2024-12-22
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Licht und Schatten bei der europäischen Energiewende

2020 war ein bedeutsames Jahr. Nicht nur weil die Welt von der Corona-Pandemie heimgesucht wurde, sondern auch weil die erneuerbaren Energien in immer mehr Ländern einen Großteil der Stromversorgung stemmten. Aber es zeigten sich auch Probleme, die in der Zukunft gelöst werden müssen.

Zu Beginn des neuen Jahres wird traditionell noch einmal kurz zurückgeschaut. Die meisten Menschen wollen 2020 wahrscheinlich so schnell wie möglich vergessen, aber trotz aller Schrecken, die Corona mit sich gebracht hat, gibt es auch Lichtblicke. Denn der Vormarsch der erneuerbaren Energien war unaufhaltsam.

Natürlich hat die Pandemie auch daran ihren Anteil, denn das Herunterfahren der Wirtschaft hat vielerorts für eine dramatische Reduktion des CO2-Austoßes gesorgt. Selbst Deutschland ist es dadurch gelungen, seine für 2020 gesetzten Klimaziele noch zu erreichen – ein Ziel, das zu Jahresbeginn noch in  weiter Ferne schien. Den Schätzungen des Thinktanks Agora Energiewende zufolge reduzierte Deutschland seine Treibhausgasemissionen um über 80 Millionen Tonnen CO2 auf rund 722 Millionen Tonnen. Zwei Drittel dieser Minderung sind allerdings Corona-Effekte, wie Agora betont. Ohne sie hätte der Rückgang nur bei etwa 25 Millionen Tonnen gelegen. „Echte Klimaschutzeffekte hat es 2020 nur im Stromsektor gegeben, denn hier geht die CO2-Minderung auf den Ersatz von Kohle durch Gas und Erneuerbare Energien zurück“, macht Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende, deutlich.

Auch im Strommix haben Gas-, Kohle- und Kernkraftwerke 2020 6 Prozent verloren und damit erstmals nur noch 50 Prozent des deutschen Stroms geliefert. Die Erneuerbaren konnten ihre Produktion dagegen auf 45 Prozent steigern und rechnet man den Strom-Exportüberschuss heraus, erreichten die Erneuerbaren sogar einen Anteil von 46,2 Prozent, ein Plus von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Corona-Pandemie hatte im vergangenen Jahr auch auf die Energieversorgung großen Einfluss (Bild: Pixabay)

Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen, denn „ohne Corona und die dadurch um 3,6 Prozent gesunkene Stromnachfrage hätte der Anteil Erneuerbarer Energien im Jahr 2020 nur bei 44,6 Prozent gelegen“, so Agora Energiewende. Das Plus bei den Erneuerbaren geht zu zwei Dritteln auf ein insgesamt gutes Windjahr sowie auf eine gestiegene Produktion von Offshore-Windenergie zurück. Ein Drittel hat die Photovoltaik beigesteuert.

Doch Patrick Graichen stimmt gleichzeitig auf die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen ein: „Der Zuwachs bei den Erneuerbaren Energien mit nur 12 Terawattstunden liegt aufgrund der Krise bei der Windkraft deutlich unter dem Schnitt der letzten Jahre. Das reicht bei weitem nicht aus, damit Deutschland seine Klimaziele für 2030 erreicht. Hierzu muss der Ausbau bei der Windkraft verdreifacht und beim Solarstrom verdoppelt werden. Das entspricht den Installationsgeschwindigkeiten, wie wir sie vor einigen Jahren bereits hatten. Deutschland hat es geschafft, den Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch in den vergangenen zehn Jahren von 17 auf 46 Prozent zu steigern. Eine ähnliche Anstrengung brauchen wir jetzt durchgehend bis 2030.“

Unterdessen kommen auch aus anderen europäischen Ländern positive Zahlen: Im Jahr 2020 produzierten erneuerbare Technologien 43,6 Prozent des gesamten Stroms in Spanien. Das ist der größte Anteil am Erzeugungsmix seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2007, vermeldete Red Eléctrica de España (REE), der spanische Übertragungsnetzbetreiber. Das entspricht einer Steigerung der Erneuerbaren von 6,1 Prozent gegenüber 2019 und liegt um 3,2 Prozent über dem bisherigen Jahreshöchstwert aus dem Jahr 2014.

Auch in Dänemark übernahmen die erneuerbaren Energien einen großen Teil der Stromversorgung. Ob es gereicht hat, den eigenen Rekord von 47,1 Prozent aus dem Jahr 2019 zu schlagen, steht allerdings noch nicht ganz fest, wie Energinet, der dänische Übertragungsnetzbetreiber erklärte. Erste Auswertungen weisen darauf hin, dass der Anteil 2020 vielleicht sogar bei 50,4 Prozent gelegen haben könnte.

Hoffnungsträger Wasserstoff (Bild: Pixabay)

Dabei trat ein weiteres Problem zutage: Die dänischen Windparks mussten so oft wie nie herunter geregelt werden. Der Grund: Es gab keinen Abnehmer für den produzierten Strom, denn Nachbar Deutschland konnte den Ökostrom aus Dänemark und Norddeutschland nicht an die Verbraucher in Süddeutschland weiterleiten, da das Hochspannungsnetz überlastet war. Und so bezahlten die Deutschen die Dänen dafür, ihre Windkraftanlagen auszuschalten, denn auch in Dänemark selbst konnte der Strom nicht abgenommen werden.

Dieses Problem könnte sich in naher Zukunft jedoch reduzieren, wenn die derzeit überall gehypte Wasserstofftechnologie an Fahrt aufnimmt. Dann wäre es möglich, den Windstrom in Zeiten der Überproduktion in Wasserstoff umzuwandeln, um ihn solange zu speichern, bis er wieder benötigt wird. Auch das Vorantreiben der Energiewende in den Sektoren Verkehr und Wärme wird dazu beitragen, den Stillstand zu reduzieren, damit künftig weitere Rekorde in der Produktion eingefahren werden können.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Rückblick, 2020, Rekord, Ökostrom, Windkraft, Photovoltaik, Corona, Deutschland, Dänemark, Spanien, Übertragungsnetzbetreiber, Agora Energiewende
Windenergie Wiki:
Windpark, Offshore, Energiewende



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