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Offshore-Wind gefragt wie nie
Erneuerbare Energien haben im Schock, den die Corona-Pandemie ausgelöst hat, weltweit unter Beweis gestellt, wie krisensicher sie sind. In einigen Ländern Europas, darunter in Deutschland und Dänemark, stieg in diesen Wochen der Anteil der Erneuerbaren am Strommix auf weit mehr als 50 Prozent, ohne dass es zu Ausfällen oder Engpässen kam. Die Bedeutung der Erneuerbaren wird sich in Zukunft noch weiter steigern, auch so viel steht bereits fest. Ein Beispiel dafür zeigt sich in der vergangene Woche vorgestellten Wasserstoffstrategie der Europäischen Union. Besonders bei der Herstellung für grünen Wasserstoff wird künftig deutlich mehr Offshore-Windenergie benötigt.
Auch bei den Investoren genießt Offshore-Wind daher hohes Ansehen, was sich an den Rekordzahlen aus dem ersten Halbjahr 2020 ablesen lässt: Die Investitionen in Offshore-Wind stiegen auf insgesamt 35 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 319 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht und sogar noch deutlich über dem gesamten Rekordjahr 2019 (revidierte 31,9 Milliarden US-Dollar) liegt, wie die neuesten Zahlen von BloombergNEF belegen.
In den ersten beiden Quartalen dieses Jahres wurden Investitionsentscheidungen für insgesamt 28 Offshore-Windparks getroffen. Der größte darunter ist der 1,5-Gigawatt Park von Vattenfall Hollandse Zuid vor der Küste der Niederlande, dessen Kosten allein auf 3,9 Milliarden Dollar geschätzt werden.
Auch der Weltmarktführer Großbritannien setzt weiterhin voll auf Offshore-Wind. Hier wurde unter anderem das 1,1-Gigawatt starke Seagreen-Projekt mit geschätzten 3,8 Milliarden Dollar vorangetrieben. Aber auch in Asien boomt der Ausbau: Neben Taiwan wird auch in den Markt in China investiert, wo 17 Projekte Gelder zugesprochen bekamen.
Offshore-Windenergie ist gefragt wie (Bild: Pixabay)
Unterdessen hakt es bei den anderen Erneuerbaren: Die Investitionen in Onshore-Windenergie gingen um 21 Prozent auf 37,5 Milliarden Dollar zurück, während die Investitionen in Solarenergie laut BloombergNEF um 12 Prozent auf 54,7 Milliarden Dollar fielen.
Dieses Gefälle war von Experten prognostiziert worden. Albert Cheung, Leiter der Analyse beim BNEF, sagte dazu: „Wir haben erwartet, dass Covid-19 die Investitionen in erneuerbare Energien in der ersten Jahreshälfte durch Verzögerungen im Finanzierungsprozess und bei einigen Auktionen beeinträchtigen würde. Es gibt Anzeichen dafür sowohl bei der Solarenergie als auch bei der Onshore-Windenergie, aber die globale Gesamtzahl der Investitionen hat sich – dank der Offshore-Windenergie – als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen".
Die Internationale Energieagentur IEA hat schon Ende Mai vor diesem Investitionsrückgang gewarnt: „Der historische Einbruch der globalen Energieinvestitionen ist aus vielen Gründen zutiefst beunruhigend“, sagte Dr. Fatih Birol, Exekutivdirektor der IEA. „Er bedeutet heute den Verlust von Arbeitsplätzen und wirtschaftlichen Chancen, aber auch den Verlust der Energieversorgung, die wir morgen, wenn sich die Wirtschaft erholt, gut gebrauchen könnten. Die Verlangsamung der Ausgaben für saubere Schlüsseltechnologien im Energiebereich birgt auch die Gefahr, dass der dringend erforderliche Übergang zu widerstandsfähigeren und nachhaltigeren Energiesystemen untergraben wird.“
Noch zu Beginn des Jahres 2020 lagen die globalen Energieinvestitionen auf Wachstumskurs von rund 2%, was den größten jährlichen Ausgabenanstieg seit sechs Jahren bedeutet hätte. Doch nachdem die Covid-19-Krise weite Teile der Weltwirtschaft innerhalb weniger Monate zum Stillstand gebracht hatte, wird laut 'World Energy Investment 2020', einem Bericht der IEA, nun ein Einbruch der globalen Investitionen um 20% oder fast 400 Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahr erwartet.
Auch der Höhenflug der Offshore-Windenergie wird laut der Prognosen in der zweiten Jahreshälfte zurückgehen. Tom Harries, Leiter der Windanalyse bei BloombergNEF, erklärt: „Die erste Hälfte dieses Jahres verdankt auch viel dem Finanzierungs- und Bauboom in China, um von einem Einspeisetarif zu profitieren, bevor dieser Ende 2021 ausläuft. Ich erwarte eine Verlangsamung der weltweiten Offshore-Windenergie-Investitionen in der zweiten Jahreshälfte, mit einer möglichen neuen Spitze Anfang nächsten Jahres".
Wasserstoff als grüner Hoffnungsträger könnte die Offshore-Windenergie nochmals beflügeln (Bild: Pixabay)
Viel wird nun auch davon abhängen, inwieweit die erneuerbaren Energien nach der Pandemie in den grünen Wiederaufbau eingebunden werden. Geht es nach dem Willen der Umweltminister in der EU, dann muss den Erneuerbaren eine gewichtige Rolle zukommen. Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Es ist wichtig, dass wir uns als EU-Umweltminister- und ministerinnen in die laufende Diskussion um die Ausgestaltung der wirtschaftlichen Erholung Europas aktiv einbringen. Daher war es mir ein großes Anliegen, dass wir uns direkt bei unserer ersten Videokonferenz zum Auftakt der deutschen Ratspräsidentschaft mit dem Thema Green Recovery beschäftigen. Jetzt ist der Moment, um die Weichen zu stellen, damit wir nach der Krise nicht zum Business as usual zurückkehren, sondern einen echten Neustart für eine zukunftsfähige und umweltverträgliche Wirtschaft und Gesellschaft verwirklichen.“
- Autor:
- Katrin Radtke
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- Keywords:
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