2024-12-04
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Der Druck wächst: Ambitionierte Ziele beim Klimagipfel gefordert

Mehr und mehr Unternehmen verkünden öffentlich ihre Unterstützung für Kampagnen zum Klimaschutz. Aber auch Schwellen- und Entwicklungsländer drängen auf den Sektor der erneuerbaren Energien.

Bisher lief es beim Klimaschutz meist so, dass einzelne Regierungen durchaus ambitionierte Klimaschutzziele formulierten, die dann aber im Verlauf von Verhandlungen kurzfristigen Wirtschaftsinteressen zum Opfer fielen. Doch dieser Mechanismus scheint sich nun umzukehren: Die Wirtschaft erhöht derzeit - vor dem Klimagipfel in Paris - den Druck auf die Regierungen, endlich nennenswerte Ziele auf den Weg zu bringen. Mehr und mehr Unternehmen erkennen die Notwendigkeit, saubere Energie zu nutzen und weniger Schadstoffe an die Umwelt abzugeben, um den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern.

 

 

Tech-Branche

Gerade in der Energie verprassenden Tech-Branche gehörte es in den vergangenen Monaten fast schon zum guten Ton, öffentlich zu verkünden, dass man künftig den Strom für seine Rechenzentren aus erneuerbaren Energien beziehen wird. Einige Unternehmen schlossen nicht nur entsprechende Verträge mit Energieversorgern, sondern bauten sich die Windenergie- und Solaranlagen gleich selbst mit dazu. Zu den prominenten Vertretern dieser Gattung gehören u.a. Google, Amazon, HP und Intel (Windmesse berichtete).

Und das Öko-Fieber greift weiter um sich: Ausgehend von den USA haben sich in den letzten Monaten mehrere relevante Großinitiativen gegründet, in denen sich Unternehmen vernetzen, die aktiv in die Gestaltung des Klimaschutzes eingreifen wollen.

 

REN100

So entstand bereits vor einem Jahr als Teil der Climate Week NYC 2014 die Initiative REN100, ein Netzwerk von Unternehmen, die bis zu einem bestimmten Jahr den von ihnen benötigten Strom ausschließlich aus erneuerbarer Energie beziehen wollen. Immer mehr Firmen schließen sich diesem Netzwerk an und verkünden öffentlich – das ist Voraussetzung für die Teilnahme – bis wann sie dieses Ziel erreicht haben wollen. So sorgen sie gleichzeitig dafür, dass auch die Öffentlichkeit Druck ausüben kann – sowohl was das Einhalten des Ziels im jeweiligen Unternehmen angeht, als auch auf die Regierung, die Firmen dabei durch entsprechende Politik unterstützen soll.

Zunächst als US-Initiative von Konzernen wie Goldman Sachs, Nike und Johnson & Johnson gestartet, finden sich unter den mehr als 30 Teilnehmern mittlerweile auch europäische Konzerne wie IKEA, die Commerzbank oder H&M. Als besonderer Erfolg gilt die Teilnahme von ersten Firmen aus Indien (Infosys) und China (Elion).

 

Ceres

Aber auch andere Oragnisationen wie Ceres sorgen für mehr und mehr öffentlichen Druck. Ende Juli verkündeten 365 Unternehmen ihre Unterstützung für den von US-Präsident Barack Obama vorgelegten Klimaschutzplan. IN Ceres sind sowohl kleine Unternehmen, die vor allem regional tätig und bekannt sind, aber auch Weltkonzerne wie Nestle, Staples, Mars oder Unilever organisiert.

Dabei geht es den teilnehmenden Unternehmen vor allem darum, dafür zu sorgen, dass die Politik ambitioniertere Ziele für den Klimaschutz setzt. In einem ersten Schritt wurden 29 US-Senatoren in einem offenen Brief aufgefordert, den Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen.

 

Schwellen- und Entwicklungsländer im Fokus

Die Idee des Klimaschutzes ist dabei nicht mehr den Industrienationen vorbehalten. Vielerorts sind in Schwellen- und Entwicklungsländern bereits starke Auswirkungen des Klimawandels zu spüren, weshalb auch diese Länder verstärkt in erneuerbare Energien investieren. Während die Schwellenländer Brasilien und Südafrika bereits seit einiger Zeit vermehrt daran arbeiten, mehr Energie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen, wollen nun immer mehr Länder daran partizipieren. So kommt es zur Zeit im Nahen und Mittleren Osten zu einem Bauboom in der Windenergie.

 

Erster Windpark seit 25 Jahren

Zum ersten Mal seit knapp 25 Jahren wird jetzt auch in Israel die Windenergie weiter ausgebaut. Bisher gibt es im Land nur einen einzigen Windpark auf den Golan-Höhen, der über eine Leistung von 6MW verfügt. Nun werden gleich zwei neue Parks errichtet: Jeder der beiden Parks, die im Norden des Landes gebaut und nächstes Jahr fertig gestellt werden, soll aus 25 Turbinen bestehen und 21MW Strom generieren. Laut dem israelischen Nachrichtenportal YnetNews produziert das Land momentan jährlich 13.000 MW an Energie, die beiden Windparks wären demnach zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, werden aber trotzdem als 'Game Changer' angesehen. Bisher haben bürokratische Hürden und die unsichere politische Lage stets verhindert, dass es zum weiteren Ausbau der Windenergie kam.

 

Jordanien startet durch

Auch im Nachbarland Jordanien wird derzeit in Windkraft investiert. In der vergangenen Woche wurde der erste Windpark des Landes in Betrieb genommen. Die 38 Turbinen verfügen über eine Kapazität von 117MW und sollen pro Jahr 400GWh Strom liefern, was 3% der derzeitigen Stromproduktion entspricht, wie Zawya berichtet. Der Tafileh-Windpark hat 287 Millionen Dollar gekostet und wurde mit Hilfe von Investoren aus dem Ausland realisiert. Auch Jordanien benötigt jedes Jahr mehr und mehr Energie. Diese soll zukünftig vermehrt aus erneuerbaren Quellen stammen.

 

Hoffnung auf Marktöffnung

Selbst im Iran gibt es Chancen für die Windindustrie. Das Land verfügt derzeit über einige kleinere Windprojekte. Sanktionen des (westlichen) Auslands hatten zur Folge, dass keine großen Parks aufgestellt werden konnten. Die seit 2013 herrschende Regierung, die sich langsam dem Westen öffnet, lässt aber die Hoffnungen wachsen, dass nach dem Abkommen mit den USA demnächst die Sanktionen aus dem Ausland aufgehoben werden. Der Windbranche eröffnet sich dadurch eventuell ein komplett neuer Markt, denn der stetig steigende Stromverbrauch im Iran könnte auch aus großen Windparks gespeist werden. Bisher stehen im Land vor allem kleinere Turbinen, die mit Hilfe von chinesischen Investoren aufgestellt wurden.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
kr@windmesse.de
Windenergie Wiki:
Windpark, Turbine, MW



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