Großbritannien: Umstrukturierungen im Offshore-Business

Der Weltmarktführer der Offshore-Windindustrie Großbritannien wird erwachsen. So kommentierte Huub den Rooijen, Leiter der Sparte Offshore-Wind bei The Crown Estate die Meldungen, die heute in der Presse zu lesen waren.

Zum einen gab das Konsortium, das hinter dem Offshore-Windpark London Array steht, bekannt, dass die zweite Bauphase nicht mehr eingeleitet wird. Damit wird der weltgrößte Offshore-Park in der britischen Nordsee zunächst nicht erweitert.

Der Grund dafür liegt in den Brutstätten des Sterntauchers, eines Vogel, der auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten steht und dessen Population in den letzten Jahren zwischen 25 und 49 Prozent geschrumpft ist. Bevor der Offshore-Park hätte erweitert werden können, hätte zunächst ein Umweltgutachten eingeholt werden müssen, das die Langzeitauswirkungen auf die Population des Vogels näher untersucht.

Wie Windmesse bereits berichtete, rücken die Auswirkungen der Windenergie und speziell des Offshore-Geschäfts auf die Umwelt immer mehr in den Fokus der Industrie. Nun ist es allerdings das erste Mal, dass eine umweltpolitische Entscheidung den Ausbau eines Parks verhindert.

Das Konsortium von London Array, bestehend aus Dong Energy, Eon und Masdas, sagte in einem Statement gegenüber der 'Isle of Thanet Gazette', dass die Einholung eines Umweltgutachtens mindestens drei Jahre gedauert hätte. Das Ergebnis wäre zudem nicht absehbar gewesen, was für eine feste Bauplanung hinderlich ist. Die Erweiterung des Windparks hätte sich auf weitere 240 MW belaufen sollen.

Außerdem gab das Unternehmen Forewind heute bekannt, dass der Ausbau des Windparks Dogger Bank verringert wird. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass der Park auf 9 GW erweitert wird. Stattdessen soll die maximale Kapazität nur noch bei 7,2 GW liegen. Das Unternehmen betonte allerdings, dass es sich dabei nicht um einen Rückzug aus dem Geschäft handelt, sondern um eine Umstrukturierung der Pläne. Man habe in den vergangenen Jahren ganz genau die Entwicklung des Offshore-Geschäfts beobachtet. Daraus konnten einige Schlüsse gezogen werden, für welche Bauvorhaben es möglich sein wird, das notwendige Geld rechtzeitig zu generieren.

Man sei nun zu dem Schluss gekommen, dass es erfolgversprechendere Gebiete für Offshore-Parks als den Ausbau von Dogger Bank gibt. Diese werden nun zeitlich vorgezogen.

Forewind hat zur Zeit Pläne für sechs weitere Offshore-Parks, die jeweils ein Volumen von 1,2 GW haben. Durch den Bau würde sich die Kapazität der Offshore-Energie in Großbritannien mehr als verdoppeln. Großbritannien ist Weltmarktführer auf dem Gebiet der Offshore-Windenergie und hat mehr Turbinen installiert, als der Rest der Welt zusammen.

Die neuen Pläne würde außerdem besser zu den Vorgaben der britischen Regierung passen, die momentan bis zum Jahr 2020 zwischen 8 und 15 GW Kapazität erreichen will.

„Diese gesunden Überlegungen zeugen von einer reiferen Industrie, die in der Lage ist, mehr Sicherheit in der Entwicklung und Ausführung solcher Vorhaben zu leisten“, sagte den Rooijen dazu.