2024-04-25
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Halbzeit in Husum

Nach dem Bergfest der HUSUM Wind als der deutschen Windleitmesse ist es Zeit, ein erstes Fazit ziehen: Die Stimmung ist zwar schlecht, aber nicht hoffnungslos. Die Branche stagniert nicht, ganz im Gegenteil, sondern steckt auch nach mehr als 30 Jahren noch voller Innovationskraft.

Zeigt auch in Husum Präsenz: Greta Thunberg, Vorreiterin bei #FridaysforFuture (Bild: K. Radtke)Zeigt auch in Husum Präsenz: Greta Thunberg, Vorreiterin bei #FridaysforFuture (Bild: K. Radtke)

Schon die Eröffnungsveranstaltung am Dienstag bestimmte die Tonalität der diesjährigen HUSUM Wind: Es wurde politisch. Die Branche steckt in einer Krise – vielleicht sogar der größten seit ihrem Bestehen. Allerdings denkt keiner ans Aufgeben – die Unternehmen wollen kämpfen um den Heimatmarkt.

Der Zusammenbruch der deutschen Solarbranche vor einigen Jahren hat gezeigt, was geschieht, wenn eine verfehlte Politik einen ganzen Industriezweig nachhaltig zerstört. Dieses negative Beispiel vor Augen führt dazu, dass der Ton in der Windbranche rauer geworden ist. Statt höflicher Floskeln nehmen auch die Unternehmensvertreter mittlerweile kein Blatt mehr vor den Mund – und sparen nicht mit Kritik am derzeitigen Kurs der Bundesregierung. Dass Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sich gar nicht erst nach Husum bemüht hatte, war im Nachhinein vielleicht auch besser, denn er hätte sich sehr unangenehme Fragen gefallen lassen müssen.

Daniel Günther, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, kam stattdessen, um die Messe zu eröffnen und brachte gleich sein gesamtes Kabinett mit. Er machte sehr deutlich, dass er bezüglich des Vorgehens in der Energiewende ganz anderer Meinung als Parteikollege Altmaier ist. Kein Wunder, spielt doch die Windenergie im hohen Norden traditionell eine große Rolle. In der Nähe von Husum befindet sich die Wiege der deutschen Windenergie – und auch die Messe feiert 30-jähriges Jubiläum.

Genehmigungsstau, eine Klageflut, zu viele Regularien, teilweise gepaart mit einer unklaren Gesetzeslage – die Liste der derzeitigen Probleme ist lang, die ersten 30.000 Arbeitsplätze in der Windindustrie sind bereits verloren gegangen. Und auch wenn es zuletzt nicht mehr überraschend kam, so hat die aktuelle Insolvenz des deutschen Turbinenherstellers Senvion doch Spuren hinterlassen. Beim deutschen Marktführer ENERCON drohte CEO Hans-Dieter Kettwig ganz unverhohlen damit, die Produktionsstätten langfristig ins Ausland zu verlegen – nicht aber ohne seine Arbeiter vorher zum Demonstrieren auf die Straße zu schicken. In Zeiten von #FridaysforFuture durchaus eine ernstzunehmende Drohung.

Bild mit Symbolcharakter: Dunkle Wolken ziehen über Husum auf (Bild: K. Radtke)

Aber die Branche zeigt in Husum eben auch, was noch alles möglich wäre, wenn man sie denn lässt: Vor allem die neuen Technologien rund um grüne Wasserstoffgewinnung und -nutzung sind auf der Messe überall präsent. Auch hier gehen die norddeutschen Bundesländer Hand in Hand mit den Unternehmen voran und versuchen, bundespolitisch ihren Einfluss geltend zu machen. Das ist nicht immer ganz einfach, wie Jan Philipp Albrecht , Umweltminister in Schleswig-Holstein, zugab: „Wir werden vom Bund gedeckelt und drohen in einigen Bereichen den Anschluss an den Weltmarkt zu verlieren.“

Vor allem auf die Sektorenkopplung wird gehofft, denn um grüne Energie auch endlich in den Verkehr und Wärmesektor zu bringen, bedarf es noch ganz erheblicher Anstrengungen. An Ideen mangelt es jedenfalls nicht.

Ein weiteres großes Thema, das in den kommenden Jahren akut wird, ist der Weiterbetrieb für alte Windparks, die aus der EEG-Förderung fallen. Lohnt sich der Weiterbetrieb noch? Kann man den Windpark repowern – angesichts der derzeitigen Dauer von Genehmigungen ein schwieriges Thema. Kein Wunder, dass immer mehr Vermarkter daher auf Stromabnahmeverträge (englisch: PPA) mit Großunternehmern setzen. Das Prinzip ist aus den USA hinlänglich bekannt und dürfte auch in Deutschland beliebter werden, denn auf diese Weise können die Betreiber ihren Strom auch weiterhin verkaufen.

Auffällig ist in diesem Jahr, dass die großen Neuvorstellungen vor allem der Turbinenhersteller direkt zur Messe ausblieben. Stattdessen haben die Unternehmen bereits im Laufe des Jahres ihren neuen Plattformen und Systeme vorgestellt, während auf der Messe vor allem Upgrades für den Betrieb gezeigt werden. Die Hersteller und Kunden kennen sich mittlerweile gut genug, sodass man nicht mehr auf ein Messeevent angewiesen ist, um seine Produkte zu verkaufen. Auch das ein Zeichen einer erwachsenen Branche.

Ob es diese auch in den kommenden 30 Jahren noch geben wird, das wird sich allerdings zunächst in den kommenden Wochen in Berlin zeigen. Ansonsten kann es sein, dass die HUSUM Wind 2019 bereits ein erster Abgesang der Windindustrie war.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
HUSUM Wind, Messe, Event, Fazit, Halbzeit, Kritik, BMWi, Bundesregierung, Schleswig-Holstein, Hersteller, Wasserstoff, FridaysforFuture
Windenergie Wiki:
Windpark, REpower, Energiewende, Enercon



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