2024-11-14
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Windenergie erobert die entlegensten Winkel der Erde

Gerade erst haben das ZSW und der BDEW die neusten Zahlen für Deutschland veröffentlicht. Der Anteil der erneuerbaren Energien liegen hierzulande aktuell bei rund 32 Prozent und soll bis 2020 noch auf 35 Prozent steigen. Im Rest der Welt sehen die Zahlen allerdings noch ganz anders aus.

Vor allem das starke Wachstum in der Offshore-Windbranche hat dazu beigetragen, dass die Geschichte der Windenergie in Deutschland auch weiterhin erfolgreich ist, denn eigentlich war 2016 ein eher schwaches Windjahr. Allerdings konnten die neu errichteten Offshore-Anlagen für ein Wachstum von 57 Prozent am Energiemix sorgen, sodass der Rückgang der von Onshore-Anlagen produzierten Energie von 6 Prozent nicht weiter ins Gewicht fiel.

Während die Windenergie in Deutschland mittlerweile ihren festen Platz im Strommix gefunden hat, sind andere Länder noch nicht so weit. Zwar haben viele Staaten spätestens im vergangenen Jahr im Zuge des Pariser Klimaabkommens einen Ausbau der erneuerbaren Energien beschlossen, aber bis die Anlagen nicht nur auf dem Papier existieren, ist es noch ein langer Weg.

Ausbau des Netzes bereitet Probleme

Allerdings gibt es in diesen Tagen einige positive Entwicklungen. So wurde im Öl-Staat Saudi-Arabien die erste Windturbine errichtet. Die 2,75-120 von GE dient dabei vor allem Demonstrationszwecken, da Windenergie im saudischen Königreich bisher ein Fremdwort war. Zwar hat der Energieversorger Saudi Aramco bereits vor einigen Jahren begonnen, die Windverhältnisse im Land näher zu untersuchen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich hervorragend eignet, um dort Windparks zu platzieren, aber andere Faktoren spielen beim möglichen Aufbau eine Rolle.

Schwierig ist da vor allem der Anschluss ans nationale Stromnetz, das außerhalb der großen Städte nicht gut ausgebaut ist.

Abdulkarim Al Ghamdi, Saudi Aramcos Executive Head für Powersystems, sagte dazu: „Saudi Aramco setzt sich aktiv für die Reduzierung des Energieverbrauchs im ganzen Königreich ein, indem wir verantwortungsbewusste Politik, Sensibilisierung und Energieinnovationen befürworten. Dieser Meilenstein wurde mit den Fähigkeiten und Kenntnissen ermöglicht, die Saudi Aramco über Jahrzehnte als der zuverlässige Energieversorger des Königreichs und diejenigen unseres Partners GE als Windindustrieführer erreicht hat.“

Die Ausbauziele der Saudis sind entsprechend ambitioniert: Bis 2023 sollen 9500 Megawatt an Solar- und Windenergie die Araber mit Grünstrom versorgen – das GE-Windrad produziert gerade mal für 250 Haushalte Strom.

Weg von den Importen

Schon einen Schritt weiter ist dagegen Jordanien, wo im kommenden Jahr mindestens zwei neue Windparks entstehen sollen. Gamesa wird den 86 MW-Windpark Al Rajef, der im südlichen Jordanien in der Region Maan gelegen ist, mit 41 seiner G114-2.1-Turbinen ausstatten. Und auch für einen Park in der Nähe der Stadt Amman wurde nun grünes Licht gegeben: Die Finanzierung für das 89MW-Projekt steht, die Planung wird von Korea Electric Power Co übernommen. In diesem Windpark soll Vestas 27 seiner V126-3,3MW-Anlagen installieren.

Bislang ist Jordanien fast komplett abhängig von Gas- und Ölimporten, hat sich aber vorgenommen, bis 2020 zumindest 10 Prozent seiner Energie mit Hilfe erneuerbarer Quellen selbst zu produzieren.

Windkraftanlagen in der Wüste (Bild: AWEA)

Entlegene Regionen profitieren

Auf die eigenen Rohstoffe konnte sich dagegen jahrzehntelang Russland verlassen, sodass der Anteil an Erneuerbaren im Land bisher kaum messbar ist. Nur langsam findet in Moskau ein Umdenken statt.

Vor allem in schwer zugänglichen Regionen soll Windenergie nun allerdings die immer wieder auftretenden Versorgungsschwierigkeiten lösen. Im Norden des Landes sowie in Sibirien, wo die Bevölkerung immer wieder mit Stromausfällen zu kämpfen hat, will man Windparks errichten, Der Anschluss an das russische Stromnetz ist dort meist schlecht, örtlich vorhandene Fabriken oder Militäranlagen zapfen sich zusätzlich häufig den vorhandenen Strom ab und lassen die Bewohner im Dunkeln sitzen.

Das ist einer der Gründe, weshalb in Moskau eine neue Initiative dafür eintritt, die Entwicklung von Windenergie in diesen entlegenen Regionen voranzutreiben. Dann können die Anlagen die Bevölkerung vor Ort mit Strom versorgen und es müssen keine Trassen mehr über tausende Kilometer gebaut werden.

Als erster Erfolg kann die Ankündigung der Teilrepublik Karelien gesehen werden, einen Offshore-Park zu errichten. Die Region, die heute zwischen Finnland und Russland aufgeteilt ist, plant bis spätestens 2020 einen 60 MW-Windpark im Weißmeer zu bauen. Der Verwalter des Gebiets, Khudilainen, sagte laut Renewables International: „Die Entwicklung dieses Projekts wird nicht nur die Energiesituation verbessern, sondern auch Jobs schaffen und das Image der Region erhöhen.“

Bild: Wikimedia

Finanzielle Unterstützung nötig

Unabhängig davon hat die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung Kasachstan – passend zum 20-jährigen Jubiläum der Unabhängigkeit – einen Kredit über 200 Millionen Euro zugesagt, mit dem erneuerbare Energien gefördert werden sollen.

Und auch auf den kleinen Inseln im Pazifik, zu denen unter anderem Samoa, Micronesien und die Cook-Inseln gehören, können Projekte für erneuerbare Energien nur mit Hilfe des Auslands realisiert werden. Neben dem Green Climate Fund sind hier verschiedenen asiatische Banken tätig, um in einem ersten Schritt herauszufinden, welche Art der Erneuerbaren am besten geeignet ist, um die Inseln künftig mit grünem Strom zu versorgen und vor allem die Dieselaggregate zu ersetzen.

Auch wenn es noch ein weiter Weg ist, es tut sich was in den entlegensten Ecken der Welt, um dem Klimawandel  entgegen zu treten.

Und damit geht doch schon ein großer Weihnachtswunsch in Erfüllung!

 

Autor:
Katrin Radtke
Email:
kr@windmesse.de
Keywords:
Ausbau, Windenergie, Widkraft, Kasachstan, Russland, Jordanien, Saudi-Arabien, Sibirien, Klimawandel
Windenergie Wiki:
Windpark, Turbine, Offshore, MW, Megawatt



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