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Detektionssysteme zum Artenschutz werden immer besser
Eine neue Publikation des Bundesamts für Naturschutz (BfN) zusammen mit dem Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) sowie der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) geht der Frage nach, wie technische Systeme an Windenergieanlagen so eingesetzt werden können, dass Vogelkollisionen vermieden werden. Aber auch die notwendigen Schritte, die erforderlich sind, damit solch technische Lösungen möglichst schnell zur Anwendung kommen, stehen im Mittelpunkt der Untersuchung.
„Wir hoffen, dass in absehbarer Zukunft technische Systeme leistungsfähig genug sein werden, um an einer Reihe von Standorten Kollisionen von Vögeln mit Windenergieanlagen wirksam zu vermeiden. Die Publikation gibt einen Überblick über den aktuellen Entwicklungsstand, bestehende Herausforderungen und liefert zugleich erste Antworten, um den Prozess der Anerkennung und Einführung von solchen Systemen zur Minderung von Vogelkollisionen zu begleiten und zu unterstützen“, so BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel.
Der Rotmilan steht immer wieder im Fokus, wenn es um das Thema Vogelschlag geht (Bild: Pixabay)
Seit drei Jahren folgt das Projekt der technische Entwicklung zur Erfassung und Erkennung von Vögeln im Luftraum rund um die Anlagen. Dabei werden die Systeme immer besser: „Mit den neuartigen Kamera- oder Radarsystemen kann der Luftraum um eine Anlage observiert werden. Kommt eine kollisionsgefährdete Art der Windenergieanlage gefährlich zu nahe, kann diese Anlage vorübergehend abgeschaltet werden. Die Erkennung der Vogelart und die Reaktion der Anlage darauf müssen zuverlässig sein“, erklärt KNE-Direktor Dr. Torsten Raynal-Ehrke.
Die Forscher stehen dabei in beständigem Austausch in Konferenzen, Fachgesprächen und Forschungsprojekten, wie etwa 'NatForWINSENT' (Naturschutz im Windtestfeld). Das auf der Schwäbischen Alb geplante Windenergietestfeld des Windenergieforschungsclusters Süd (WindForS) soll auch der Naturschutzbegleitforschung dienen. Dabei sollen hauptsächlich Vermeidungsmaßnahmen entwickelt und getestet werden, die Konflikte zwischen der Windenergienutzung und dem Schutz von Vögeln und Fledermäusen verringern. Im ersten und zentralen Teil des Vorhabens soll ein Forschungskonzept entwickelt werden, mit dem an einem gegebenen Standort Vermeidungsmaßnahmen konzipiert und getestet werden, die zum Schutz von Vögeln und Fledermäusen beim Betrieb von Windenergieanlagen in komplexen Geländen im Binnenland geeignet sind.
Einen Schritt weiter ist man in den USA. Dort hat sich das Unternehmen NRG Systems, ein Entwickler und Hersteller intelligenter Technologien für eine Reihe von Wind-, Solar- und meteorologischen Anwendungen, aktuell die Zusammenarbeit von Siemens Gamesa gesichert. Der Anlagenhersteller hat seine Unterstützung bei der Installation des Bat Deterrent Systems der NRG zugesagt.
Das System verwendet Ultraschall, um Fledermäuse davon abzuhalten, in die vom Rotor überstrichene Zone einer Windkraftanlage einzudringen. Jedes System verfügt über mehrere Ultraschall erzeugende Einheiten, die auf der Gondel der Turbine montiert sind, sowie über eine Steuereinheit zur nahtlosen Integration in das SCADA-System der Windkraftanlage. James Crouse, Aftermarket Category Manager - Mods & Ups bei Siemens Gamesa, sagte: "Wir suchen immer nach Möglichkeiten, die Risiken für die Tierwelt zu mindern. Die Zusammenarbeit mit NRG bei der Einführung der Fledermausabschreckungstechnologie für unsere Kunden war für alle Beteiligten von Vorteil. Wenn Siemens Gamesa die Installation durchführt, geben wir unseren Kunden die Gewissheit, dass die strukturelle Integrität der Windturbine erhalten bleibt und die Garantie intakt ist".
Die erste Installation unter der Leitung von SGRE fand im April 2020 im 100-MW-Windpark Grand Bend von Northland Power in Grand Bend, Ontario, Kanada, statt. Die Anlagen unterliegen in der Regionen strengen Bestimmungen, was den Fledermausschutz angeht und eigneten sich daher ideal als Testobjekte.
Das Bat Deterrent-System von NRG Systems soll verhindern, dass Fledermäuse mit Windkraftanlagen kollidieren (Bild: Pixabay)
Jim Mulvale, leitender Umweltdirektor von Anlagenbetreiber Northland Power, sagte: "Wir mussten eine Abschreckungstechnologie finden, um das Fledermaussterben zu reduzieren, ohne die Produktion nennenswert zu beeinträchtigen und sind optimistisch, dass das akustische Abschreckungssystem von NRG wirksam sein wird.“
Das deckt sich mit den bisherigen Kenntnissen aus der deutschen Forschung. „Es zeigt sich, dass Fragen rund um die Leistungsfähigkeit der Systeme heute bereits beantwortet werden können. Auch zeichnet sich ein Konsens über die Mindestanforderungen an einzelne Faktoren ab, die für die Wirksamkeit von Systemen ausschlaggebend sind“, merkt Torsten Raynal-Ehrke an. Es bleiben aber noch technisch-wirtschaftliche Aspekte sowie Fragen zur Umsetzung bei den unterschiedlichsten Projekt- bzw. Standortkonstellationen.
Doch die Forscher sind zuversichtlich, dass weitere Praxistests in den kommenden Jahren entsprechende Ergebnisse liefern, um den Windenergieausbau künftig noch naturverträglicher zu gestalten.
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- presse@windmesse.de
- Keywords:
- Detektionssystem, Artenschutz, Testfeld, Projekt, Industrie, Forschung, Kollision, Windkraftanlage, Fledermaus, Vogel, Siemens Gamesa, System, onshore
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- Windpark, Turbine, SCADA, MW, Gondel, Energiewende