2024-11-24
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G7 versagen beim Klimaschutz

Die in den G7 beheimateten Unternehmen tun noch immer viel zu wenig, um die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen. Geht es nur nach den Emissionsziele der Unternehmen, steuert die Menschheit derzeit auf eine globale Erwärmung von 2,7°C zu. Einzelne Regionen schneiden dabei sogar noch viel schlechter ab.

In all den Diskussionen um Energiekostenexplosionen, Ersatz für russisches Gas, Sorge um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja und den Streit um den Weiterbetrieb von alten Atomkraftwerken geht diese Meldung fast unter: Die Welt tut nicht genug für den Klimaschutz. Obwohl das Pariser Klimaabkommen seit 2015 den Pfad von 1,5 Grad Celsius für eine maximal verträgliche Erderwärmung vorgibt, reichen die Maßnahmen bei Weitem nicht aus, um dieses Ziel zu erreichen.

Dies bestätigt nun eine neue Untersuchung der Organisation CDP, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Umweltauswirkungen von Investoren, Unternehmen, Städten, Staaten und Regionen offen zu legen. Basierend auf aktuellen Emissionsreduktionszielen der Unternehmen gibt es in keinem G7-Land einen Unternehmenssektor, der schnell genug dekarbonisiert, um das 1,5°C-Ziel aus dem Pariser Abkommen zu erreichen.

Der Bericht stellt fest, dass Unternehmen in Deutschland und Italien im Moment die ehrgeizigsten Ziele zur Emissionsreduzierung in der G7 haben, allerdings würden selbst diese Ziele nur für 2,2 Grad Erwärmung ausreichen, wie CDP mitteilte. Besonders schlecht schneiden dagegen US-amerikanische (2,8 Grad) und kanadische Unternehmen ab, die ihre Ziele im Durchschnitt sogar nur auf eine Erwärmung von 3,1°C ausgerichtet haben.

Passend dazu zeigen aktuelle Berechnungen von GlobalData, dass Kanada sein Ziel für sauberen Strom im Jahr 2035 voraussichtlich auch verfehlen wird. Ursprünglich sah der Plan die Versorgung mit fast 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren vor. Doch die Zubaurate in Kanada ist zu gering, sodass 2035 ein Defizit von 48,4 GW entstehen wird.

Attaurrahman Ojindaram Saibasan, Energieanalyst bei GlobalData, sagte dazu: „In Kanada gibt es zwar eine unterstützende Regierung, aber das Land tut trotzdem nicht genug, um seine Ziele zu erreichen. Wenn das Land sein Ziel erreichen will, bis 2035 nahezu 100 % des Stroms aus emissionsfreien Quellen zu erzeugen, sollte es sowohl die Kapazität und Effizienz von Kraftwerken für erneuerbare Energien erhöhen als auch umfassende, durchgängige Maßnahmen auf Bundes- und Provinzebene vorsehen. Sie sollte auch Gemeinden und Unternehmen einbeziehen, um das Bewusstsein für die Vorteile der Nutzung erneuerbarer Energien zu schärfen.“

Der Umbau des kanadischen Stromsektors läuft zu langsam. Mehr Wirtschaftsunternehmen müssten sich ehrgeizige Ziele setzen, um die Emissionsreduktion in Kanada voranzubringen (Bild: GlobalData)

Offenbar spielt das Bewusstsein um den Klimawandel eine große Rolle. Gerade wissenschaftlich fundierte Ziele sorgen für mehr Ehrgeiz, wie auch CPD betont: Insgesamt haben Unternehmen mit wissenschaftlich fundierten Reduktionszielen ihre Emissionen seit 2015 um 25 % gesenkt. Die hohen Temperaturwerte, die die Studie für Kanada und die USA ausweist, stammen also größtenteils von Unternehmen, die sich überhaupt keine Ziele gesetzt haben, und nicht von Unternehmen, denen es an Ehrgeiz fehlt.

Dabei fällt beim Klimaschutz auch dem öffentlichen Druck eine große Rolle zu – der Vorwurf des Greenwashing ist schlecht fürs Image. In Europa, wo insgesamt mehr Unternehmen ihre Reduktionsziele veröffentlichen und dementsprechend die kritische Öffentlichkeit nachhaken kann, sind die Ziele der Unternehmen sehr viel strenger, wie die Zahlen aus Deutschland und Frankreich belegen, das in der Studie den dritten Rang einnimmt.

Während sich das Bewusstsein um den Klimawandel in Nordamerika im Vergleich zu Europa erst langsam durchsetzt, steht es um andere Regionen in der Welt noch viel schlechter: Als Referenz nennt CDP hier Asien, das mit den derzeitigen Reduktionszielen auf einen Temperaturanstieg von 3 Grad zusteuert.

Laurent Babikian, Global Director Capital Markets bei CDP, erklärt das Problem: „Die wichtigste Triebkraft für rasche Emissionssenkungen im Einklang mit dem Pariser Abkommen ist die Festlegung ehrgeiziger Ziele. Es ist nicht hinnehmbar, dass irgendein Land, geschweige denn die am weitesten fortgeschrittenen Volkswirtschaften der Welt, Industrien haben, die so wenig kollektiven Ehrgeiz zeigen. Ausgestattet mit diesen Informationen müssen Regierungen, Aufsichtsbehörden, Investoren und die Öffentlichkeit mehr von Unternehmen verlangen, die keine Klimaziele haben.“

Saudi-Arabien hinkt bereits jetzt mächtig hinterher beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Das hat Auswirkungen aus Dekarbonisierungsversuche der Wirtschaft (Bild: GlobalData)

Als negatives Beispiel sei hier Saudi-Arabien genannt, das seine Klimaschutzziele absehbar für 2030 weit verfehlen wird. Alleine für das Etappenziel Ende kommenden Jahres ergeben aktuelle Zahlen ein Defizit von 25,8 GW an erneuerbaren Energien, die als Basis für die Dekarbonisierung gelten. Saibasan: „Die Probleme reichen von mangelnder Transparenz über einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und einer überbordenden Bürokratie [...]. Auch die Durchsetzung von Verträgen gibt Anlass zur Sorge. Darüber hinaus ist das Land als schwieriger Standort für Unternehmensgründungen bekannt, der internationale Handel ist gering und es gibt kein solides System zur Abwicklung von Insolvenzen.“

Es sieht also weiterhin finster aus für die Rettung der Welt.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
G7, Klimaschutz, Erderwärmung, Kanada, Saudi-Arabien, erneuerbare Energie, Pariser Abkommen, Unternehmen, Regierung, Regularien
Windenergie Wiki:
Dekarbonisierung



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