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Das BSH zieht Bilanz: Rekordwerte für Wassertemperatur und beim Offshore-Windenergieausbau
Temperaturrekorde und Stürme mit Sturmfluten in der Nordsee sowie ein Salzwassereinbruch in der Ostsee standen dabei ebenso im Fokus der Arbeit des BSH wie Entwicklungen des Umweltschutzes und der Offshore-Windenergie.
Der Trend ist Ausdruck des Klimawandels
Mit 11,4° C im Jahresdurchschnitt lag die Temperatur der Nordseeoberfläche um 1,5° C höher als im langjährigen Mittel. Damit erreichte die gemittelte Temperatur im Jahr 2014 die höchsten Werte seit Beginn der regelmäßigen offiziellen Aufzeichnungen im Jahr 1969. „In Verbindung mit anderen Messreihen lässt sich der Trend zu höheren Wassertemperaturen schon seit über 100 Jahren ausmachen“, erklärte Monika Breuch-Moritz, Präsidentin des BSH, anlässlich einer Pressekonferenz. „Diese langfristigen Trends, aber eben nicht das einzelne Jahr, sind deutliche Signale eines Klimawandels“.
Einen weiteren Rekord gab es am letzten Wochenende zu vermelden: Zum ersten Mal waren fünf Sturmfluten in der Nordsee hintereinander zu beobachten, allerdings erreichte keine davon in Deutschland kritische Wasserstände, auch wenn Teile der Hafencity und des Fischmarkts in Hamburg kurzzeitig unter Wasser standen.
Das BSH in Hamburg
Umweltschutz im Fokus
Maßnahmen zur Überwachung des regelkonformen Einsatzes von Schiffskraftstoffen waren ein weiteres Thema des Jahres 2014. Seit dem 1. Januar 2015 gilt in den Abgassondergebieten Nordsee und Ostsee (Sulphur Emission Control Area (SECA)) der Grenzwert von 0,1 Prozent Schwefelanteil im Schiffstreibstoff, um den schädlichen Schwefeldioxidausstoß zu verringern. Zusammen mit der Universität Bremen entwickelte das BSH Methoden zur Bestimmung von SO2 und anderer Emissionen in der Abgasfahne der Schiffe.
„Die Schifffahrt hat sich der Herausforderung gestellt,“ so Breuch-Moritz. „Zahlreiche Innovationen wurden angestoßen. Fähren und Kreuzfahrschiffe lassen entsprechende Umbauten vornehmen oder steigen auf umweltfreundlichere Treibstoffe um.“
Dass Einführung und Kontrolle von Umweltschutzmaßnahmen Wirkung zeigen, beweisen die Ergebnisse weiterer Messungen: So hat mittlerweile Paraffin das Öl als Hauptverschmutzer an den Küsten abgelöst. Paraffin fällt als Nebenprodukt der Erdölverarbeitung an und ist ein stark zähflüssiger Stoff, der bei niedrigen Temperaturen verklumpt. Die angespülten Paraffinreste an den Stränden sind Rückstände aus Paraffintanks, die auf See ausgewaschen wurden. Während das Auswaschen von Öltanks auf hoher See seit einiger Zeit verboten ist, fehlt ein solches Verbot für Paraffintanks noch.
Ein gutes Jahr für Offshore-Windenergie
Die guten Wind- und Wetterverhältnisse im Jahr 2014 beförderten den Aufbau der Offshore-Windenergie, denn es gab besonders lange Perioden, in denen gebaut werden konnte. Ende des Jahres 2014 waren somit 135 Windenergieanlagen in der Nordsee am Netz (alpha ventus, Bard, Meerwind), 461 Windenergieanlagen wurden komplett aufgestellt (Nordsee 438; Ostsee 23), 720 Fundamente errichtet (Nordsee 640, Ostsee 80).
Das BSH erteilte im vergangenen Jahr die Genehmigung für einen weiteren Windpark, OWP West in der Nordsee, sowie für die Konverterplattformen und Netzanbindungen HelWin2/beta und DolWin2/beta. Auch das Projekt NordLink erhielt grünes Licht. Dabei handelt es sich um ein Kabel, das das deutsche mit dem norwegischen Stromnetz verbindet und so einen Austausch von norwegischem Wasser- und deutschem Windstrom in der Größenordnung eines Atomkraftwerks ermöglicht.
Momentan befindet sich die Offshore-Windenergie allerdings in einer Stagnationsphase, denn die beteiligten Unternehmen müssen nach der EEG-Reform alle Projekte erneut durchrechnen, was einige Zeit in Anspruch nimmt. Daher ist es nicht möglich, im Moment eine Vorhersage darüber zu treffen, wie viele Genehmigungen in diesen Jahr erteilt werden können. Aus diesem Grund steht momentan die Überwachung der schon gebauten Anlagen für das BSH im Vordergrund.
Lärmschutz für Windkraftanlagen
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Arbeit im Offshore-Bereich besteht in der Messung und Reduktion der Lärmemissionen beim Bau der Offshore-Turbinen. Hier konnten 2014 spürbare Fortschritte erzielt werden. So darf der Schall bei Bauarbeiten in Offshore-Windparks 160 Dezibel in 750m Entfernung nicht überschreiten. Dieser Wert wurde in enger Zusammenarbeit mit Umweltbehörden und Wissenschaft entwickelt und wird in den Genehmigungen festgeschrieben. Die Auswertung der im Jahr 2014 durchgeführten Messungen des Unterwasserschalls hat gezeigt, dass der Grenzwert zum Schutz mariner Säuger – insbesondere des Schweinswals – nahezu verlässlich eingehalten werden kann. Besonders gute Werte werden erzielt, wenn gleich zwei der vorhandenen Möglichkeiten zur Schallminderung eingesetzt werden, etwa HCI-Hülle und Blasenschleier.
Dr. Bernd Brügge, Diplom-Ozeanograph und Leiter der Abteilung Meereskunde beim BSH, gab zu, dass es ein hartes Ringen um diese Grenzwerte gab, denn Umweltschutz und Industrie stehen sich in der Diskussion an beiden Enden weit entfernt gegenüber. Umso bemerkenswerter die Einigung auf den Wert von 160 Dezibel, denn damit liegt Deutschland weltweit ganz vorne: In keinem anderen Land sind die Grenzwerte für Schallemissionen so niedrig angesetzt. Offshore-Windenergie-Marktführer England hat zum Beispiel überhaupt keine Grenzwerte.
Allerdings bemüht sich die Industrie nichtsdestotrotz, weiter an einer Lärm-Reduktion zu arbeiten. So gab das BSH im letzten Jahr die Genehmigung zum Bau eines neuartigen Fundament-Typs: Das sogenannte „Flüsterfundament“ (Suction Bucket Jacket) besteht aus einer Jacket-Struktur mit drei Becherfundamenten, die mittels Ansaugverfahren nahezu geräuschlos im Meeresboden befestigt werden. Dieser Gründungstyp wird bereits seit rund 20 Jahren in der Öl- und Gaswirtschaft eingesetzt und wurde nun von DONG Energy beim Park Borkum Riffgrund1 erstmals im Offshore-Windparkbau getestet. Die Präsidentin des BSH lobte die innovativen Entwicklungen: „Es ist beeindruckend, was die Kreativität von Ingenieuren zu Wege gebracht hat und welche innovativen Lösungen zur Schallminderung in den letzten Jahren entwickelt werden konnten.“
Suction Bucket Jacket von DONG Energy
Das Copyright der Bilder liegt bei den jeweiligen Rechteinhabern.
- Quelle:
- BSH
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- kr@windmesse.de
- Windenergie Wiki:
- Windpark, Turbine, Offshore, Jacket, Hamburg