Solarenergie vor Windkraft

Ein starker Anstieg beim Bau von Photovoltaikanlagen gepaart mit einem Einbruch der Windenergiebranche haben dazu geführt, dass zum ersten Mal überhaupt der weltweite Zuwachs an Solarenergie in diesem Jahr höher ist als der der Windenergie.

Experten von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) sagen laut Renewable Energy World für das gesamte Jahr 2013 voraus, dass es im Bereich der Photovoltaikanlagen einen Zuwachs von 36,7 GW geben wird, was ein neuer Rekord ist. Die Windenergie wächst dagegen langsamer. Hier werden auf das Jahr verteilt nur noch 35,5 GW erwartet, davon 33,8 onshore und 1,7 GW offshore.

Im letzten Jahr haben beide Branchen noch neue Rekorde aufgestellt, vor allem die Windenergie sorgte mit 46,6 GW Zuwachs für ein starkes Wachstum der erneuerbaren Energien insgesamt. Der Anstieg bei den Solaranlagen lag im letzten Jahr noch bei 30,5 GW.

Doch nun hat die Solarenergie erstmals die Nase vorn. Justin Wu, Experte von BNEF, kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Wir gehen davon aus, dass die Installation von Windkraftanlagen im Jahr 2013 insgesamt um 25 Prozent sinkt. Das ist der niedrigste Stand seit 2008, was vor allem dem Einbruch in den USA und China geschuldet ist. Daran sind vor allem die herrschenden politischen Unsicherheiten Schuld.“

In den USA ist das Hin und Her rund um die Verlängerung des PTC Ursache für das schlechte Ergebnis. Investitionen sind rückläufig, da Investoren keine politische Sicherheit haben. Der Stillstand der Branche hat bereits zu ersten Werksschließungen und Massenentlassungen geführt.

In China leidet die Windbranche vor allem an der schwachen Infrastruktur und schärferen Sicherheitsstandards für Windturbinen. Auch ist die Regierung bisher neue politische Vorgaben schuldig geblieben, nachdem man noch im Januar erklärt hatte, dass das Ziel bei 18 neu installierten GW für dieses Jahr liege.

Auch der Offshore-Bereich bereitet den Chinesen Kopfzerbrechen. Kritiker sagen, dass die Einspeisevergütung zu niedrig ist angesichts der Mehrkosten beim Bau von Offshore-Turbinen. So wird das Land sein Ziel von 5 GW installierter Offshore-Kapazität bis 2015 verfehlen. Zwar denkt die Regierung über eine Reform der Vergütung nach, hat sich dafür aber keinen Zeitplan gesetzt.

Eine weitere Studie (Make Consulting) geht von einer weltweit um 5 Prozent geringeren Nachfrage als im Vorjahr im Windbereich aus – erstmals seit 2004. Trotzdem muss man sich um die Zukunft der Windenergie keine Sorgen machen, wie Experten betonen. Die Produktionskosten sinken, neue Märkte werden erschlossen, Offshore wird wachsen – all dies wird dafür sorgen, dass die Windindustrie auch in Zukunft die Führung bei den erneuerbaren Energien inne hat.

In der Solarbranche sind fallende Kosten für Anlagen in Japan und China für den momentanen Boom verantwortlich, der sich auch weiterhin fortsetzen wird. Allerdings nicht mehr in Europa, wo Fachleute eher ein Schrumpfen des Marktes vorhersagen.

Insgesamt werden sich beide Branchen wohl einigermaßen die Waage halten für den Weg der Welt in ein sauberes Zeitalter ohne Atomstrom. Auf eine Zeit der Überversorgung und darauf folgenden Konsolidierung wird noch in diesem Jahr eine erneute Wachstumsphase folgen. Die Unternehmen haben sich gesund geschrumpft und das Interesse der Anleger an den Börsen steigt wieder. Heitere Aussichten für die Erneuerbaren.