2024-11-25
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Globale Energiesysteme im Wandel

Die Nutzung von Kernenergie fällt in diesem Jahr weltweit hinter die erneuerbaren Energien zurück, wie ein neuer Bericht belegt. Davon profitieren aber nicht nur die erneuerbaren Energien, sondern auch der Klimakiller Nummer 1, die Kohle. Das hat Folgen für den Emissionsausstoß.

Zunächst die gute Nachricht: Die Produktion und Nutzung von erneuerbaren Energien in den USA hat in den ersten sechs Monaten dieses Jahres ein Allzeithoch erreicht. Dies geht aus neuen Daten hervor, die kürzlich von der U.S. Energy Information Administration (EIA) veröffentlicht wurden. Demnach entfielen 12,91 Prozent der in den USA erzeugten Energie für Strom, Transport, Heizung und andere Zwecke auf erneuerbare Energien. Die Windenergie hat mit 27,78 Prozent an der Gesamtproduktion der Erneuerbaren den größten Anteil und weist neben der Solarenergie auch das größte Wachstum auf.

Allerdings ist der Gesamtanteil der Erneuerbaren am Strommix in den USA noch immer viel zu niedrig, wie Ken Bossong, Geschäftsführer der SUN DAY-Kampagne, betont: „Die anhaltende Dominanz fossiler Brennstoffe bei der Energieerzeugung und -nutzung in den USA und der damit verbundene Anstieg der CO2-Emissionen ist alarmierend. Glücklicherweise bauen erneuerbare Energiequellen ihren Anteil am Energiemarkt langsam aus ... aber sie müssen sich viel schneller entwickeln, wenn wir die schlimmsten Folgen des Klimawandels vermeiden wollen.“

Andere Länder sind da schon weiter bei der Umstellung ihrer Energiesysteme. So betrug der Anteil von Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch in Deutschland im ersten Halbjahr 2021 43 Prozent. Was auf den ersten Blick ein guter Wert ist, ist auf den zweiten jedoch problematisch, denn im Vorjahr lag der Anteil noch bei 48 Prozent. Dafür sorgte ein äußerst windreiches erstes Halbjahr 2020 plus die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, die den Stromverbrauch im Lockdown sinken ließen, wie das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mitteilten.

Dass der Verbrauch mit dem weitgehenden Ende der Beschränkungen in diesem Jahr wieder steigen würde, war klar – dass der Wind allerdings so viel schwächer weht, nicht. Und so stieg die Produktion und Nutzung von Energie aus fossilen Brennstoffen weltweit deutlich an, was auch zu deutlich mehr Emissionen führte.

In den USA lag der Verbrauch in der ersten Jahreshälfte 2021 im Vergleich zum Vorjahr 6,50 Prozent höher. Vor allem die Kohle schlug hier mit 28,73 Prozent zu Buche und sorgte gleichzeitig für einen Anstieg der CO2-Emissionen um satte 7,72 Prozent.

Um dem entgegen zu wirken, müssen die Erneuerbaren weltweit viel schneller ausgebaut werden. „Mehr Tempo beim Erneuerbaren-Ausbau, insbesondere bei der Windenergie an Land. Hemmnisse wie langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren, fehlende Flächen und uneinheitliche Regelungen im Artenschutz müssen dringend aus dem Weg geräumt werden“, fasst Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, die Situation für Deutschland zusammen.

Die Renaissance der Kernkraft fällt aus (Bild: Pixabay).

Von den Problemen beim Ausbau der Erneuerbaren kann dagegen eine Form der Energiegewinnung nicht mehr profitieren: die Kernkraft. So ging im Jahr 2020 die Stromerzeugung aus Kernenergie so stark zurück wie nie zuvor (um mehr als 100 Terrawattstunden), während die erneuerbaren Energien (ohne Wasserkraft) die Kernkraftwerke in ihrer Produktion weltweit übertreffen konnten.

Dies geht aus neuen Zahlen des ‚World Nuclear Industry Status Report‘ hervor. Ohnehin zeichnet dieser ein düsteres Bild von der Zukunft der Atomenergie: Es gibt kaum noch Zubau („Die Kernenergie ist auf dem heutigen Markt für den Neubau von Stromkapazitäten irrelevant“, so der Bericht), außerdem hat die Kernenergie eine hohe Sensibilität gegenüber der COVID-19-Pandemie gezeigt.

Auch auf die unter anderem von Bill Gates unterstützten kleinen modularen Reaktoren (SMR) wirft der Bericht kein gutes Licht: So können sie zwar medial einiges an Aufmerksamkeit ziehen und es fließen einige öffentliche Gelder, aber sie sind bisher nicht kommerziell verfügbar und werden es nach derzeitigem Stand auch auch in den nächsten 10-15 Jahren nicht sein - wenn überhaupt. Erste Pilotprojekte in Argentinien, China und Russland sind wohl enttäuschend verlaufen.

Auch die Zahlen aus den USA sprechen eine deutliche Sprache: Die Produktion der US-Kernkraftwerke ist dieses Jahr um 2,81 Prozent und 4,07 Prozent gegenüber den Werten von 2020 und 2019 gesunken. Infolgedessen überstieg die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen im Jahr 2021 die der Kernkraftwerke um mehr als 50 Prozent. Eine Renaissance der Kernkraftwerke scheint damit ausgeschlossen. Zumindest eine gute Nachricht.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Energiesystem, global, Energiewende, Wandel, erneuerbare Energie, fossil, Emissionen, Kohle, Kernkraft, CO2, USA, Deutschland, Verbrauch, Produktion



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