Windmesse.de: "Wachstumsdelle" in Europa nur halb so groß wie in Deutschland

Europa hat im vergangenen Jahr nur ein Minus von rund zehn Prozent bei den Neuaufstellungen erlebt. Windparks mit 9.259 Megawatt gingen in der EU letztes Jahr neu ans Netz, im Rekordjahr 2010 waren es noch 10.315 MW, sagt die Erhebung des europäischen Windenergieverbandes EWEA. Dies ist noch vergleichsweise wenig, gemessen am deutschen Marktminus von 19 Prozent (siehe Windmesse.de-Meldung vom 26. Januar) oder der US-amerikanischen Markthalbierung auf 5.115 neue Megawatt, die die American Wind Energy Association vermeldet.
Neben Deutschland hat vor allem der Onshore-Markt in Spanien nachgelassen: Neue Windparks mit 1.516 MW bedeuten zwar Platz Eins vor Deutschland (1.493 MW) bei den Neuerrichtungen im europäischen Vergleich, sind aber gemessen an den Vorjahres-EWEA-Zahlen ein Minus von 38 Prozent. In Großbritannien hat Offshore das nachlassende Geschäft an Land in etwa ausgleichen können. Windenergieanlagen auf See machen schon 9,5 % der Neuerrichtungen in Europa aus und wegen ihrer ungleich höheren Investitionskosten von 2,6 Milliarden Euro sogar gut 20 % der „Gesamtinvestitionen von 12,7 Milliarden Euro“, sagt die EWEA. Wegen der höheren Offshore-Kosten bleibt daher die Investitionssumme für und in die europäische Windenergienutzung in etwa genauso hoch wie im Vorjahr.
Deutlich zugelegt haben "an Land" osteuropäische Staaten wie Polen (Verdoppelung der neuen Leistung auf 382 MW), Rumänien (von 3 auf neue 448 MW!) oder außerhalb der EU insbesondere die Türkei (50 % Zunahme mit 528 neuen MW). Schweden entwickelt sich mit 604 MW neu und nunmehr insgesamt installierten 2.163 MW zum attraktivsten Markt in Skandinavien.
Bei den insgesamt am Netz befindlichen Windenergieanlagen führen nach wie vor die Pionierländer Deutschland (27.214 MW) und Spanien (20.676 MW) vor Italien (5.797 MW), Frankreich (5.660 MW) und Großbritannien (5.204 MW), die unisono vergangenes Jahr jeweils rund tausend Megawatt neu installierten. Es folgen Dänemark (3.752 MW), Portugal (3.702 MW), die Niederlande (2.237 MW), Schweden (2.163 MW) und mit Österreich, Griechenland, Irland, Niederlande, Polen und der Türkei sechs weitere Staaten, die jeweils schon über tausend Megawatt am Netz haben – was gemeinhin als „Untergrenze“ für einen kleinen, dauerhaften Markt gilt.
Auch wenn die Windbranche etwas schwächelte und erstmals nicht die Regenerativbranche mit dem größten Zuwachs war, erlebten die erneuerbaren Energien dennoch ein Rekordjahr an neu installierter „Regenerativ-Leistung“ in Europa: 22.645 neue MW bedeuten einen Zuwachs von 41 %, sagt die European Wind Energy Association, wozu vor allem die Photovoltaik mit 12 Gigawatt beigetragen hat. Die jetzige Windenergie-Kapazität von 84.074 Megawatt soll jährlich 181 Terrawattstunden produzieren, lautet ihre Prognose, und damit schon 5,3 % des EU-Strombedarfs decken.