2024-11-22
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Vom Kurs abgekommen

Die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C ist unwahrscheinlicher denn je. Zu diesem Ergebnis kommt der frisch veröffentlichte ‚Energy Transition Outlook‘ von DNV. Wo liegen die Gründe?

Um die Ziele des Pariser Abkommens noch zu erreichen, müssten die CO2-Emissionen bis 2030 halbiert werden, aber die DNV prognostiziert in ihrem neuen ‚Energy Transition Outlook‘, dass dies nicht einmal bis 2050 der Fall sein wird. So werden im aktuellem Ausblick die CO2-Emissionen 2030 nur um 4 Prozent und bis Mitte des Jahrhunderts um 46 Prozent niedriger sein als heute. Unterdessen erreichen die energiebedingten CO2-Emissionen nach wie vor Rekordhöhen. Sie werden ihren Peak nach derzeitigem Stand wahrscheinlich erst 2024 erreichen – der Zeitpunkt, an dem die globale Energiewende wirklich beginnt.

„Global gesehen hat die Energiewende noch nicht begonnen, wenn wir mit Wende meinen, dass saubere Energie in absoluten Zahlen fossile Energie ersetzt", erklärt Remi Eriksen, Group President und CEO von DNV. „Die Energiewende hat zwar eindeutig auf sektoraler, nationaler und kommunaler Ebene begonnen, aber weltweit werden die Rekordemissionen aus fossiler Energie im nächsten Jahr noch weiter steigen.“

Als großes Problem erweist sich der noch immer zu schleppende Ausbau der erneuerbaren Energien. Wie eine aktuelle Untersuchung des WWF gerade erst feststellte, ist die Europäische Union, die sich selbst auf die Fahnen geschrieben hat, der erste grüne Kontinent werden zu wollen, beim Ausbau der Windkraft an Land und auf See noch immer weit entfernt vom Zielkurs. Demnach wurden 2022 lediglich 16 Gigawatt an Windleistung zugebaut – Um das gesetzte Ziel von 42,5 Prozent erneuerbarer Energie bis 2030 zu erreichen, müsste der jährliche Zuwachs sich allerdings mindestens verdoppeln.

Dabei sind die 42,5 Prozent erneuerbarer Energie bis 2030 eigentlich schon zu wenig, aber das einzige Ziel, auf das sich die EU-Staaten noch einigen konnten. Angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise hätte man stattdessen bereits für 2030 das Ziel von 50 Prozent ausrufen müssen. Eine fatale Entwicklung, wie der WWF findet. „Wir brauchen deutlich mehr Rückenwind für den Ausbau Erneuerbarer, insbesondere bei der tatsächlichen Umsetzung von Ausbauzielen. Aktuell verzögert sich der Bau neuer Anlagen, weil zum Beispiel an Land keine Flächen in ausreichendem Maß zur Verfügung gestellt werden, Genehmigungsprozesse zu lange dauern oder weiterhin Probleme in der Lieferkette bestehen. Entscheidend werden die Vorgaben im Rahmen der EU-Erneuerbaren-Richtlinie sein”, betont Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland.

Der Ausbau der Windenergie liegt in Deutschland trotz Rekordmengen noch immer weit unter den angestrebten Zielen (Bild: Pixabay)

Dabei ist es nicht so, dass sich die globale Gemeinschaft nicht anstrengen würde. Derzeit werden so viele erneuerbare Kapazitäten wie noch nie zugebaut: Die Solarinstallationen haben im Vorjahr einen neuen Rekord von 250 GW eingefahren, während Windenergie immerhin 7 Prozent der weltweit ans Netz angeschlossenen Elektrizität liefern wird. Bis 2030 soll sich diese Kapazität noch verdoppeln, auch wenn aktuell Lieferengpässe, Inflation und Probleme mit den Übertragungsnetzen den Ausbau hemmen, so die DNV.

Einer der Schlüssel liegt im Investitionsvolumen. Weltweit wird immer noch zu viel Geld in den Ausbau von fossilen Kapazitäten investiert. Das Beispiel Deutschland macht das Problem deutlich: 2022 wurden nur 17 Milliarden Euro in den Bau neuer Windparks investiert – lediglich ein Viertel dessen, was allein in der Bundesrepublik für klimaschädliche Subventionen ausgegeben wird. So lassen sich die durchaus ambitionierten Ausbauziele bis 2030 nicht erreichen.

Auch die DNV kommt zu diesem Ergebnis. „Im Vorfeld des COP 28 wird DNV den Bericht ‚Pathway to Net Zero‘ veröffentlichen, aus dem hervorgeht, dass nicht die Technologie die größte Herausforderung darstellt, sondern vielmehr dass die Anreize für den schnellen Einsatz erneuerbarer Energien und die Speicherung sowie die Anreize zur Senkung der Emissionen aus fossilen Brennstoffen fehlen“, erklärt Eriksen.

Der langfristige Trend zeigt trotzdem nach oben, sprich das Weltenergiesystem wird sich innerhalb einer Generation von einem Energiemix, der zu 80 % aus fossilen Brennstoffen besteht, zu einem Energiemix entwickeln, der zu etwa 50 % aus nicht-fossilen Brennstoffen besteht. „Das ist schnell, aber nicht schnell genug, um die Ziele von Paris zu erreichen.“ Düstere Aussichten.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Kurs, Aussicht, Bericht, Erderwärmung, Ausbau, Energiewende, Investition, Energy Transition Outlook, CO2 Emissionen, erneuerbare Energie, WWF
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