Costa Rica: Energieversorgung aus 100 % Erneuerbaren zum Greifen nah

Bis vor der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien hatte wohl kaum jemand Costa Rica im Fokus. Erst der überraschende Einzug der Nationalmannschaft ins Viertelfinale sorgte dafür, dass sich die Weltöffentlichkeit zumindest kurzzeitig mit dem mittelamerikanischen Land beschäftigte.

Dabei lohnt sich ein näherer Blick allemal, denn in Costa Rica, flächenmäßig ungefähr so groß wie Niedersachsen, wird seit Jahren eine Erfolgsgeschichte der erneuerbaren Energien geschrieben. Bereits heute liegt der Anteil der Erneuerbaren bei 95%, Tendenz steigend.

Geographisch liegt Costa Rica zwischen Nicaragua und Panama in Mittelamerika und hat nur 4,7 Millionen Einwohner. Es gilt aber als eines der fortschrittlichsten Länder Lateinamerikas, hat seine Armee in den 1950er Jahren abgeschafft und das frei werdende Geld in Bildung investiert. Costa Rica gilt als stabile Demokratie und erklärte sich ähnlich wie die Schweiz in politischen Fragen neutral. Das stark agrarisch geprägte Land setzt heute vermehrt auf Ökotourismus als Einnahmequelle, knapp 27% der Fläche besteht aus Naturschutzgebieten. Da macht eine ökologische Energieversorgung umso mehr Sinn.

Offiziell legte das Land bereits vor einigen Jahren fest, bis 2021 seine Energieversorgung zu 100% auf erneuerbare Energien umstellen zu wollen. Knapp 80% der erneuerbaren Energie heute wird aus Wasserkraft gewonnen, hauptsächlich aus dem Arenal-See, ein Stausee am Fuße des Arenal, dem größten Vulkan des Landes. Die vorhandenen Vulkane werden ebenfalls zur Energiegewinnung genutzt, mehr als 15 Prozent der Erneuerbaren stammt aus Geothermalkraftwerken. Den Rest liefert vor allem die Windenergie, die in den letzten Jahren einen enormen Zuwachs erfahren hat.

Auch deutsche Unternehmen sind im Land aktiv. 2008 ließ der Projektierer juwi seinen damals größten Windpark im Ausland in Costa Rica errichten, bis heute leitet das Unternehmen seine Geschäfte in Mittelamerika von der Hauptstadt San José aus. Der Windpark 'Planta Eolica Guanacaste' verfügt über 49,5 MW und ging 2009 ans Netz. Die 55 Anlagen erzeugen heute jährlich 240 Mio. KWh Strom: „Das entspricht einem Ausnutzungsgrad von 55 Prozent, der deutlich über dem europäischen Durchschnitt liegt“, zeigte sich juwi-Vorstand Matthias Willenbacher damals euphorisch.

Seitdem sind weitere juwi-Projekte dazu gekommen. So wurde 2012 ein Windpark in der Nähe der Stadt Santa Ana fertig gestellt. „Der Bau des Windparks war nicht leicht. Da der Park auf dem Gebirge liegt, waren die Anfahrtswege steil und schwer zugänglich. Deshalb sind wir besonders stolz auf dieses Projekt“, kommentierte Alejandro Lobo-Guerrero, Geschäftsführer der juwi Energieas Renoovables die schwierigen Bedingungen vor Ort.

Trotzdem kommen weitere Projekte hinzu: Rund um den Arenal-Stausee sind mehrere Parks entstanden und erst gestern gab der spanische Turbinenhersteller und Projektierer Acciona bekannt, einen weiteren Windpark in Costa Rica fertig gestellt zu haben. 33 Anlagen vom Typ AW 77/1500 sollen in Zukunft weitere 80.000 Haushalte mit sauberem Strom versorgen. 192.000 Tonnen CO2 werden so eingespart.

Läuft der Ausbau der erneuerbaren Energien weiterhin so konstant, besteht die berechtigte Hoffnung, dass Costa Rica seine angestrebten Ausbauziele mehr als pünktlich erreicht.