2024-11-05
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Investitionen in Energiewende boomen – trotz Corona

Die Welt investierte im vergangenen Jahr eine neue Rekordsumme in den Ausbau von kohlenstoffarmen Anlagen, darunter erneuerbare Energien, sauberer Transport, Energiespeicher sowie elektrische Wärme – und das trotz der weltweit grassierenden Corona-Pandemie. Und auch für den Wiederaufbau nehmen grüne Investitionen eine Schlüsselposition ein.

Eine neue Analyse von BloombergNEF (BNEF) zeigt, dass sich Investoren weltweit 2020 nicht von Corona haben aufhalten lassen, um ihr Geld in die Energiewende zu investieren. Dabei ist für das Jahr 2020 sogar die Rekordsumme von 501,3 Mrd. US-Dollar zusammen gekommen, eine Steigerung von neun Prozent gegenüber 2019.

Unternehmen, Regierungen und Haushalte haben 2020 allein 303,5 Mrd. $ in den Ausbau von erneuerbaren Energien investiert, ein Anstieg von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem der Ausbau der Solarkapazitäten war hoch wie nie. Aber auch die Offshore-Windkraft hat ihren Teil beigetragen: Die investierte Summe von 50 Milliarden Dollar entspricht einem Anstieg von 56 Prozent. Allein die Investition in den 2,5-GW-Dogger-Bank Windpark in der britischen Nordsee beläuft sich auf 8,3 Milliarden Dollar.

Jon Moore, Chief Executive von BNEF, erklärte: „Die Coronavirus-Pandemie hat den Fortschritt bei einigen Projekten gebremst, aber insgesamt waren die Investitionen in Wind- und Solarenergie robust und der Absatz von Elektrofahrzeugen ist stärker als erwartet gestiegen. Der Ehrgeiz der Politik nimmt eindeutig zu, da sich immer mehr Länder und Unternehmen zu Netto-Null-Zielen verpflichten und grüne Konjunkturprogramme beginnen, ihre Wirkung zu entfalten. Dies sollte in den kommenden Jahren zu steigenden Investitionen führen.“

Der Anstieg der Investitionen in die Energiewende wird im Langzeitblick deutlich (Grafik: BloombergNEF)

Albert Cheung, Leiter der Analyseabteilung bei BNEF, mahnte allerdings auch eindringlich: „Wir müssen über Billionen pro Jahr sprechen, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen.“ Denn die Investitionen fallen regional sehr unterschiedlich aus: Während Europa mit 81,8 Mrd. Dollar (+52%) den höchsten Stand seit 2012 erreicht und China mit 83,6 Mrd. Dollar (-12%) fast einholen kann, sind die Investitionen in den USA allein in Windenergie um 20 Prozent auf 49,3 Mrd. US-Dollar gesunken. Die Zahlen für Indien sehen ähnlich schlecht aus.

Sicherlich spielt die jeweilige politische Situation zusätzlich zur Pandemie eine wichtige Rolle. Der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen unter Donald Trump ist eine der ersten Maßnahmen, die Neupräsident Joe Biden rückgängig machen will. Allerdings weist Sascha Lafeld, Head of Carbon Offset & Green Energy Services bei Climate Partner, auf die grundsätzliche momentane Unsicherheit im Land hin: „Was genau die USA zukünftig zum globalen Klimaschutz beitragen können, muss dort [...] innenpolitisch komplett neu ausgehandelt werden, da durch den Austritt aus dem Abkommen die ursprünglichen amerikanischen Ziele ungültig wurden. Das birgt auf der einen Seite Unsicherheit, ist jedoch zugleich auch eine Chance für die Amerikaner, eine Führungsrolle im Bereich des internationalen Klimaschutzes zu erlangen.“

Der Offshore-Markt boomt auch bei Investoren (Bild: Pixabay)

Deutschland, bislang ein emsiger Treiber der Energiewende, stand im vergangenen Jahr vor allem unter dem Eindruck der Diskussionen um eine Reform des EEG, die sich bis Jahresende hinzogen. Insofern fallen die Investitionen mit 7,1 Mrd. Dollar, einem Anstieg von 14 Prozent, moderat aus. Da im Jahr 2021 eine neue Regierung gewählt wird, bleibt abzuwarten, wie sich die Situation unter Einfluss des Wahlkampfes verändern wird. Die Parteien bringen sich momentan in Stellung, wie Aussagen des SPD-Bundestagsfraktionsvizes Matthias Miersch zeigen. Der SPD, momentan Regierungspartner in der Großen Koalition, droht bei der Wahl ein Debakel, während den Grünen laut Umfragen gute Chancen auf eine mögliche Koalition mit der CDU eingeräumt werden. Miersch schoss im Handelsblatt gegen die Grünen auf Länderebene: „Es ist offensichtlich, dass die Hemmnisse beim Ausbau in verschiedenen Verantwortungssphären liegen und damit auch bei den – oft grün mitregierten – Ländern.“ Allerdings ging er dabei selektiv vor und verschwieg, dass unter den Bundesländern, in denen es mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien hakt, auch einige SPD-geführte sind.

Neben diesen landesinternen Streitereien darf der globale Blick nicht vergessen werden, denn gerade Schwellen- und Entwicklungsländern kommt eine Schlüsselrolle zu, wie die International Finance Corporation (IFC) der Weltbank betonte. So bietet die Unterstützung kohlenstoffarmer Investitionen allein in 21 ausgewählten Schwellenländern im Zuge des Wiederaufbaus nach Corona das Potenzial, Investitionsmöglichkeiten in Höhe von 10,2 Billionen US-Dollar zu generieren, 213 Millionen Arbeitsplätze zu schaffen und die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 4 Milliarden Tonnen zu reduzieren.

Dadurch wird nicht nur die wirtschaftliche Erholung nach Corona angekurbelt, sondern auch dazu beigetragen, die unverhältnismäßigen Auswirkungen des Klimawandels auf die ärmsten und verletzlichsten Menschen der Welt zu verringern.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Investition, erneuerbare Energie, offshore, Dollar, global, Corona, Pandemie, Schwellenland, Deutschland, USA, Politik, Joe Biden, Energiewende
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