2024-12-22
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Fundamente sollen Offshore-Windturbinen noch grüner machen

Dass Offshore-Windfundamente als künstliche Riffe für viele Meeresbewohner fungieren, ist keine neue Erkenntnis. Flora und Fauna nutzen die Anlagen, um sich dort weitgehend ungestört anzusiedeln und auszubreiten, da Schifffahrt und Fischerei zwischen den Windturbinen verboten ist. Nun wird es ein neues Modell aus Dänemark geben, das künftig noch mehr darauf abzielt, die Meeresumwelt stärken.

Die Offshore-Windindustrie als immer noch relativ junger Industriezweig bietet viel Raum für Innovationen. So folgte auf den Bau der ersten Offshore-Anlagen der Erkenntnisgewinn, dass Meeresbewohner die Fundamente als künstliche Riffe nutzen und die Windturbinen als Lebensraum für sich entdecken. In den Niederlanden wurden daraufhin gezielt Muscheln und Austern angesiedelt, um dieses Phänomen näher zu erforschen.

In Dänemark sollen nun Fundamente für einen Offshore-Windpark errichtet werden, die direkt als künstliches Riff angelegt sind, um den Meeresbewohnern optimalen Lebensraum ermöglichen. Die 26 Offshore-Windturbinen des geplanten Windparks Aflandshage im südlichen Öresund vor Dänemarks Ostküste werden Fundamente mit einem sogenannten ‚Nature Inclusive Design‘ erhalten. Teile der Fundamente erhalten eine Art künstliches Steinriff mit Spalten und damit Verstecken und Brutplätzen für Fische und Kleintiere wie Kabeljau oder Krebse.

Das gaben die beiden beteiligten Firmen, das Versorgungsunternehmen für den Großraum Kopenhagen HOFOR (Hovedstadsområdet Forsyningsselskab), und das Bauunternehmen Per Aarsleff A/S bekannt, das die Fundamente planen, herstellen und installieren soll. Man erhofft sich dadurch eine Erhöhung der Artenvielfalt in der Meeresumwelt und eine Verbesserung der Lebensbedingungen für die Meeresbewohner, insbesondere für den Kabeljau, der in den letzten Jahren in den dänischen Meeren stark zurückgegangen ist.

„Die Turbinen werden die Öresundregion mit reichlich erneuerbarer Energie versorgen, aber der Bau von Windparks ist nicht CO2-frei, und deshalb haben wir uns entschieden, Nachhaltigkeitsanforderungen an alle unsere Lieferanten zu stellen. In den Ausschreibungsunterlagen für die Fundamente haben wir Anforderungen festgelegt, um die Meeresumwelt so weit wie möglich zu berücksichtigen und zu stärken und den CO2-Fußabdruck so weit wie möglich zu reduzieren“, erklärt Henrik Plougmann Olsen, CEO von HOFOR, das Vorgehen. Daraufhin hat sich Per Aarsleff A/S mit seiner innovativen Idee beworben.

Die Umweltorganisation Clean Seas macht schon seit langem auf den Mangel an Steinriffen im Meer aufmerksam – insbesondere im Öresund zwischen Dänemark und Schweden. Das hat unter anderem damit zu tun, dass jahrelang durch die Industrie Steine vom Meeresboden abgebaut und anderweitig eingesetzt wurden, ohne sich über die Folgen Gedanken zu machen.

„Im Kampf um die Wiederherstellung einer gesunden dänischen Meeresumwelt auf hohem ökologischem Niveau sind Steinriffe eines der besten Instrumente, die wir haben. Sie können nicht nur ganze Ökosysteme beherbergen, sondern auch dafür sorgen, dass unsere Ozeane mehr Nährstoffe aufnehmen können, die leider ins Meer eingeleitet werden. Bei Rent Hav kämpfen wir für die Wiederherstellung und den Bau neuer Steinriffe in Dänemark, und wir begrüßen es daher, dass HOFOR eine große industrielle Wiederherstellungsinitiative mit mehr Steinriffen ins Leben ruft“, sagt auch Heine Birk Hansen, Vorstandsmitglied von der Organisation Rent Hav, die sich für eine Verbesserung der Meeresumwelt einsetzt.

Insbesondere der Kabeljau soll von den künstlichen Riffen profitieren (Bild: Pixabay).

Das vorgeschlagene Design der Fundamente sieht vor, dass sie zwischen 17 und 25 Meter hoch sein und bis zu 4.000 Tonnen wiegen werden. Jedes Fundament wird eine Windturbine tragen, die wiederum an der Rotorblattspitze 220 Meter hoch ist. Nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2026 wird der 300 MW-Windpark grünen Strom für 300.000 Haushalten liefern.

Doch damit nicht genug: Auch die Produktion Fundamente mit den künstlichen Riffen soll möglichst grün ablaufen. So wurde bei der Wahl der Materialien der hohe Kohlenstoff-Fußabdruck von Beton ins Visier genommen und gezielt versucht, diesen zu reduzieren.

"Wir bei Aarsleff haben zwanzig Jahre Erfahrung mit der Errichtung von Offshore-Windkraftanlagen und arbeiten strategisch mit Nachhaltigkeit. Wir haben speziell für dieses Projekt eine Nachhaltigkeitsstrategie mit verschiedenen Initiativen entwickelt, die Treibhausgasemissionen, Kreislaufwirtschaft und das Engagement der Mitarbeiter für Nachhaltigkeit umfassen. So wird beispielsweise der Bewehrungsstahl in den Fundamenten fast ausschließlich aus recyceltem Eisen hergestellt, und die Fundamente werden nach Ablauf der Lebensdauer der Turbinen so weit wie möglich recycelt werden können", betont Jesper Kristian Jacobsen, CEO von Per Aarsleff A/S.

Darüber hinaus wird für den Beton der so genannte CEM III-Zement verwendet. Bei dieser Art von Zement wird Hochofenschlacke, ein Nebenprodukt der Eisen- und Stahlproduktion, verwendet, um die Menge an normalem Portlandzement, der einen höheren Kohlenstoffgehalt hat, zu reduzieren.

In den kommenden Monaten werden Entwurf und Planungen vorgenommen, ehe ab 2024 die Betonherstellung, der Aushub und der Bau der Steinkissen erfolgen wird. Die Betonherstellung erfolgt als Vorfertigung im Aarsleff-Werk in Swinoujscie in Polen, wo die Fundamente direkt auf Lastkähne gegossen werden, um sie dann nach Aflandshage zu transportieren und mit einem Spezialschiff auf dem Meeresboden zu installieren.

Für den weiteren Erkenntnisgewinn wird der Zustand der Fundamente während der gesamten Lebensdauer des Windparks überwacht und die Auswirkungen auf den Lebensraum der Meeresbewohner dokumentiert.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Dänemark, Fundament, offshore, Windkraftanlage, Windrad, Windturbine, Öresund, Kabeljau, Fisch, Meeresbewohner, Riff, künstlich, HOFOR, Arsleff
Windenergie Wiki:
Windpark, Turbine, MW



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