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Hinter den Kulissen: US-Forschung profitiert bereits von Offshore-Windenergie
Erst kürzlich hat ein neues Whitepaper von der Special Initiative on Offshore Wind (SIOW) mit Analysen der Renewables Consulting Group ausführlich darauf aufmerksam gemacht, was für ein großes ungenutztes Potenzial in diesem Industriezweig teckt. Die Analysen gehen davon aus, dass bis 2030 allein in den sieben Staaten der Atlantikküste eine Kapazität von fast 20 Gigawatt Offshore-Windenergie zu finden ist. Werden all diese Windparks tatsächlich gebaut, kann die Industrie knapp 70 Milliarden Dollar Umsatz in der Lieferkette verzeichnen.
Zu den Schlüsselkomponenten, die für diesen Ausbau benötigt werden, gehören laut dem amerikanischen Windenergieverband AWEA:
- über 1.700 Offshore-Windturbinen und -türme: 29,6 Milliarden Dollar
- über 1.750 Offshore-Windturbinen- und Umspannwerksfundamente: 16,2 Mrd. USD
- über 8.000 Kilometer an verschiedenen Kabeln: 10,3 Milliarden Dollar
- über 60 Onshore- und Offshore-Umspannwerke: 8 Milliarden Dollar
- Marineunterstützung, Versicherungen, Projektmanagementaktivitäten: 3 Milliarden Dollar
Die Vorhersagen sehen eine blendende Zukunft für Offshore-Wind in den USA (Bild: Special Initiative on Offshore Wind)
„Die Darstellung der Zahlen in diesem Whitepaper zur Industrialisierung der Offshore-Windenergie in den USA zeigt, wie viel Potenzial in diesem Sektor steckt, von oben bis nach ganz unten“, erklärt Jason Folsom, Bostoner National Sales Director für MHI Vestas Offshore Wind. „Offshore-Wind ist ein außergewöhnlich überzeugendes Fallbeispiel als Motor für die Energiewende in den USA.“
Unterdessen zeigen verschiedene Forschungsbereiche bereits heute, dass von Offshore-Wind nicht allein die Energiewirtschaft profitiert: So haben Studierende der University of Rhode Island kürzlich im Block Island-Windpark ein Forschungsprojekt durchgeführt, in dessen Rahmen die Geräusche von Walen aufgezeichnet wurden.
URI-Ingenieurstudenten setzen ein von ihnen entwickeltes akustisches Gerät zur Erkennung von Walgeräuschen in der Nähe des Windparks Block Island ein. (Foto: Luke Puk, University of Rhode Island)
„Was wir versucht haben war, Meeressäuger akustisch zu erkennen, indem wir ein Hydrophon unter Wasser installiert haben, das auf die Geräusche von Walen lauscht. Diese Geräusche werden dann an einen Server gesendet, den wir auf dem Campus haben, und wir können sie live hören oder aufnehmen", erklärt Luke Puk, einer der beteiligten Studenten. Dabei wurden neben Geräuschen von Delfinen auch Sei- und Finnwale aufgezeichnet, allerdings müssen die umfangreichen Daten erst noch komplett ausgewertet werden.
Etwas weiter ist man da im Bereich des Eriesees, wo demnächst der Icebreaker-Windpark mit sechs Anlagen im Wasser entstehen soll. Zwar kein Offshore-Windpark im klassischen Sinne, aber auch hier profitieren Energiewirtschaft, Umweltschutz und Forschung bereits voneinander: So ist der Entwickler des Windparks, die Lake Erie Energy Development Corporation (LEEDCo), zusammen mit 21 führenden Forschungseinrichtungen des Landes an verschiedenen Untersuchungen beteiligt, die langfristig zu einer Verbesserung der Wasserqualität im See beitragen sollen. Dazu gehören der Austausch wissenschaftlicher Daten, der Zugang zu Offshore-Plattformen und die Forschung zur Überwachung und zum Verständnis groß angelegter Prozesse am Eriesee.
„Unsere Mission hier geht über die reine Erzeugung sauberer Energie hinaus“, erzählt Lorry Wagner, LEEDCo-Präsident. „Alle unsere Großen Seen sind lebenswichtige, immense Ressourcen für Menschen und Tiere. Vom ersten Tag an war es unsere Mission, sie zu schützen und die Wissenschaft voranzutreiben, um diese Region für die kommenden Generationen gesund zu erhalten. Diese Zusammenarbeit im Bereich des Datenaustausches wird uns die Möglichkeit geben, Seite an Seite mit der Forschungsgemeinschaft an der Entwicklung des fortschrittlichsten Seeüberwachungssystems in der Großen Seenplatte zu arbeiten.“
So soll der Windark im Eriesee einmal aussehen (Bild: LEEDCo)
Traditionell müssen Forscher im Winter ihre Sensoren und Bojen aufgrund des Eisgangs aus dem See entfernen und können sie erst im Frühjahr wieder einsetzen. Mit den Investitionen von LEEDCo in die Offshore-Infrastruktur können Wissenschaftler jedoch ganzjährig ihre Sensoren einsetzen und Daten in den Gewässern des Eriesees sammeln. Dies ist eine ideale Ergänzung zu den weiteren vereinbarten Regelungen rund um den Windpark, die beinhalten, dass für mindestens fünf Jahre Flora und Fauna rund um den Park beobachtet und Messungen zur Wasserqualität vorgenommen werden.
Während der Bau des nächstes Offshore-Windparks also weiter auf sich warten lässt, profitieren die Amerikaner bereits heute von diesem aufstrebenden Industriezweig.
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- presse@windmesse.de
- Keywords:
- USA, offshore, Windpark, Industrie, Ausblick, Forschung, Rhode Island, Block Island, Umwelt, Energiewirtschaft
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