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Druck auf Politik steigt: Studie belegt Machbarkeit einer globalen Energiewende bis 2050
Das vorhandene Potential erneuerbarer Energien ist bei entsprechendem Ausbau ebenfalls bereits heute vorhandener Erzeugungs- und Speichertechnologien in der Lage, eine durchgehend sichere Stromversorgung zu gewährleisten. Zu diesem Schluss kommt die Studie 'Globales Energiesystem mit 100% Erneuerbaren Energien', die von der Umweltorganisation Energywatch und der Technische Universität Lappeenranta in Finnland durchgeführt wurde.
In dem auf 100% erneuerbaren Energien beruhenden System wird die Primärenergieversorgung durch eine Mischung verschiedener erneuerbarer Energiequellen gedeckt. Solarenergie hat 2050 mit 69% den größten Anteil, gefolgt von Windenergie mit 18% und komplettiert durch Biomasse und Abfall (6%), Wasserkraft (3%) sowie Geothermie (2%). Die Kombination aus Wind- und Solarenergie stellt nicht nur 88% der gesamten Energieversorgung und 96% der gesamten Stromversorgung, sondern hat auch eine synergetische, ausgleichende Wirkung auf das Energiesystem, so die Studie.
Die Erkenntnisse könnten ein Gamechanger sein: „Der Bericht bestätigt, dass eine Wende hin zu 100% Erneuerbaren Energien in allen Sektoren möglich und nicht teurer ist als das heutige Energiesystem”, so Hans-Josef Fell, ehemaliger Abgeordneter des Deutschen Bundestages und Präsident der Energy Watch Group. „Es wird gezeigt, dass die ganze Welt auf ein emissionsfreies Energiesystem umstellen kann. Deshalb können und sollten alle politischen Kräfte weltweit viel mehr für den Klimaschutz tun als derzeit anvisiert.“
Die auf aktuellstem wissenschaftlichen Standard durchgeführte Modellierung simuliert eine weltweite Umstellung auf 100% erneuerbare Energien für 9 Groß- und 145 Kleinregionen mit stündlicher Auflösung in 5-Jahres-Intervallen von 2015 bis 2050. Im Rahmen dessen berechnet das Modell den kostenoptimalen Technologiemix auf Grundlage der lokal vorhandenen erneuerbaren Energiequellen.
Prof. Dr. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hob die wirtschaftliche Rentabilität der Erneuerbaren Energien vor: “Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass eine weltweite Umstellung auf erneuerbare Energien nicht nur machbar, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist.“
Um die Ziele erreichen zu können, müssten vor allem die politischen Weichen endlich gestellt werden. Dazu zählen die Förderung von Sektorenkopplung, privaten Investitionen - die am besten durch feste Einspeisevergütungen angereizt werden, Steuervergünstigungen und rechtlichen Privilegien bei gleichzeitiger Einstellung von Subventionen für Kohle und fossile Brennstoffe.
Fast zeitgleich forderten am Dienstag europäische Politiker, Unternehmen und Gewerkschaften die Vereinigten Staaten auf, ihre Treibhausgasemissionen in diesem Jahrzehnt um mindestens 50 Prozent zu senken und erhöhten damit den Druck auf die Biden-Administration im Vorfeld eines Klimagipfels nächste Woche, wie Reuters berichtete.
Die neue Regierung unter Präsident Joe Biden, die einen radikal anderen Kurs als die Trump-Regierung fährt, hatte angekündigt, in den USA massive Investitionen in nötige Infrastrukturprojekte und erneuerbare Energien zu leisten. Bereits am Tag seines Amtsantritts brachte Biden die Amerikaner zurück in das Pariser Klimaabkommen. Nun wird erwartet, dass der Präsident auf dem anstehenden Klimagipfel eine neues Emissionsreduktionsziel verkünden wird – und dies als Vorbild für andere große Emittenten gelten könnte.
Wind- und Sonnenenergie stellen die große Säule der Energiewende (Bild: Pixabay)
„Wir, europäische politische Entscheidungsträger, CEOs, Wirtschaftsorganisationen, Gewerkschaften und Think Tanks, fordern die Vereinigten Staaten auf, ihre Ambitionen zu erfüllen, indem sie ein Klimaziel verabschieden, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 50 % gegenüber dem Niveau von 2005 zu reduzieren“, so die 107 europäischen Unterzeichner in dem offenen Brief. Darunter sind rund 20 EU-Gesetzgeber und 50 Vorstandsvorsitzende, wie Alan Jope von Unilever, Helena Helmersson von H&M und Matt Brittin, Leiter von Googles EMEA Business & Operations.
Sie fordern eine stärkere transatlantische Zusammenarbeit, da die EU ihren eigenen Plan verfolgt, die Netto-Emissionen bis 2050 zu eliminieren und sie bis 2030 um mindestens 55% gegenüber dem Stand von 1990 zu senken – Verpflichtungen, die bisher den Ehrgeiz anderer großer Volkswirtschaften übertreffen.
Die neue Studie untermauert nun, dass noch ehrgeizigere Szenarien möglich sind. „Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass in allen Ländern die aktuellen Ziele des Pariser Klimaabkommens beschleunigt werden können und sollten”, sagte Dr. Christian Breyer, Professor für Solarwirtschaft an der finnischen Universität LUT. “Eine Wende hin zu 100% sauberen, erneuerbaren Energien ist sehr realistisch – schon jetzt, mit den heute verfügbaren Technologien.“
Auch David Wortmann, Initiator der Eco Innovation Alliance und Gründungsmitglied von Entrepreneurs For Future forderte von der Politik innovationsfreundliche Rahmenbedingungen und betonte, dass „eine wirtschaftlich profitable Energiewende für uns schon längst kein Mythos mehr“ ist. Schnellstmöglichen Handlungsbedarf von Seiten der Politik verlangte auch Franziska Wessel von Fridays For Future: „Diese Studie zeigt was möglich ist, wenn unsere Politikerinnen und Politiker zum Handeln bereit sind. Wir – Fridays For Future – fordern, dass bereits 2035 auf 100% Erneuerbare Energien umgestellt werden muss.“
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- presse@windmesse.de
- Keywords:
- Studie, Energy Watch Group, LUT University, USA Joe Biden, Machbarkeit, erneuerbare Energie, Energiesystem, CO2, Emissionen, Grad, Ziel, Klimaschutz
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- Trump, Initiator, Energiewende