2024-11-22
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Innovationen von der Insel: Großbritannien investiert in Windenergieforschung

Angesichts des Brexit kämpft Großbritannien darum, auch weiterhin ein Technologie-Leader im Bereich der Windenergie zu bleiben. Nun wurden Forschungsgelder in Millionenhöhe für zwei Projekte frei gegeben: In Schottland will man Windenergie aus Straßenlaternen gewinnen, während verschiedene englische Universitäten an einem Tauchroboter zur Inspektion von Offshore-Anlagen arbeiten.

In Schottland liebt man Windenergie. Bis 2020 will sich das Land komplett mit erneuerbaren Energien versorgen, bei knapp 60 Prozent liegt der Anteil im Moment bereits. Ein Großteil davon stammt aus Windenergie. Nun haben sich zwei Unternehmen zusammengeschlossen, die der Windenergie noch einen zusätzlichen Push geben könnten: Die NVT Group, ein IT- und Technologie-Spezialist aus Lanarkshire in Zentralschottland, hat sich mit Own Energy Solutions zusammen getan, um künftig Windenergie aus Straßenlaternen zu gewinnen.

Own Energy hat eine kleine Windkraftanlage mit Umrichtersystem entwickelt, die an Laternenpfählen befestigt werden kann. Die von den Turbinen erzeugte Energie wird über einen maßgeschneiderten Wechselrichter entsprechend umgewandelt und kann anschließend direkt in das Netz eingespeist werden. Dadurch wird es möglich, dass jeder geeignete Laternenpfahl eine halbe Tonne Kohlenstoff einspart, die sonst in die Atmosphäre abgegeben werden würde.

Auch die BBC hat das Thema bereits aufgegriffen und zeigt ein Bild der Windkraftanlagen an einer Straße.

Um die Forschung voranzutreiben, wird die NVT Group in den kommenden 15 Jahren 3,5 Millionen Pfund investieren. Dazu werden innerhalb der nächsten zwölf Monate 25 neue Jobs geschaffen. Insgesamt rechnen die beiden Unternehmen mit bis zu 300 weiteren Arbeitsplätzen in den kommenden drei Jahren.

Der schottische Unternehmer David Gordon, Chief Executive von Own Energy, sagte: "Unser Geschäft dürfte schnell wachsen und wir wissen, dass die NVT Group auf der Grundlage ihrer bisherigen Erfahrungen in der Lage sein wird, mit einem solchen Wachstum umzugehen. In Großbritannien gibt es rund zehn Millionen Straßenlaternen und über 20 Prozent davon sind für die Umwandlung geeignet, was eine sehr skalierbare Geschäftsmöglichkeit mit riesigem Exportpotential darstellt.“

Das Interesse an der Technologie ist sehr groß. So gab es bereits Anfragen aus den USA, Kanada, Mexiko, Irland und Südafrika, sowie öffentlichen und privaten Einrichtungen in Großbritannien. „Wir glauben, dass dieses Unternehmen das Potenzial hat, innerhalb von fünf Jahren jährlich einen Umsatz von über 400 Millionen Pfund zu erzielen“, erklärt Gordon.

Etwas weiter südlich auf der Insel steht derweil die Offshore-Windenergie im Fokus der Forschungen. So hat ein Experten-Konsortium von verschiedenen Universitäten (Manchester, Warwick, Cranfield, Durham und der Heriot-Watt University in Edinburgh) vier Millionen Pfund erhalten, um den Einsatz von humanoiden Robotern zu Inspektionszwecken in der Offshore-Industrie auszuloten.

Dr. David Flynn, Direktor der Smart Systems Group (SSG) an der Heriot-Watt-Universität, erklärte, was es mit dem Projekt auf sich hat: „Die britische Regierung hat sich ehrgeizige Ziele zur Dekarbonisierung gesetzt und will gleichzeitig den heutigen Anteil von 5 GW aus Offshore-Windparks bis 2050 auf 40 GW erhöhen. Die Kosten zur Erreichung dieser Ziele haben sich bislang auf eine Verringerung des Kapitalaufwands von Windenergieanlagen konzentriert, aber Betrieb und Instandhaltung der Turbinen, inklusive der Unterwasserverkabelung, wurden bislang weitgehend ignoriert.“

Das sei allerdings ein Fehler, denn derzeit könnten knapp 70% der Kabelausfälle nicht direkt lokal inspiziert werden, was oftmals eine genaue Diagnose verhindere. Deswegen sollen zukünftig humanoide Roboter direkt an den Kabeln und Fundamenten zum Einsatz kommen.

Noch hat der Roboter wenig Ähnlichkeit mit einem Humanoiden (Bild: Heriot-Watt University)

„Unser Ziel ist es, dem Vereinigten Königreich einen Wettbewerbsvorteil auf dem sehr lukrativen Offshore-Energiemarkt zu verschaffen. Mit Unserer hybriden humanoid-ähnlichen Technologie wollen wir die Energiekosten senken, um Steuerzahler zu entlasten“, so Flynn weiter.

Dass auch die Industrie selbst daran Interesse hat, bezeugt die Tatsache, dass von den vier Millionen Pfund eine Million von dort kommt, während die restlichen drei Millionen von der Regierung zur Verfügung gestellt werden.

Dabei ist die Idee hinter den Tauchrobotern nicht ganz neu: Ähnliche Forschungen zu humanoiden Tauchrobotern gibt es bereits seit Längerem in den USA (Windmesse berichtete).

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Windenergie Wiki:
Windpark, Turbine, Offshore, Dekarbonisierung



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