2024-11-21
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Atomkraft als Energielieferant nicht zukunftsfähig

Während Bill Gates in seinem neuen Buch eine Renaissance der Kernkraft fordert, zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), dass AKW weder aus ökologischer noch ökonomischer Sicht sinnvoll sind.

Die Äußerungen von Bill Gates zum Thema Atomkraft schlugen letzte Woche hohe Wellen (wir berichteten): Einerseits will der Milliardär mit seiner Stiftung rund zwei Milliarden Dollar in den Klimaschutz investieren, anderseits stellt er die These auf, dass die Menschheit auch in Zukunft noch Atomkraft braucht und investiert zeitgleich in sein Kernkraftunternehmen Terra Power.

Von dem großen Problem der nach wie vor ungelösten Endlagerung abgesehen ist Atomkraft allerdings grundsätzlich nicht zukunftsfähig, wie auch wieder eine neue Studie zum zehnten Jahrestag der Nuklearkatastrophe von Fukushima (11. März) des DIW Berlin nun zeigt.

„Kernkraft ist nicht vollständig beherrschbar und auch nicht konstant verfügbar“, so der Autor der Studie Ben Wealer. „Wegen langer, geplanter und ungeplanter Ausfallzeiten sind Backup-Kapazitäten notwendig. Damit ist Kernkraft als Energielieferant auch aus ökonomischer Sicht nicht zukunftsträchtig.“

Die beiden Super-GAUs von Tschernobyl und Fukushima haben der Welt eigentlich sehr eindringlich vor Augen geführt, welche Gefahren von Kernkraft ausgehen. Und es kommt bis heute weltweit regelmäßig zu Zwischenfällen in Atomanlagen, auch wenn sie meistens weniger folgenschwer sind.

Nuklearanlagen sind störanfällig (Grafik: DIW Berlin)

Selbst im normalen Betrieb müssen AKW immer wieder vom Netz genommen werden, was zu erheblichen Ausfallzeiten führt. Durch notwendige Brennstoffwechsel, Wartungen der Anlagen oder gestiegene Sicherheitsanforderungen kommt es häufig zu Unterbrechungen oder gar Stilllegungen im Betriebsablauf der Atomanlagen. Dadurch kann rund ein Drittel der Kapazität aller Kernkraftwerke nicht zur Stromerzeugung genutzt werden, so das DIW.

Trotzdem spielen Atomkraftwerke immer wieder in Energiesystemmodellen für die Zukunft eine Rolle, vor allem wegen geringerer CO2-Emissionen, die gebetsmühlenartig angeführt werden. Die Modelle vernachlässigen laut der DIW-Studie aber die hohen Sicherheitsrisiken und die fluktuierende Fahrweise der Kernkraftwerke.

„Diese Aspekte sollten in der energiewirtschaftlichen Analyse aber konsequent berücksichtigt werden“, fordert Energieökonomin und Studienautorin Claudia Kemfert. „Viele Energie- und Klimamodelle lassen außer Acht, dass die Risiken der Kernkraft seit jeher von der Gesellschaft getragen werden, da sie bis heute in keinem Land der Welt abgesehen von eher symbolischen Haftpflichtversicherungen der Kraftwerksbetreiber versicherbar sind.“

Benjmin K. Sovacool, Professor für Energiepolitik in der Science Policy Research Unit (SPRU) an der University of Sussex Business School, widerlegt in einer anderen Studie auch gleich die Ideen von geringeren CO2-Emissionen: Wenn Länder ihre Emissionen substanziell, schnell und kosteneffizient senken wollen, müssen sie der Förderung von erneuerbaren Energien den Vorzug vor der Kernenergie geben. Das ist das Ergebnis einer Analyse von 123 Ländern über einen Zeitraum von 25 Jahren, die zeigt, dass Kernenergieprogramme auf der ganzen Welt in der Regel nicht zu einer ausreichenden Reduzierung der CO2-Emissionen führen und daher nicht als effektive kohlenstoffarme Energiequelle betrachtet werden können.

„Die Beweise deuten eindeutig darauf hin, dass die Kernenergie die am wenigsten effektive der beiden breit angelegten Strategien zur Verringerung der CO2-Emissionen ist. Außerdem zeigt sich die Tendenz, dass Kernkraft nicht gut mit ihrer erneuerbaren Alternative koexistieren kann, was ernsthafte Zweifel an der Idee weckt, Investitionen in die Kernenergie gegenüber erneuerbaren Energien zu priorisieren. Länder, die große Investitionen in neue Atomkraftwerke planen, riskieren, dass größere Klimavorteile aus alternativen Investitionen in erneuerbare Energien unterdrückt werden.“

Derzeit liegt der Anteil der Atomkraft an der globalen Stromerzeugung bei zehn Prozent, Tendenz fallend. Denn nach Fukushima haben immer mehr Länder ihren Ausstieg aus der Kernkraft verkündet. Darunter mit Deutschland auch eine der größten Wirtschaftsnationen der Welt. Und selbst in traditionellen Kernkraftnationen wie Frankreich und Japan sinkt die Zustimmung der Bevölkerung für diese Form der Energieerzeugung weiter.

Atomenergie ist ein Verlustgeschäft (Grafik: DIW Berlin)

Die Bedeutung des Wählerwillens ist dabei nicht nur den Politikern immer mehr bewusst, auch Investoren ziehen sich nach und nach aus der Kernenergie zurück. Denn die wenigen derzeitigen Investitionen in Atomkraftwerke in Europa und OECD-Ländern produzieren absehbar flächendeckend Verluste in bis zu zweistelliger Milliardenhöhe, wie das DIW schon vor zwei Jahren in einer Studie gezeigt hat.

Aber wer so viel Geld wie Bill Gates besitzt, verkraftet vielleicht auch den Verlust von ein paar Milliarden Dollar.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Atomkraft, Nuklearenergie, AKW, erneuerbare Energie, Bill Gates, Investor, Zukunft, Studie, DIW Berlin, global, ökologisch, ökonomisch, Analyse



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