akzeptanz für die „Riesen-Spargel“ könnte der Vertikalachser damit einen Ausgleich schaffen. Auch schwierig zugängliche Standorte, die mit bestehenden Technologien nicht bedient werden können, lassen sich so mit geringem Aufwand erschließen.
Sehr viel leiser als die 'großen Brüder': Der Vertikalachser Vertical Sky®A 32 (Bild: Agile Wind Power)
Ob Horizon 2020 mit der Förderung dieser Innovationen das richtige Gespür bewiesen hat, wird sich dann in den nächsten Jahren zeigen, wenn diese Produkte Marktreife erlangen.
- Autor:
- Katrin Radtke
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- Keywords:
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