2024-11-06
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Mit gutem Beispiel voran: Wie die Wirtschaft politische Strömungen auskontert

Seit 2010 arbeitet Google an der Umstellung des Betriebs seiner Datenzentren und Büros weltweit auf erneuerbare Energien. Nun wird Vollzug vermeldet. Ab dem kommenden Jahr – und damit ein Jahr früher als geplant – wird der amerikanische IT-Konzern ausschließlich mit Grünstrom versorgt. Damit ist Google nur eines von vielen Unternehmen, die dem zukünftigen amerikanischen Präsidenten Donald Trump die schon heute vorherrschende Realität in der amerikanischen Wirtschaft aufzeigen.

Vor sechs Jahren hat der Internetgigant Google seinen ersten Kaufvertrag über Grünstrom abgeschlossen. Damals lautete das Ziel, bis 2018 komplett auf erneuerbare Energien umzusteigen. 19 Verträge später hat man sein Ziel vorzeitig erreicht: Bereits ab 2017 ist Google komplett grün, zumindest statistisch gesehen. Denn nicht überall auf der Welt sind ausreichend Solar- oder Windenergiekapazitäten in der Nähe von Googles Datenzentren verfügbar. Zwar will man zukünftig verstärkt auf regionale Lösungen setzen, aber solange das noch nicht überall möglich ist, investiert man vor allem im Heimatmarkt.

95 Prozent des sauberen Stroms stammen aus Windenergie, meist von Windparks in den USA. Damit erfüllt Google eigentlich alle Voraussetzungen, um in der Gunst von Donald Trump, dem designierten US-Präsidenten, ganz weit oben zu stehen. Der hatte seinen Wahlkampf schließlich unter der Prämisse geführt, die amerikanische Wirtschaft ankurbeln und neue Jobs schaffen zu wollen.

Das ist auch so ziemlich genau das, was die Windbranche in den vergangenen Jahren getan hat. „Innerhalb der letzten sechs Jahre sind die Preise für Wind- und Solarenergie um 60, respektive 80 Prozent gefallen. Damit stellen die erneuerbaren Energien unter Beweis, dass sie zunehmend die günstigste Option sind“, betont Urs Hoelzle, Vizepräsident der Abteilung für technische Infrastruktur bei Google, in einem Blogpost.

3,26 Milliarden Euro hat Google bisher in Projekte aus dem Segment der Erneuerbaren investiert, davon zwei Drittel in den USA. Und ein Ende ist nicht abzusehen, denn dahinter steckt nicht mehr nur das Engagement eines einzelnen Unternehmens, sondern ein Geschäftsmodell. Google baut darauf, dass sich in Zukunft noch mehr Kunden im Bereich des Cloud-Business für das Unternehmen entscheiden, gerade weil der Konzern auf Nachhaltigkeit setzt. „Ich kann zwar nicht genau sagen, in welchem Ausmaß es ein Entscheidungsfaktor für uns oder jemand anderen ist, aber es wird sicherlich für das ein oder andere Unternehmen eine Rolle spielen“, erklärt Gary Demasi, Präsident für Globale Infrastruktur und Energie bei Google, gegenüber Reuters.

Bild: Bloomberg New Energy Finance

Und die Zahlen geben Google Recht: Mehr als 71 Prozent der Fortune-100-Unternehmen haben sich bereits eigene Ziele für den Umstieg auf erneuerbare Energien und mehr Nachhaltigkeit gesetzt. „Das Modell wird immer attraktiver, wenn es nicht mehr mit einem Premium-Preisschild daher kommt“, erklärt Malcolm Woolf, dessen Agentur Advanced Energy Economy die Zahlen erhoben hat, gegenüber SFGate. Zugleich macht er deutlich, wer dafür verantwortlich ist – und wer nicht: „Das geht von den Unternehmen aus – nicht von der Regierung.“

„Wir sind sehr technologie-affin. Was wir aber nicht sind, ist kosten-affin. Wenn man sich unser Portfolio anschaut, gehen wir ausschließlich nach dem Preis für die Technologie“, so Neha Palmer, die Google's Energiestrategie mit entwickelt hat. Und da sind die Erneuerbaren mittlerweile schwer zu schlagen.

Zwar kann die Politik immer wieder negativ eingreifen, aber letztlich setzt sich die Wirtschaft durch, zumindest in kapitalistisch geprägten Systemen. Das hat auch Al Gore erkannt. Der ehemalige amerikanische Vize-Präsident hat sich in den vergangenen Jahren vor allem als Botschafter für Umweltbelange einen Namen gemacht. Kürzlich unterstützte er einen offenen Brief von 800 Wissenschaftlern an Donald Trump, dass dieser endlich aufhören möge, den Klimawandel zu leugnen und sich stattdessen den wissenschaftlichen Tatsachen stellen solle.

Bild: Climate Reality Project

In einem Gastbeitrag für den Blog Scientific American, wo auch der Brief veröffentlicht wurde, schrieb Gore: „Die Zukunft der Lebensbedingungen auf diesem Planeten hängt jetzt mehr denn je von Wissenschaftlern und Innovatoren ab, von der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft. Und von den gemeinsamen Anstrengungen, die bereits bekannten und kostengünstigen Lösungen für die Klimakrise auch zur Anwendung zu bringen.“

Die Politik fehlt ganz bewusst in der Aufzählung. Gore erklärt warum: „Aber genau wie der Klimawandel nicht bei Wahlen aufhört oder beginnt, stoppt auch die Umstellung auf mehr Nachhaltigkeit – die bereits auf einem guten Weg ist – nicht bei Politik oder Ideologie.“

Es bleibt zu hoffen, dass Gore dies auch dem ausgewiesenen Klimawandel-Skeptiker Trump erklärt hat, als sich die beiden kürzlich in Washington zum Gespräch trafen.

„Die Geschichte des Klimaschutzes ist eine Geschichte von Hoffnung und Fortschritt, nicht Verzweiflung. Das ist unser Weg voran.“ (Al Gore)

Autor:
Katrin Radtke
Email:
kr@windmesse.de
Windenergie Wiki:
Windpark, Trump



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