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Schlafforschung bestätigt: Keine Auswirkungen von Windpark-Geräuschen nachweisbar
Die Forschung um Infraschall – Schall, dessen Frequenz unterhalb der menschlichen Hörfläche liegt und überall in der Umgebung vorkommen kann – ist um ein weiteres Kapitel reicher. Während die Diskussion in Europa durch den Ukrainekrieg und die dadurch ausgelöste Energiekrise in der letzten Zeit weitestgehend in den Hintergrund getreten ist und es vor allem um den schnellen Ausbau von Windkraft geht, sind die Stimmen der Gegner*innen in den Hintergrund getreten.
Anders in Australien, wo die für den Ausbau genutzten Flächen meist so weit von der nächsten Wohnsiedlung entfernt lagen, dass bisher kaum mögliche Beschwerden von Anwohner*innen zu fürchten waren. Doch auch Australien investiert mittlerweile in den verstärkten Ausbau von Erneuerbaren, will sich nicht mehr ausschließlich auf seine reichlich vorhandenen fossilen Energieträger wie Kohle verlassen. Außerdem ist Windenergie die billigste Quelle für erneuerbare Energie in großem Maßstab und so sind zahlreiche neue Projekte in Planung.
Daher verwundert es nicht, dass das Kapitel der Erforschung von möglichen Gesundheitsrisiken durch Geräusche (oder ‚Lärm‘) von Windkraftanlagen nun durch eine neue Studie aus Australien erweitert wird. Die Forschenden des Woolcock Institute of Medical Research, das auf Atmung und Schlaf spezialisiert ist, fanden keine Beweise für die Existenz des sogenannten ‚Windturbinensyndroms‘, einer Erkrankung, von der einige glauben, dass sie die Anwohner*innen in der Nähe von Windparks beeinträchtigt und die angeblich durch Infraschall verursacht wird.
„Wir konnten eindeutig nachweisen, dass der von Windturbinen erzeugte Infraschall keine Schwindelgefühle oder Übelkeit hervorruft, keine Auswirkungen auf die Gesundheit des Herzens oder der Psyche hat und auch den Schlaf nicht beeinträchtigt“, erklärt der Leiter der Studie, Associate Professor Nathaniel Marshall. „Die Ungewissheit über das Syndrom hat einen Schatten auf die Zukunft der Windkraftanlagen als saubere Energiequelle geworfen, daher ist es großartig, dass die Studie ein so eindeutiges Ergebnis liefert.“
Menschen, die am Windturbinensyndrom leiden, erklären dagegen, dass sie unter Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen und Schlafstörungen leiden, die sie auf die Turbinen zurückführen. Auch Übelkeit, Tinnitus und Reizbarkeit gehören zu immer wieder genannten Symptomen.
Die Forschenden in Australien nutzten nun im Labor ein neues, von dem Akustikingenieur Dr. Renzo Tonin entworfenen Audiosystem. „Der vom Audiosystem erzeugte Infraschall entspricht dem von in Betrieb befindlichen Windturbinen aufgezeichneten Tonmuster und wird mit einem konservativ hohen Pegel wiedergegeben, der einer nur 390 m entfernten Windturbine entspricht“, erklärt Dr. Tonin den Studienaufbau.
Für die Studie wurden 37 gesunde "lärmempfindliche" Erwachsene für jeweils drei Drei-Nächte-Aufenthalte im schalldichten Woolcock-Schlaflabor gesucht, die entweder dem simulierten Infraschall einer Windkraftanlage, keinem Lärm oder Verkehrslärm ausgesetzt wurden. Da Infraschall vom menschlichen Ohr aber nicht wahrgenommen wird, waren sich die Teilnehmenden nicht bewusst, ob Infraschall oder gar kein Schall abgespielt wurde. Bei den Tests wurden die Schlafqualität und -dauer, die Gehirnaktivität, Symptome, kardiovaskuläre Veränderungen und die neurologische Leistung der Proband*innen überwacht.
Nichts zu hören... (Bild: Pixabay)
„Keiner der Proband*innen, die dem Infraschall ausgesetzt waren, entwickelte etwas, das man als Windturbinensyndrom bezeichnen könnte“, so Associate Professor Marshall. „Es gab keine Auswirkungen auf den Schlaf, die Gehirnfunktion oder die kardiovaskuläre oder psychologische Gesundheit, so dass wir es für sehr unwahrscheinlich halten, dass Infraschall von Windkraftanlagen Krankheiten oder Schlafstörungen verursacht.“
Die Ergebnisse stehen im Einklang mit der Theorie, dass das Windturbinensyndrom durch sogenannte Nocebo-Effekte verursacht wird, d. h. alleine durch die Überzeugung einer Person, dass die Exposition ihr schaden wird. Die Effekte werden meist auf psychologische Ursachen zurückgeführt, so ist zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen am Windturbinesyndrom leiden, bei Windkraft-Gegner*innen sehr viel größer, als bei Menschen, die Windenergie aufgeschlossen gegenüber stehen.
Der australische Forscher Professor Marshall betont daher die Bedeutung seiner Studie: „Wir hoffen, dass solche eindeutigen Ergebnisse, die aus einer wirklich soliden Forschung resultieren, dazu beitragen werden, die Menschen, die in der Nähe von Windparks leben, beruhigen, da die Exposition keine messbaren Auswirkungen auf ihre Gesundheit hat.“
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- presse@windmesse.de
- Keywords:
- Infraschall, Studie, Schlafforschung, Australien, Windturbinensyndrom, Nocebo Effekt, Schall, Windkraftanlage, Schwindelkeit, Kopfschmerzen
- Windenergie Wiki:
- Windpark, Turbine