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US-Regierung nimmt Große Seen für Offshore-Wind in den Fokus
Die fünf Großen Seen – Huron, Michigan, Erie, Ontario und Oberer See – sind die größte Süßwasserfläche der Erde. Sie enthalten 20 % der Süßwasserressourcen der Welt und liefern Trinkwasser für mehr als 40 Millionen Menschen. Und sie bergen eine Fülle von Windenergiepotenzial. Die Windressourcen werden auf eine Stromerzeugungskapazität von 160 Gigawatt für fest installierte Windturbinen und etwa 415 Gigawatt für schwimmende Anlagen geschätzt.
Eine nicht unerhebliche Quelle für sauberen Strom, weshalb das Büro für Windenergietechnologien des US-Energieministeriums nun Untersuchungen durch das National Renewable Energy Laboratory (NREL) finanziert hat. Der daraus resultierende Bericht, ‚Great Lakes Wind Energy Challenges and Opportunities Assessment‘, definiert ein umfassendes Forschungsprogramm, um eine kommerzielle Nutzung innerhalb der nächsten zehn Jahre aufzuzeigen.
„Die Windenergie in den Großen Seen ist sowohl aus Sicht der sauberen Energie als auch des Wirtschaftswachstums überzeugend“, erklärt NREL-Forscher Walter Musial, Mitverfasser des Berichts und führender Experte des Labors für Offshore-Windenergie. „Die Großen Seen verfügen über reichhaltige Windressourcen in der Nähe von Bevölkerungszentren, und es besteht eine echte Chance, dass die Windenergieressourcen der Großen Seen nicht nur zum sauberen Energiemix der Region und zum Wirtschaftswachstum beitragen, sondern auch zum Erreichen der langfristigen nationalen Ziele für saubere Energie, die von der Regierung festgelegt wurden.“
Allerdings gibt es zwei Hindernisse, für die zunächst Lösungen gefunden werden müssen: Die Schleusen des St. Lawrence Seaway und des Welland Canals sind zu eng für die riesigen Hochseeschiffe, die für die Installation von Offshore-Windturbinen gebraucht werden. Das würde bedeuten, dass die meisten Bau- und Montagearbeiten in einem Hafen an den Großen Seen durchgeführt werden müssen.
Eine weitere große Herausforderung ist das Süßwassereis, das stärker ist als Meereis und in den Großen Seen häufiger vorkommt als an den Offshore-Windenergie-Standorten im Atlantik. Besonders bei schwimmenden Anlagen ist bislang unklar, wie sie mit diesen Bedingungen klarkommen, fehlt doch jede Erfahrung damit.
Das Süßwassereis, hier im Lake Michigan, ist nicht zu unterschätzen (Bild: Pixabay)
Weitere Probleme haben bereits frühere Versuche, Windkraftanlagen in einem der Großen Seen aufzustellen, zunichte gemacht: Neben protestierenden Anwohner*innen, die sich um ihre schöne Aussicht betrogen sahen, waren es vor allem Bedenken von Umweltschutzorganisationen, die Angst um Vögel und Fledermäuse hatten im Eriesee hatten.
Damals wurde im Rahmen des Projekts ‚Icebreaker Wind‘ zum ersten Mal das Thema Offshore-Windkraft in den Großen Seen aufgeworfen. Das 20,7-Megawatt-Projekt sollte nach den knapp zehn Jahre alten Plänen aus sechs Turbinen bestehen, die etwa 8 Meilen nördlich von Cleveland installiert werden sollten.
Im Mai 2020 wurde das Projekt dann allerdings weitgehend eingemottet, als die staatlichen Aufsichtsbehörden eine Genehmigung mit ‚Giftpille‘ zuließen: So wurde zwar die Erlaubnis erteilt, Windkraftanlagen aufzustellen, allerdings sollten sich die Windräder nicht nachts im Zeitraum zwischen dem 1. März und dem 1. November bewegen, da sie dann Fledermäusen und Vögeln schaden würden.
Da das Projekt unter diesen Umständen wirtschaftlich keinen Sinn mehr gemacht hätte, klagte die Planungsgesellschaft. Nach mehr als zwei Jahren des Rechtsstreits wurde Ende vergangenen Jahres endlich ein Urteil gefällt: Das Projekt darf ohne Auflagen gebaut werden, beschloss der Oberste Gerichtsgof von ohia nach einer 6:1-Entscheidung. „Trotz der guten Nachrichten heute wird es eine Herausforderung sein, dieses Projekt wieder auf den Weg zu bringen", sagte damals Will Friedman, Präsident und CEO des Hafens von Cleveland und Vorstandsmitglied von LEEDCo, der Lake Erie Energy Development Corporation, die 2009 gegründet wurde, um das Projekt auf den Weg zu bringen. Da nicht genügend finanzielle Zusagen vorhanden waren, ist seitdem nicht viel passiert.
Das könnte sich nun ändern, denn die Biden-Regierung hat die Großen Seen wieder in den Fokus genommen. "Die Region der Großen Seen beherbergt Millionen von Menschen und ist auch ein wichtiger Lebensraum für Wildtiere, einschließlich einheimischer und wandernder Vogel- und Fledermausarten", sagte NREL-Forscherin Rebecca Green, Mitverfasserin des Berichts und Umweltexpertin für Offshore-Windenergie. "Indem wir soziale und ökologische Belange bereits jetzt bei der Erforschung der Großen Seen für die Offshore-Windenergie berücksichtigen, können wir Lösungen zur Risikominimierung identifizieren und anwenden und Strategien zur Minimierung der Auswirkungen von Windkraftanlagen umsetzen, die dazu beitragen, dass die Vorteile von Windkraftprojekten die Kosten überwiegen. So können beispielsweise durch die Ansiedlung von Turbinen in tieferen Gewässern und in größerer Entfernung von der Küste die Auswirkungen auf das Landschaftsbild minimiert und Interaktionen mit bestimmten Wildtierarten verringert werden."
In den kommenden Jahren dürfte also mit weiteren konkreten Plänen für Offshore-Windkraft in den Großen Seen zu rechnen sein.
- Autor:
- Katrin Radtke
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