"Schwarzstart" mit Windstrom: Kraftwerk Rostock erfolgreich via deutsch-dänischem Seekabel angefahren

Als "Starthilfe" zum Anfahren der Kraftwerksturbinen diente die Kriegers Flak - Combined Grid Solution (CGS), der kürzlich eingeweihte Interkonnektor zwischen Deutschland und Dänemark. Dazu wurde das Kraftwerk Rostock zunächst vollständig vom deutschen Stromnetz getrennt. Anschließend stellte der dänische Netzbetreiber Energinet die erforderliche 380 Kilovolt (kV)-Spannung über die CGS sowie die neu gebaute Konverterstation im Umspannwerk Bentwisch bei Rostock bereit. Bei der CGS handelt es sich um ein hybrides System mit einer Leistung von 400 MW, das Strom zwischen den beiden Ländern transportiert. Außerdem sind die Windparks Baltic 1 und Baltic 2 integriert, die Strom in das Übertragungsnetz von 50Hertz einspeisen. 2021 wird auf dänischer Seite der Windpark Kriegers Flak angebunden werden.

Dr. Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb von 50Hertz: "Dieser erfolgreich verlaufene Anfahrversuch zeigt, wie wichtig im Zeitalter der Erneuerbaren die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene ist. Im Zusammenspiel mit den dänischen Kolleginnen und Kollegen haben die Systemführungen von Energinet und 50Hertz hier ihre Innovationsfähigkeit und Professionalität unter Beweis gestellt."

Dr. Frank Golletz, Technischer Geschäftsführer von 50Hertz: "Im Projekt Combined Grid Solution sind eine Reihe technischer Innovationen verwirklicht worden. Dabei spielt der Doppelkonverter im Umspannwerk Bentwisch eine zentrale Rolle, weil er die Stromsysteme Dänemarks und Deutschland synchronisiert und miteinander verbindet. Der erfolgreich verlaufene Anfahrversuch war daher auch eine Bewährungsprobe für dieses hochkomplexe technische Meisterstück."

Rainer Allmannsdörfer, Geschäftsführer des Kraftwerks Rostock: "Wir freuen uns, dass wir diesen wichtigen Test unterstützen konnten. Der Schwarzstartversuch hat eindrucksvoll gezeigt, welche wichtige Rolle der Kraftwerksstandort Rostock mit seiner disponiblen Leistung für die Versorgungssicherheit im Nordosten Deutschlands spielt."

Derartige Anfahrversuche - auch Schwarzstarttests genannt - gehören zu den Netzwiederaufbauplänen von Übertragungsnetzbetreibern, die diese Fähigkeit in ihren jeweiligen Netzgebieten regelmäßig testen müssen, damit nach einem Stromausfall die Stromversorgung möglichst schnell wieder gewährleistet werden kann. Traditionell werden dafür Speicher- oder Gaskraftwerke eingesetzt, die zum Anfahren keine externe Stromquelle benötigen. Dazu gehören zum Beispiel Pumpspeicherkraftwerke mit Wasserkraft. Andere thermische Kraftwerke sind ohne leistungsstarke externe Stromquelle normalerweise nicht "schwarzstartfähig", weil sie zum Anfahren bereits sehr viel Energie benötigen.