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EWEA Offshore 2015: Eine Branche im Aufwind
Auf der letzten Konferenz Ende 2013 in Frankfurt war die Stimmung in der Offshore-Windbranche noch gedämpft: Zu viele Meldungen von Fehlplanungen und Rückschlägen machten die Runde, unklare politische Regeln sorgten für Verunsicherung unter den Investoren. Das sieht auf der derzeit stattfindenden EWEA Offshore 2015 in Kopenhagen allerdings ganz anders aus. Die Branche hat sich in den letzten Monaten rasant entwickelt. Mittlerweile überwiegen die positiven Meldungen von Konstruktionsarbeiten, die vor dem eigentlichen Termin fertig werden und Windparks, die mehr Strom liefern als ursprünglich angenommen. Das dänische Projekt Horns Rev 3, das von Vattenfall errichtet wird, wird erstmals Offshore-Windstrom produzieren, der im Preis nur noch unwesentlich höher liegt als Strom von Onshore-Standorten – ein weiteres Etappenziel der Industrie ist erreicht. Dies führt dazu, dass die Branche vor Selbstbewusstsein nur so strotzt.
Die nahe Zukunft der Offshore-Windindustrie ist also gesichert, so sollen allein in Europa innerhalb der kommenden fünf Jahre rund 20 Gigawatt neue Leistung installiert werden. Davon entfallen – grob gerechnet – allein 6GW auf Großbritannien und 3 bis 4GW auf Deutschland, die beiden Marktführer. Doch auch Belgien, Frankreich und die Niederlande präsentieren sich auf der EWEA mit ambitionierten Zahlen.
Was nach 2020 kommt, ist allerdings offen, weshalb der Ruf nach neuen Ausbauzielen und klaren Regularien immer lauter wird. Erst kürzlich mahnte Andreas Nauen, CEO Senvion SE: „Dank der klaren Vergütungsregelungen im EEG haben unsere Kunden vorerst Planungssicherheit, aber die deutsche Offshore-Branche braucht zeitnah klare Signale für die Jahre nach 2019. Die Vorbereitung auf das EEG 3.0 ist der nächste Schritt, der bereits in diesem Jahr begonnen werden muss.“
Dies gilt aber nicht nur für die deutsche Offshore-Branche, weshalb es auf der Messe auch zu einem internationalen Schulterschluss gekommen ist: Drei Global Player fordern die Branche auf, besser zusammen zu arbeiten, um weiterhin ambitionierte Ziele erreichen zu können. Der dänische Entwickler und Energieversorger DONG Energy, der japanisch-dänische Turbinenbauer MHI Vestas sowie der deutsche Siemens-Konzern haben dazu ein gemeinsames Papier herausgegeben: „Joint Declaration For a United Industry“. Darin stellen sie eine weitere Kostenreduzierung für Offshore-Windenergie in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen.
Und sie legen vor: Siemens stellte gestern auf der Messe erstmalig eine neue Wechselstromlösung für den Anschluss von küstennahen Windenergie-Kraftwerken vor, die als Ersatz für die bisher verwendeten Umspannplattformen dienen soll. 40 Prozent der Kosten lassen sich dadurch einsparen, was einer zentralen Forderung aus den letzten Jahren entspricht. Bis zum Jahr 2030 möchte die Branche ohne Subventionen auskommen, dazu muss allerdings schnell ein Rahmen mit festgelegten Zwischenzielen her.
Einer weiteren Forderung des Triumvirats sind derweil AREVA und Gamesa nachgekommen: Um Kosten zu sparen, müssen Partnerschaften entwickelt und Methodenaustausch betrieben werden – so wie es Mitsubishi und Vestas in ihrem Joint Venture vormachen. Nun folgt das neue französisch-spanische JV Adwen, das in den nächsten Jahren ein „führender Offshore-Akteur“ werden möchte.
Wo die Schwierigkeiten liegen, weiß man dort allerdings auch: So skizzierte ein Firmensprecher auf der Messe das Problem der langwierigen Planung eines Offshore-Windparks. Die Verträge über Fundamente und Turbinen werden meist früh im Entstehungsprozess unterschrieben. Bis es zur Errichtung der Turbinen kommt, vergehen aber oft Jahre, in denen die technische Entwicklung weiter läuft. Oftmals sind bis dahin schon viel größere, leistungsstärkere Turbinen auf dem Markt, allerdings ist es teuer und aufwendig, die einmal geschlossenen Verträge neu zu verhandeln, denn auch Planungssicherheit wird in der noch jungen Offshore-Branche groß geschrieben. Das Unternehmen MPI Offshore etwa betont, dass es 60 bis 70% günstiger ist, wenn sich ein Parkbetreiber frühzeitig die Dienste seiner Installationsschiffe sichert, als dies erst kurz vor Errichtung zu tun. So konnte beispielsweise E.ON beim Bau eines britischen Parks viel Geld sparen. Da die Branche aber noch im Entwicklungsstatus ist, funktioniert die Standardisierung noch nicht ganz, weshalb es auch hier der besseren Zusammenarbeit bedarf.
Der Flexibilität, die die Industrie benötigt, steht die Stabilität der Politik gegenüber. So äußerte sich ein Teilnehmer dahingehend, dass es besser wäre, die Politik lege lieber schlechte Regularien und Ausbauziele fest, als gar keine. Bereits unbedarfte Äußerungen können zur Verunsicherung der Investoren führen. Gift für eine Branche, die zwar im Aufwind ist, sich aber noch nicht in stabilem Fahrwasser befindet.
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- kr@windmesse.de
- Windenergie Wiki:
- Windpark, Umspannplattform, Turbine, Offshore