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China sorgt für Aufregung
Vorige Woche hat die zuständige chinesische Behörde zusammen mit der Dänischen Energieagentur, mit der China schon seit 2005 zusammenarbeitet, die Ausbauzahlen für 2020 vorgelegt: Demnach hat China im letzten Jahr einen globalen Rekord von 120 Gigawatt Wind- und Solarenergie ausgebaut. Die Zahlen lassen vermuten, dass China auf einem guten Weg ist, das selbst gesteckte Klimaziel von 1200 GW bis 2030 zu erreichen. Allerdings ist daher ein weiterer jährlicher Zubau in ähnlicher Höhe notwendig.
Andersorts sorgen diese Zahlen aus China dagegen für Stirnrunzeln, wie Greentech Media berichtet. Das Medium, das zum Analyseunternehmen Wood Mackenzie gehört, zitiert seinen Senior Analyst Xiaoyang Li, der über die tatsächliche Größenordnung des Ausbaus erstaunt ist. So hatten die Experten von China für 2020 zwar große Zahlen erwartet, doch die jetzt angegebene Größenordnung sprengt alle Vorhersagen. Die Internationale Energieagentur hatte prognostiziert, dass das Land etwa 32 GW an Windkraft und 50 GW an Solarenergie zubauen würde, während BloombergNEF jeweils 36 GW an neuen Solar- und Windenergiekapazitäten erwartete und beim PV-Zubau noch eine Möglichkeit für 40 GW sah.
Nun lag die offizielle Zahl bei Photovoltaik sogar bei 48 Gigawatt. „Die Solar-Zahl ist aber irgendwie erklärbar, oder zumindest innerhalb der Vorstellungskraft“, sagte der in Peking ansässige BloombergNEF-Analyst Jonathan Luan Dong in einem Interview, denn „Spitzenwerte bei der Installation zum Jahresende sind für den Markt normal, besonders in den letzten Jahren, in denen es eine Tarifsenkung zum Jahreswechsel gab“.
Die chinesischen Zahlen sorgen für ein großes Plus beim Windkraftausbau (Grafik: GWEC)
Die Windzahlen sprengen dagegen alles. Die chinesische Behörde meldete für 2020 fast 72 GW an neuer Windleistung, was mehr ist, als z.B. der Global Wind Energy Council für die gesamte Welt erwartet hatte.
„Allein im Dezember wurden angeblich mehr als 47 GW installiert, was höher ist als die gesamte chinesische Windkapazität von 2018 und 2019 zusammen“, so ein überraschter Li von Wood Mackenzie. Verschiedene Analysten hegen daher Zweifel an der Richtigkeit dieser Zahlen, denn sie stimmen auch nicht mit den Beobachtungen vor Ort überein.
Die Installation von 47 GW allein in einem Monat hätte laut Luan zu ernsthaften Engpässen in der Lieferkette geführt. Aber dafür gibt es kaum Anzeichen. Außerdem ist in vielen Teilen Chinas der Boden im Dezember zugefroren, sodass es schwierig wäre, Bauarbeiten durchzuführen.
Wie kommen nun also die hohen Zahlen zustande? Die Experten sind sich nicht einig, vermuten aber zum einen neue Berechnungskriterien. So könnten etwa die in früheren Jahren installierten, aber noch nicht ans Netz angeschlossenen Windparks 2020 mit eingerechnet worden sein, vermutet der chinesische Windenergieverband. Auch letztes Jahr nur teilweise fertiggestellte Projekte könnten mit in die Jahreszahl eingeflossen sein. Hinzu kommt eine schnelle Erholung von den anfänglichen Auswirkungen des Coronavirus, denn China ist die einzige große Volkswirtschaft, die während der Pandemie ein Wirtschaftswachstum verzeichnete: Offizielle Zahlen berichten von einem BIP-Wachstum von 2,3 % im Jahr 2020, während die inländische Stromnachfrage ab April 2020 die Zahlen von 2019 übertraf.
Dass sich der chinesische Zubau in den kommenden Jahren verlangsamen könnte, ist grundsätzlich nicht zu erwarten. Egal ob nun 120 oder doch 'nur' 72 GW zugebaut wurden, Chinas Kapazitäten an Kohlestrom müssen von gegenwärtig fast 1100 auf 680 Gigawatt fallen, wenn die CO2-Ziele bis 2030 erreicht werden sollen, wie die Zeit berichtet. Es bleibt also noch eine Menge zu tun.
- Autor:
- Katrin Radtke
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