Die mediale Diskussion um hohe Energiepreise übersieht bewusst die günstigen Erneuerbaren Energien
Weitere zig Milliarden Euro an staatlicher Verschuldung werden aufgetürmt, zusätzlich zu der staatlichen Verschuldungsorgie durch die Corona Wirtschaftshilfen. Die Schrecken einer Finanzkrise wie wir sie vor 10 Jahren mit der exorbitanten Staatsverschuldung in Griechenland durchgemacht haben, scheinen vergessen, doch genau sie stehen wieder drohend im Hintergrund dieser irrsinnigen fossilen und atomaren Energiepolitik.
Die Denkweisen und politischen Handlungen in der aktuellen Debatte verschweigen fast überall, dass die Umstellung auf von Rohstoffpreisen unabhängige Erneuerbare Energien die alles entscheidende Lösung ist. Es wird konsequent verschwiegen, dass heute erneuerbare Energien wesentlich kostengünstiger sind als die fossilen und atomaren. Die Pauschalisierung des Begriffs Energiepreise, ohne Differenzierung nach teuren fossilen und atomaren Energien, sowie die Unterschlagung der günstigen Erneuerbare Energien auf der anderen Seite gehören zur demagogischen Methode des Schutzes der fossilen und atomaren Wirtschaftsinteressen.
Der Faktencheck auf ARD.de heute dazu: „Wie teuer wird die Energie noch?“ ist bezeichnend für diese Debattenlage: Lediglich ein verschämter Hinweis auf die eigene Solaranlage am Schluss, ansonsten kein Wort zu den heute wesentlich billigeren Erneuerbare Energien, kein Wort dazu, dass die Stromproduktionskosten von Solarenergie, Wasserkraft, Geothermie und Windenergie aktuell eben nicht mit den „Energiepreisen“ steigen. Kein Wort dazu, dass diese in Zukunft mit dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien noch weiter sinken werden und das umso schneller, je mehr die Weltgemeinschaft zubaut. Die Intension hinter solchen „Faktenchecks“ ist klar: Es soll nur ja keine Botschaft gesetzt werden, dass sich Unternehmen wie Privatleute mit dem Umstieg auf Erneuerbare Energien für immer unabhängig machen können von Preissteigerungen beim Erdöl, Erdgas, Kohle und Atomkraft.
Dagegen werden immer die gleichen Ursachenanalysen angestellt über Fakten, die längst seit vielen Jahren bekannt sind und auf die man sich mit dem Umstieg auf Erneuerbare Energien längst hätte vorsorgend vorbereiten können, um eben nicht in diese aktuelle Energie-, Wirtschafts- und Sozialkrise zu stürzen:
Seit langem wissen wir,
- dass die Erdgas-, Erdöl und Kohleförderung in Europa immer schneller zurückgeht, weil schlicht die Lagerstätten immer weiter ausgebeutet sind und so die Energieabhängigkeit von Russland bei alle Energierohstoffen immer größer wird
- dass eine steigende Energieabhängigkeit von Russland, der OPEC und weiteren Ländern immer größere geopolitische Risiken schafft, die letztendlich das politische Erpressungspotential erhöht. Schon die peak oil studie der Bundeswehr hatte 2010 darauf eindringlich hingewiesen. Die OPEC-Erpressung 1972 mit dem Zudrehen des Ölhahnes hatte doch alles schon aufgezeigt. Und nach der Krimokkupation forderten die G7 Wirtschaftsminsiter mehr Unabhängigkeit von russischen Energielieferungen. Doch nichts ist passiert.
- dass es mit dem Ende von Wirtschaftskrisen, wie der COVID Krise, einen Wirtschaftsaufschwung gibt, der unweigerlich einen hohen Energiebedarf und damit höhere Energiepreise nach sich zieht
- dass andere Weltgegenden mit ihrem Wirtschaftsaufschwung, insbesondere China steigenden Energierohstoffbedarf haben, was schon länger beim Russischen Erdgas der Fall ist und was der Erdgas- und Erdölmanager und Exbundeskanzler Gerhard Schröder gerade als Erklärung liefert
- dass auch das fossile Energiesystem immer weiter steigende Kosten durch neue Öl- und Erdgasbohrungen, neue Öl- und Gaspipelines (alleine Nordstream 2 kostet 10 Mrd Euro), neue LNG Terminal, verursachen, die letztendlich der Energiekunde mit höheren Energiepreisen finanzieren muss
Nichts ist neu an all den Ursachenbeschreibungen der aktuellen Energiepreissteigerungen. Auch nicht neu ist, dass weiter versucht wird, die schnelle Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien als die alles entscheidende Lösung zu ignorieren und endlich Konsequenzen zu ziehen und den völligen Ausstieg aus der Nutzung von Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran bis 2030 umzusetzen. Dass dies gelingen kann und ökonomischer ist als das Festhalten am alten Energiesystem ist auch längst mit vielen wissenschaftlichen Studien und vielen Pionierbeispielen bewiesen.
Neu ist übrigens auch nicht die allseits bekundete Botschaft, dass die aktuelle Energiepreissteigerung nur vorübergehend sei, womit die Botschaft gesetzt wird: Ihr müsst nicht auf Erneuerbare Energien umsteigen, denn Erdöl, Erdgas, Kohle, Atomstrom wird schon wieder billiger werden.
Nicht alle haben dieser immer gleichen Botschaft der Konzerne vertraut und stellten frühzeitig auf Erneuerbare Energien um. Sie leiden heute nicht unter hohen Energiepreisen, sie fürchten nicht, ob es im Winter wirklich zu einer Erdgasverknappung kommen wird, sie stöhnen nicht unter steigenden Strompreisen, sondern freuen sich über billige Energie aus Sonne, Wind oder Bioenergie für den Eigenverbrauch und viele von Ihnen freuen sich gar über höhere Verkaufserlöse für ihren Ökostrom, zumindest wenn sie in der Direktvermarktung an der Börse teilnehmen. Denn die kräftige Steigerung des Börsenstrompreises, hauptsächlich infolge der Erdgaspreissteigerung, hat auch die Erlöse für Ökostrom erhöht.
Die Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien wäre schon die vorsorgende Lösung des letzten Jahrzehnts gewesen. Doch statt aus der Ölpreiskrise um 2010, die ja indirekt zur Lehmanpleite und damit zur Weltwirtschaftskrise führte, zu lernen und schnell auf Erneuerbare Energien umzusteigen, hat man in Deutschland und anderen Ländern, willfährig den Interessen der Öl-, Gas-, Kohle- und Atomkonzernen folgend, den aufkeimenden Ausbau der Erneuerbare Energien massiv blockiert. Bei Fortführung der exponentiellen Wachstumskurve die mit dem EEG bis etwa 2012 angekurbelt wurde, könnte der heutige Strombedarf Deutschlands schon mit 100% Erneuerbare Energien gestillt sein. Doch die massiven Blockaden, aufgebaut unter den Regierungen Merkel mit ihren Ministern, Gabriel, Rösler, Altmaier hat genau das verhindert – und nun sind alle erschüttert über die „plötzlich“ gestiegenen fossilen Rohstoffpreise.
Alle? Nicht alle!
Genossenschaftsmitglieder aus dem fränkischen Dorf Großbardorf, die schon um 2010 herum das ganze Dorf mit Wärme- und Stromversorgung aus Erneuerbaren Energien versorgt haben, sagten mir damals, dass sie es nicht mehr interessieren wird, ob Putin irgendwann mal den Gashahn zudreht. Auch ich selbst schüttele nur den Kopf über die Debatte der hohen Strom-, Heiz- und Spritpreise. Mit einer relativ geringen Investition, insbesondere Batterien in meine häusliche Energieversorgung bin ich nun völlig unabhängig vom Stromnetz und von den Tankstellenpreisen. Ich zahle gar keine Stromrechnung mehr und auch keine Spritrechnungen. Nur etwas Pflanzenöl für mein Blockheizkraftwerk und das fährt mir der Bauer in der Nähe selbst ins Haus. Weshalb ich auch ausfallende LKW Fahrer für die Tankstellen und Heizöltanks im Keller wie in Großbrittannien nicht fürchten muss.
Wer seinen Strom, auch für Heizungen und E-Autos selbst macht oder genossenschaftlich in der Dorf- und Stadtteilgemeinschaft, muss all das nicht fürchten, was heute so groß in den Medien als soziale und ökonomische Belastung als Energiepreisdiskussion steht. Und dass damit auch echter Klimaschutz gelingt, kommt den großen Journalisten in der ARD auch nicht in den Sinn. Lieber suchen sie Lösungen für billiges Erdöl, Erdgas, Kohle und Atomstrom und sie merken nicht, wie damit weiter die Zivilisation der Menschheit in den Untergang der der kommenden Heißzeit stürzen.
Dabei werden vorher schon schlimme Aufstände kommen, wenn wie um 2010 herum Fernfahrer wieder Grenzübergänge blockien, spanische Fischer die Seehäfen, Gelbwesten in Frankreich wie vor zwei Jahren Barrikaden anzünden – alles wegen steigender Spritpreise. Mit der Benzinwut von Menschen ist nicht zu spaßen. Menschen, denen man immer sagte, Erdöl, Erdgas, Kohle, Strom bleiben billig, und ihnen dann aber nur politische Hürden statt großer Unterstützung zum Umstieg auf kostenlose Solarstrahlen oder Wind vorgelegt hat, können eben wütend werden, wenn man ihr Vertrauen auf dauerhaft niedrige Energiepreise enttäuscht.
Doch nicht einmal heute, wo Erneuerbare Energien die billigste Art der Energieerzeugung sind, begreifen Journalisten wie in der ARD oder Politiker wie in Berlin und Brüssel, dass diese der Schlüssel für eine bezahlbare, sozial gerechte, für die Wirtschaft ökonomische und gleichzeitig klimaschützende Energieversorgung bietet.
- Quelle:
- Hans Josef Fell
- Autor:
- Hans Josef Fell
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- Hans Josef Fell, Kommentar, Energiepreis, fossil, Atom, Kohle, Gas, erneuerbare Energie, Strom, Kosten, Verbraucher, Markt, Medien, Subvention
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