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Windforce 2016: Trotz guter Zahlen geht die Angst um
„Das Generationen-Projekt 'Energiewende' ist ohne die Stromgewinnung auf dem Meer nicht realisierbar. Dabei genießt deutsches Know-how weltweites Ansehen. Beides zusammen betrachtet, sollte uns motiviert und optimistisch in die Zukunft blicken lassen.“ So beschrieben die beiden Veranstalter der Windforce-Konferenz, Andreas Wellbrock von der WAB und Jens Eckhoff von der Offshore Wind Messe und Veranstaltungs GmbH, noch im Grußwort zur Windforce ihre Hoffnungen für die Zukunft.
Davon war beim Auftakt der Konferenz am Dienstag allerdings nicht mehr viel zu spüren. Andreas Wellbrock nutzte die Gelegenheit in seiner Eröffnungsrede und erneuerte die Kritik der WAB am EEG 2016, das inzwischen - nämlich gestern - vom Bundeskabinett beschlossen wurde: „Ein Masterplan für die Energiewende fehlt der Bundesregierung!“
Dabei sehen die Zahlen für den Offshore-Ausbau in Deutschland für das Jahr 2015 doch eigentlich äußerst positiv aus und Erfolgsmeldungen wie die von Vattenfall, die kürzlich angekündigt hatten, die Bauzeit ihres neuen Windparks um ein Viertel reduzieren zu können, machen deutlich, dass die Offshore-Branche in ihrer Entwicklung noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht hat.
Allerdings ist man derzeit verunsichert. Weil der Netzausbau nicht hinterher kommt, wird der Ausbau der Windenergie im EEG 2016 zusammengestutzt und abgebremst. Ein Fehler, wie Wellbrock findet, denn es könne nicht sein, dass man darunter leiden müsse, wenn andere mit ihrer Arbeit nicht nachkämen. Er stellte außerdem das Monopol der Netzbetreiber infrage, denen seiner Meinung nach der Anreiz fehlt, den Bau der Stromtrassen zu beschleunigen. Hier müsse mehr Druck durch Wettbewerb gemacht werden. Zur Zeit sei aber eine „Energiewendebremse“ im Einsatz.
Davon wollte der parlamentarische Staatssekretär des BMWi und Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Uwe Beckmeyer (SPD), nichts wissen – im Gegenteil: „Wir haben einen Masterplan.“ Allerdings sei die Windenergie – onshore wie offshore – nur ein Teil der Energiewende, „zwar ein wichtiger, aber eben nur ein Teil“. Dies stieß bei den anwesenden Konferenzteilnehmern, gut 300 waren insgesamt auf der Veranstaltung, nicht auf Gegenliebe.
Den schwarzen Peter verortete Backmeyer bei der voran gegangenen schwarz-gelben Regierung, die mit dem Atomausstieg zwar die Energiewende massiv angestoßen, aber gleichzeitig einen ungelenkten Wildwuchs zugelassen habe.
Jetzt müsse stattdessen darauf geachtet werden, dass die einzelnen Industriezweige durch die Ausbauziele nicht gefährdet werden – darin schloss er auch die fossile Energiegewinnung ein, wo Arbeitsplätze gefährdet sind und bei deren Nichtberücksichtigung ein Blackout in Deutschland drohen könne. „Wir müssen uns alle anstrengen“, forderte er.
Zumindest diesen Rat haben die Konferenzteilnehmer am Mittwoch und heutigen Donnerstag befolgt. In 12 Sessions mit mehr als 60 Vortragenden wurden alle Aspekte der Offshore-Windindustrie betrachtet. Kurzfristig wurde eine eigene Session zu den politischen Rahmenbedingungen eingebaut, um aktuell über das EEG zu diskutieren. Fehlenden Willen zur Anstrengung kann man der Branche also nicht vorwerfen.
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- kr@windmesse.de
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- Windpark, Offshore, Energiewende