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Netzausbau auch im Ausland immer größeres Thema
Auch in der Debatte bei den europäischen Nachbarn steht der Netzausbau im Mittelpunkt der Energiewende. Eine neue Studie des Energy Technologies Institute (ETI) aus Großbritannien betont die Notwendigkeit des Netzausbaus, wenn man zukünftig erneuerbaren Energien flächendeckend ins Netz aufnehmen und weiterverteilen möchte. Auch im Hinblick auf die Sektorkopplung muss das bestehende Netz dringend ausgebaut und modernisiert werden.
Die Studie mit dem Titel „UK Networks Transition Challenges – A Systems View“ macht deutlich, dass langfristige und kostenintensive Regelungen getroffen werden müssen. Dazu bedarf es auch einem entsprechenden regulatorischen Unterbau. „In den kommenden Jahrzehnten wird sich das britische Energiesystem verändern müssen, um die Ziele einer Reduktion der Treibhausgasemission auf erschwingliche Weise zu schaffen. Der Großteil der britischen Energie wird derzeit im ganzen Land, und manchmal darüber hinaus, durch Strom- und Gasnetze zusammen mit flüssigen Treibstoffen wie Benzin und Diesel hin- und herverteilt. Es ist unerlässlich, dass all diese Netze für diesen Zweck ausgelegt und robust genug sind, um auf zukünftige Unsicherheiten zu reagieren. Es müssen bald Entscheidungen getroffen werden, welche Netzwerke zu bauen, zu entwickeln, zu pflegen oder zu entsorgen sind; wo und wann dies erfolgen soll“, erklärt Liam Lidstone, Chefstratege in der Studie.
Aber auch anderswo macht man sich Gedanken über den Netzausbau. So konnten die Amerikaner lange Zeit Platz 1 beim weltweiten Windenergieausbau für sich beanspruchen, was oft daran lag, dass die Chinesen zwar mehr Turbinen aufgestellt hatten (die Statistik spricht von durchschnittlich zwei Turbinen pro Stunde, einem Wert aus dem Jahr 2016), aber mit ihrem Netzausbau nicht hinterherkamen. In den vergangenen Jahren hat China allerdings auch massiv in diesen Teilbereich der Energiewende investiert – und tut dies auch weiterhin: So konnte sich der Schweizer Technologiekonzern ABB über einen neuen Auftrag aus dem Reich der Mitte freuen: Dort werden die Schweizer für 40 Millionen US-Dollar eine Stromleitung errichten, die mit modernster UHGÜ-Übertragungstechnik 5000 Megawatt saubere Wasserkraft über eine Entfernung von 1950 Kilometer transportiert, um den Strombedarf von 10 Millionen Menschen zu decken.
Zugleich kann die Region um Guangdong, die zu den weltweit dichtbesiedelsten gehört, durch die Stromtrasse ihren Kohleverbrauch deutlich reduzieren, was für die Menschen vor Ort deutliche Gesundheitsverbesserungen durch sauberere Luft mit sich bringt. „Ultrahochspannungstechnologien sind ein Schlüsselelement unserer Next-Level-Strategie und helfen expansiv ausgerichteten Ländern wie China steigende Mengen sauberer und erneuerbarer Energie zuverlässig und effizient über größere Distanzen zu transportieren“, sagt Claudio Facchin, Leiter der ABB-Division Stromnetze, zu dem Auftrag.
Wie es um das amerikanische Stromnetz bestellt ist, verdeutlicht ein Projekt, das ebenfalls in diesen Tagen Vollzug vermelden konnte: Clean Line Energy und GE Energy Connections dürfen endlich die ‚Plains & Eastern Clean Line‘ aufstellen – das größte Projekt zum Netzausbau in den Vereinigten Staaten seit 20 Jahren.
Auf einer Strecke von 1158 Kilometern werden neue Hochspannungsleitungen errichtet, die 4000 Megawatt Windstrom aus Oklahoma nach Arkansas, Tennessee und in weitere Bundesstaaten bringen und mehr als einer Million Bürger Zugang zu sauberer Elektrizität ermöglichen sollen. (Bild oben: GE)
Dabei kommt aber keineswegs die neueste UHGÜ-Technik wie in China zum Einsatz, sondern noch der Vorgänger, die HGÜ-Technologie. Nichtsdestotrotz verschlingt das Projekt, das rein privat finanziert wird, 2,5 Milliarden Dollar, soll aber auch für hunderte neue Jobs in den betroffenen Regionen sorgen. „Die USA haben eine Fülle an nachhaltigen Ressourcen und verfügen über leistungsfähige Windparks. Aber um die Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien zu erreichen, muss das Übertragungsnetz weiter entwickelt und verstärkt werden“, machte Russell Stokes, Vorsitzender der Abteilung für Übertragungsnetzwerke bei GE, in einem Blog-Post deutlich.
Bild: AWEA
Eine Diskussion, die in Deutschland nicht neu ist, allerdings auch weiterhin für Zündstoff sorgen wird. Denn teuer ist der Netzausbau überall und solange die Netzbetreiber die Kosten für den Ausbau auf die Stromkunden umlegen, hilft es auch nicht, dass unterdessen die Stromkosten für erneuerbare Energien immer weiter sinken.
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- kr@windmesse.de
- Keywords:
- Netze, Netzausbau, Energiewende, erneuerbare Energien, Deutschland, Großbritannien, USA, China, ABB
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