2024-11-21
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Gemischte Aussichten: Naht das Ende der Menschheit?

Nach den neuesten Prognosen von BloombergNEF (BNEF) im ‚New Energy Outlook 2019‘ können die Menschen zwar bis 2050 ein Stromnetz aufbauen, das fast zur Hälfte von erneuerbaren Energiequellen versorgt wird. Trotzdem reichen diese Anstrengungen allein nicht aus, um die Erderwärmung in den Griff zu bekommen. Das Ende der uns bekannten Zivilisation könnte daher schneller anstehen, als uns lieb ist...

Jedes Jahr werden im New Energy Outlook (NEO) die Kosten konkurrierender Energietechnologien durch eine nivellierte Energiekostenanalyse verglichen. Mittlerweile stellen Wind oder Sonne in etwa zwei Dritteln der Welt die kostengünstigste Option in der Stromerzeugung dar. Die Stromnachfrage wird in den kommenden Jahren um voraussichtlich 62 Prozent ansteigen, was dazu führt, dass sich die globale Erzeugungskapazität zwischen 2018 und 2050 fast verdreifacht.

Der Anteil der Kohle am Strommix wird von von heute 37 Prozent auf einen zu vernachlässigenden Anteil von 12 Prozent bis 2050 sinken, während Öl als Stromerzeugungsquelle praktisch eliminiert wird. Stattdessen wird Strom vor allem aus Wind und Sonne gewonnen. Der Anteil wird bis 2050 von heute 7 Prozent auf insgesamt 48 Prozent ansteigen. Die Beiträge von Wasser, Erdgas und Kernenergie bleiben prozentual in etwa gleich.

Matthias Kimmel, leitender Analyst für den NEO 2019, erklärt die Ergebnisse: „Unsere Analyse des Stromsystems bestätigt eine wichtige Botschaft aus früheren New Energy Outlooks: Solarmodule, Windturbinen und Lithium-Ionen-Batterien werden auch weiterhin aggressive Kostensenkungskurven von 28%, 14% bzw. 18% für jede Verdoppelung der weltweit installierten Kapazität aufweisen.“

Bis 2030 wird die mit diesen drei Technologien erzeugte, gespeicherte und verteilte Energie die Kosten für eine Stromerzeugung aus bestehenden Kohle- und Gaskraftwerken preislich fast überall unterbieten. Dabei kommt der Bericht zu dem Schluss, dass für die Erneuerbaren künftig keine Subventionen mehr nötig sein werden.

„Die Zeiten, in denen direkte Unterstützungen wie Einspeisevergütungen benötigt werden, gehen zu Ende“, schlussfolgert Elena Giannakopoulou, Leiterin der Energiewirtschaft bei BNEF. „Um diesen Grad des Übergangs und der Dekarbonisierung zu erreichen, sind jedoch weitere politische Änderungen erforderlich – nämlich eine Reform der Energiemärkte, um sicherzustellen, dass Wind, Solar und Batterien für ihre Netzbeiträge angemessen vergütet werden.“

Mehr Elektroautos führen zu einem höheren Strombedarf (Bild: Pixabay)

Dabei kommt Europa eine Schlüsselstellung zu, denn in der europäischen Gemeinschaft wird eine Dekarbonisierung am schnellsten vonstatten gehen. 2050 könnten in Europa bereits 92 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden. Die USA und China folgen langsamer, da aufgrund der noch reichlich vorhandenen Rohstoffe im Kohle- und Gasbereich der Druck hin zu einer Dekarbonisierung deutlich geringer ist.

Allerdings kommt auch der NEO nicht ohne Warnung aus: Um das Ziel, die globale Erwärmung auf 2 Grad zu beschränken, zu erreichen, muss sehr viel mehr getan werden, als nur die Erneuerbaren auszubauen. Eine hundertprozentige Elektrifizierung des Straßenverkehrs und der Beheizung von Wohngebäuden führt zum Beispiel zu der Notwendigkeit, die Stromerzeugung insgesamt noch deutlich auszubauen. Deshalb müssen gezielt neue Technologien gefördert werden – Power-to-X ist hier nur ein Stichwort. Hier sieht der Bericht bislang auch die größten Probleme, denn die einzelnen Länder müssen konkret auf eine Politik setzen, die zugleich innovationsfreundlich ist, aber auch durch langfristige Programme Sicherheit mit sich bringt.

Dass die Zeit drängt, verdeutlicht ein anderer Bericht, der einem ‚Worst-Case-Snerario‘ nachgeht. David Spratt und Ian Dunlop beschreiben in ihrem ‚Existential climate-related security risk: A scenario approach‘ einen Weltuntergang, der die Menschheit bereits im Jahr 2050 ereilt – wenn sich nicht schnell radikal etwas an der Klimapolitik ändert.

So verweisen sie in ihrem Bericht unter anderem auf den emeritierten Direktor des Potsdam-Instituts, Prof. Hans Joachim Schellnhuber, der davor warnt, dass „der Klimawandel nun das Endspiel erreicht hat, wo die Menschheit sehr bald die Wahl hat, beispiellose Maßnahmen zu ergreifen oder zu akzeptieren, dass sie zu spät reagiert hat und nun die Folgen tragen muss“. Wenn die Menschheit den gegenwärtigen Weg fortsetzt, gibt es ein sehr großes Risiko, „dass wir unsere Zivilisation einfach beenden. Die menschliche Spezies wird zwar irgendwie überleben, aber wir werden es schaffen, fast alles zu zerstören, was wir über die Zeit der letzten zweitausend Jahre aufgebaut haben.“

Ein Bild geht um die Welt: Klimaforscher Steffen M. Olsen vom Dänischen Meteorologischen Institut postet bei Twitter ein Bild aus Grönland, das Schlittenhunde zeigt, die ihren Schlitten durch knöcheltiefes Schmelzwasser ziehen müssen (Bild: Twitter)

Die Folgen wären weitreichend: Von Wetter-Extremen, die bestimmte Regionen unbewohnbar machen bzw. einfach überfluten, über die Zerstörung von ganzen Ökosystemen hin zu sozioökonomischen Problemen: Dürre und Missernten führen zu weiteren Flüchtlingsbewegungen weltweit, vor allem aber Richtung Europa. Dort kann allerdings dann auch kaum noch Nahrung für die eigene Bevölkerung produziert werden.

Ein wahres Weltuntergangsszenario also, das Spratt und Dunlop in ihrem Bericht zeichnen – in dem Bewusstsein, ganz deutlich aufzuzeigen, was passieren KANN, aber nicht MUSS. Ihr Bericht endet mit dem Aufruf an die Politik, zu handeln. Und zwar schnell!

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
BNEF, Bloomberg, Klimaforschung, Weltuntergang, Szenario, erneuerbare Energie, Wind, Solar, Anstieg, Strommix, Wachstum, Klimawandel
Windenergie Wiki:
Dekarbonisierung



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