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LEINE LINDE SYSTEMS: Interview mit Alexander Tewes und Jürgen Millhoff
Bei der LEINE LINDE SYSTEMS handelt es sich um eine 100-prozentige Tochter der schwedischen Leine & Linde AB, die wiederum zum HEIDENHAIN-Konzern gehört. Die Hamburger LEINE LINDE SYSTEMS GmbH wurde Mitte 2012 gegründet und dient als Vertriebsgesellschaft für die Produkte des Konzerns. Hier laufen die Fäden zusammen, wenn es um erneuerbare Energien und speziell die Windenergie geht. Neben dem Produktvertrieb gehört auch die Entwicklung von Subsystemen zur Aufgabe der Hamburger Gesellschaft.
Der Mutterkonzern HEIDENHAIN ist seit Jahrzehnten in der Werkzeugmaschinenindustrie ein führender Hersteller von Steuerungen, Tastsystemen, Messgeräten sowie Positionsanzeigen. Er deckt aber durch seine Tochterfirmen ein weitaus breiteres Produktportfolio ab. Dazu gehören Pitchmotoren, Kabelsysteme, Drehgeber, Schleifringe, Eissensoren, Magnetringe und viele weitere Produkte. Der weltweit agierende Konzern beschäftigt zurzeit knapp 8.500 Mitarbeiter und machte im Jahr 2012 einen Umsatz in Höhe von 1,3 Milliarden Euro.
Windmesse: Die Unternehmensstruktur ist stark verzweigt, die Tochterfirmen sind über ganz Europa verteilt. Woran liegt in der vorhandenen Konzernstruktur der Vorteil für den Windenergiemarkt?
Tewes: Was uns von Wettbewerbern stark unterscheidet, ist, dass wir relativ viel aus einer Hand liefern können. Das kann meines Wissens in Europa kein anderer. Zusätzlich macht HEIDENHAIN auch Hochtechnologie, daran bedienen wir uns ebenfalls. Dies macht sich auch bei unseren Kunden bemerkbar, wir beliefern zurzeit bis auf wenige Unternehmen eigentlich alles, was Rang und Namen hat.
Millhoff: Das haben wir natürlich nicht innerhalb eines Jahres kreiert, sondern das ist der Kundenstamm, den wir uns mit den Schwesterfirmen seit Ende der 90er Jahre aufgebaut haben. Seit einem Jahr machen wir den Vertrieb nun von Hamburg aus und haben von den WEA-Herstellern, den Engineering- und Service-Firmen ein positives Feedback bekommen. Zum einen weil wir so breit aufgestellt sind und zum anderen weil wir die Applikationen verstehen, was uns sehr wichtig ist. Da kommt man besser ins Gespräch, als wenn wir z. B. nur ein Motorenlieferant wären. Darauf legen wir sehr viel Wert.
Aus vielen Gesprächen mit Kunden ist auch die Idee für das neue Produkt hervorgegangen. Dabei handelt es sich um den ADSR-Schleifring.
Windmesse: Was unterschiedet den ADSR von einem herkömmlichen Schleifring?
Tewes: Die Schleifringe in Windenergieanlagen sind in der Regel kritische Bauteile die einem Verschleiß unterliegen. Ein Ausfall führt zwangsläufig zu einem ungeplanten, kostspieligen Serviceeinsatz. Unser ADSR-Schleifring sagt der Betriebsführung Bescheid, bevor der Schleifring ausfällt. Dadurch werden ungeplante Serviceeinsätze deutlich reduziert, wodurch der WEA-Hersteller als auch der Betreiber Geld sparen wird. Zusätzlich haben wir eine LED in den Schleifring integriert, die den Zustand des Geräts nach außen signalisiert. Man kann auf einen Blick sehen in welchem Zustand sich der ADSR befindet, während man sich ebenfalls sehr viele Daten, Alarme sowie die Historie auch abrufen kann. Die Logging-Funktion und die Alarmierung sind individuell einstellbar.
Millhoff: Vorher gab es diese Möglichkeit noch gar nicht. Ein Schleifring war bisher für den Techniker eine Art Blackbox.
Tewes: Das Produkt zeigt sehr schön, wie Leine Linde Systems funktioniert, denn wir haben lauter erfahrene Mitarbeiter in allen Bereichen, die im Gespräch mit den Kunden deren Probleme und Fragestellungen, auch innerhalb des Konzerns, diskutieren und Lösungsansätze aufzeigen. Hier können auch die Kompetenzen von zwei oder drei anderen Firmen verbunden werden.
Windmesse: Im Offshore-Markt dürfte der Einsatz des ADSR-Schleifrings Sinn machen?
Tewes: Definitiv ja, speziell hier sind, wie die Branche ja mittlerweile weiß, Serviceeinsätze wesentlich kostspieliger und schwieriger zu planen als Onshore. Hier macht es Sinn, einen Schleifring entsprechend der Diagnose des ADSR vorsorglich auszutauschen oder ich fahre nochmal raus und das zu sehr viel höheren Kosten oder bei schlechtem Wetter!?
Windmesse: Die politische Lage für die Windindustrie ist momentan schwierig. In Deutschland diskutiert die neue Regierung über eine Reform der EEG-Umlage, von Kürzung oder gar Abschaffung ist immer wieder die Rede. Wie beurteilen Sie die Situation?
Millhoff: In Deutschland ist es momentan eher eine Energiewende hin zur Kohle und vielleicht sogar zur Atomenergie. Ich persönlich sehe das momentan gar nicht gerne.
Tewes: Für mich ist es so, dass man die Leute abholen muss. Man kann das am Beispiel von Statistiken sehen, mit denen die Leute bombardiert werden, die nicht aus der Branche sind. Da kommt zum Beispiel eine pauschale Aussage, die dann lautet: „So und so viel Strommengen musste man zu Schleuderpreisen ins Ausland verkaufen, weil wir keine Abnehmer hatten.“ Das ist eine Aussage, die gemacht wird, um Stimmung gegen diese Branche zu machen, die aber nicht berücksichtigt, dass unsere Regierung Sachen nicht umgesetzt hat.
Windmesse: Hat die politische Lage Auswirkungen auf Ihr Unternehmen?
Millhoff: Politisch ist es zumindest auf Deutschland bezogen schwierig. Weltweit ist die Windenergie für uns aber noch ein Wachstumsmarkt, nach wie vor. Allen voran Asien natürlich, Europa ebenso.
Tewes: Wir sind global aufgestellt und machen weltweit Geschäfte mit Herstellern, die große und kleine Stückzahlen fertigen. Wir unterscheiden aber auch zwischen regionalen Märkten, welche sich bedingt durch politische Entscheidungen sehr unterschiedlich verhalten.
Windmesse: Der chinesische Markt gilt nach außen hin immer als recht abgeschlossen. Gerade für Firmen aus dem Westen ist es schwer, dort Fuß zu fassen. Wie ist Ihnen das gelungen?
Tewes: Dazu muss man sagen, dass wir in China seit 2006 vertreten sind und in den anderen Kernmärkten ebenfalls konzerneigene Vertriebsgesellschaften nutzen. Wir haben lokale Leute in China, Indien, Südkorea, Japan, Italien, Spanien, USA sowie in Brasilien. Wir haben vor Ort lokale Ansprechpartner, da haben die Kunden weniger Hemmungen Kontakt aufzunehmen.
Windmesse: In Europa sind nach dem Boom der letzten Jahre einige Märkte bereits wieder zusammengeschrumpft. Gerade der spanische Markt musste nach der Abschaffung der Einspeisevergütung einen starken Einbruch hinnehmen. Wie beurteilen Sie die Zukunft dieses Marktes?
Tewes: Ich kann nur sagen: Wir verkaufen weiterhin an unsere spanische Kunden und alle sind damit zufrieden. Nur werden diese Turbinen nicht mehr in Spanien aufgebaut, weil der spanische Markt derzeit nicht vorhanden ist, sondern in Südamerika.
Millhoff: Wir sehen die Lage eher volatierend. Die Märkte sind verschieden, aber Wachstum ist nach wie vor da. Zwar etwas schwächer als vor fünf bis zehn Jahren, aber man muss auch sagen, die Anlagen werden immer komplexer, das ist wiederum gut für uns.
Windmesse: Was wünschen Sie sich von der Politik für die Zukunft?
Tewes: Die sollen uns in Ruhe arbeiten lassen.
Millhoff: Vernünftige Rahmenbedingungen.
Tewes: Das einzige, was man wirklich braucht, ist Planungssicherheit. Egal wie die aussieht. Stabile Rahmenbedingungen. In den USA zum Beispiel gibt es keine kontinuierlichen Rahmenbedingungen und somit einen sehr stark schwankenden Markt. Ich denke schlechtere, kontinuierliche Konditionen sind besser als gar keine.
Die Planungssicherheit hat den Markt in Deutschland in den letzten 20 Jahren sehr stark und stabil gemacht. Durch das Gesetz, das wir haben, haben wir Planungssicherheit. Dass man jetzt das EEG wieder anpassen muss, ist in Ordnung. Man muss drüber reden, man kann sich nicht verschließen – das gilt aber für alle Beteiligten.
Das Gespräch führte Katrin Radtke, Redaktion Windmesse. Fotos: Copyright Leine Linde Systems GmbH
- Quelle:
- Windmesse (Katrin Radtke)
- Email:
- kr@windmesse.de
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