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Die Zeit läuft
Nicht wenige Wirtschaftsmanager werden bei diesen Worten wahrscheinlich genervt die Augen verdrehen und sich die Frage stellen, in welche Kamera Greta Thunberg nun wieder gesprochen hat. Die Klimaaktivstin und Mitbegründerin der Fridays for Future Bewegung ist mit ihren stets mahnenden Worten zum Feindbild vieler in der Industrie geworden und löst immer wieder übertrieben heftige Reaktionen aus.
Das Zitat stammt allerdings nicht von der jungen Schwedin, sondern von Fatih Birol, Direktor der Internationalen Energieagentur (IEA), einer Organisation, die bislang vor allem mit recht konservativen Prognosen zur Energiewende aufgefallen ist. Ursprünglich gegründet wurde die IEA zum gemeinsamen Vorgehen von 16 Nationen gegen die Ölkrise in den 1970er Jahren. Bis heute zeichnet sie sich als besonders atomfreundlich aus, was immer wieder Kritik aus der Branche der erneuerbaren Energiewirtschaft auslöst, deren Leistungsfähigkeit gleichzeitig von der IEA unterschätzt wurde.
Nun also diese mahnenden Worte, veröffentlicht zusammen mit einer Roadmap, die einen Weg zum Ziel von Null Netto bis 2050 aufzeigt. Ob die Menschheit dieses Ziel allerdings noch erreichen kann? Daran zweifelt selbst die IEA mittlerweile. Der neue Bericht, am Dienstag veröffentlicht, zeigt einen Netto-Null-Pfad auf, der den sofortigen und massiven Einsatz aller verfügbaren sauberen und effizienten Energietechnologien erfordert, kombiniert mit einem großen globalen Vorstoß zur Beschleunigung von Innovationen. Gleichzeitig sollen per sofort keine neuen Öl- und Gasfelder mehr erschlossen werden.
Keine neue Kohle, kein Gas und Öl mehr. Per sofort (Grafik: IEA)
Der Pfad sieht vor, dass der jährliche Zubau von Photovoltaikanlagen bis 2030 630 Gigawatt und der von Windkraftanlagen 390 GW erreichen soll. Zum Vergleich: Zusammen ist dies das Vierfache des Rekordniveaus von 2020. Bei der Photovoltaik entspricht dies in etwa der Installation des derzeit größten Solarparks der Welt – pro Tag.
„Die saubere Energiewende ist für und über die Menschheit“, so Birol. Die Roadmap zeigt auf, dass eine enorme Herausforderung notwendig ist, die aber gleichzeitig „auch eine riesige Chance für unsere Volkswirtschaften ist. Der Übergang muss fair und inklusiv sein und niemanden zurücklassen. Wir müssen sicherstellen, dass die sich entwickelnden Volkswirtschaften die Finanzierung und das technologische Know-how erhalten, das sie brauchen, um ihre Energiesysteme so auszubauen, dass sie die Bedürfnisse ihrer wachsenden Bevölkerungen und Volkswirtschaften auf nachhaltige Weise erfüllen.“
Darunter fällt unter anderem die Versorgung mit Strom von rund 785 Millionen Menschen, die bislang keinen Zugang zu Elektrizität haben. Auch müssten 2,6 Milliarden Menschen, die keinen Zugang zu sauberen Kochmöglichkeiten haben, unterstützt werden. Die Kosten hierfür belaufen sich auf etwa 40 Milliarden US-Dollar pro Jahr, was etwa 1 % der durchschnittlichen jährlichen Investitionen im Energiesektor entspricht.
In Auftrag gegeben wurde der Bericht von der britischen Regierung, die im November die Klimakonferenz COP26 ausrichtet. Ursprünglich war der Gipfel schon für vergangenes Jahr vorgesehen, musste aber aufgrund der Coronapandemie verschoben werden.
Einen weiteren Aufschub darf es nicht geben.
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- presse@windmesse.de
- Keywords:
- IEA, Bericht, Roadmap, Netto Null, Energiewende, Öl, Gas, Zubau, Zeit, COP26, Greta Thunberg, Grad, Erderwärmung